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Miss Kittin - Calling from the stars

Miss Kittin- Calling from the stars

wSphere / Wagram / Indigo
VÖ: 19.04.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ganz im Gegensatz

Reizwort Frauenquote. Allerorten wird sie gefordert. Allerorten? Was ist mit den DJ-Pulten dieser Welt? Auch dort herrscht alles andere als Testosteronmangel. Doch natürlich gibt es Ausnahmen. Man denke nur an Marusha. Oder eben an Miss Kittin alias Caroline Hervé. Seit fast 20 Jahren gibt sie in der Szene ihren elektronischen Senf dazu. Fast könnte man sie eine Alice Schwarzer des Techno nennen. Doch ist fraglich, ob das wirklich ein Kompliment wäre.

Wer so lange dabei ist, sucht fast zwangsläufig nach neuen Herausforderungen. Miss Kittin fand diese darin, ein Album zum ersten Mal komplett in Eigenregie aufzunehmen. Doch damit nicht genug: Die Französin läutet Kauf-zwei-bezahl-eins-Aktionswochen ein - mit einem Doppelalbum. Auf dessen erster CD präsentiert sie sich in gewohnter, von Gegensätzen geprägter Manier: Repetitive Techno-Elemente werden dem Kitten'schen Drang zum Songwriting unterworfen, unterkühlte Atmosphäre mischt sich mit wärmespendenden Bässen. Ja, diese Punkte lassen sich in Miss Kittins Werk fast durchgehend auf der Haben-Seite verbuchen.

Schwierig wird es in puncto Lyrics. "Life is my teacher" ist in seiner verbalen Beschränkheit fast schon ein Ärgernis - da kann Hervé das Ganze noch so schön französisch dahersäuseln. Das soll die Qualität der ersten Albumhälfte jedoch nicht allzu sehr schmälern. "Coming into my house" oder "Bassline" hauen zum Beispiel dorthin, wo's gut tut: mitten in die Tanzmuskeln. Und auch das mystisch angehauchte, bittersüße "Eleven" weiß zu überzeugen, bevor "Blue grass" wieder zu beschwingtem Synthpop ansetzt. Dann jedoch der Moment, der erschaudern lässt: eine Coverversion von R.E.M.s "Everybody hurts" - 4 Minuten und 21 Sekunden, die betroffen machen. Schnell weiter im Text.

Wer nach dem unrühmlichen Ausrutscher Erholung sucht, wird auf CD 2 fündig, wo sich Miss Kittin dem Ambient verschreibt. Als Vorbild dürfte hier unter anderem frühes Material von The Orb gedient haben. Und auch wenn sie hier Neuland betritt, scheint sie vielleicht unterbewusst schon mal dort gewesen zu sein. Vieles wabert hier ganz herrlich vor sich hin, wie das ausgedehnte "I don't know how to move" oder das mit Sprach-Samples angereicherte "Sortie des artistes" - ein schöner Kontrast zur ersten Albumhälfte. Wieder andere Tracks verrennen sich jedoch eher in den nebeligen Ambient-Schwaden, sodass man sich den Kürzungsstift herbeiwünscht. Ansonsten bleiben jedoch nicht viele Wünsche offen. Und spätestens am Ende von CD 2 ist auch der R.E.M.-Schock vergessen.

(Marco Wedig)

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Highlights

  • Coming into my house
  • Bassline
  • Eleven
  • I don't know how to move

Tracklist

  • CD 1
    1. Flash forward
    2. Coming into my house
    3. Bassline
    4. Calling from the stars
    5. Life is my teacher
    6. Maneki neko
    7. What to wear
    8. Night of life
    9. Tears like kisses
    10. Eleven
    11. Blue grass
    12. See you
    13. Everybody hurts
  • CD 2
    1. Only you
    2. Cosmic love radiation
    3. Tamarin Bay
    4. Sunset mission
    5. Mind stretching
    6. Ballad of the 23rd century
    7. What you see
    8. Sortie des artistes
    9. Silver Lake
    10. I don't know how to move

Gesamtspielzeit: 105:5 min.

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