Old Man Markley - Down side up

Fat Wreck / Edel
VÖ: 15.03.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Ist das noch Punk?
Punk und Folk verträgt sich gut, und zwar nicht erst seit Frank Turner und den Soloalben von Joey Cape und Greg Graffin. So verschieden die beiden Genres auf den ersten Blick scheinen - und das sicher nicht nur durch die Dezibel-Differenz -, so ähnlich sind sie sich doch in ihrer Basis. Akkordfolgen, Melodien und Songstrukturen sind nicht so weit voneinander entfernt. Man kann das an den wütenderen Dylan-Songs hören oder am zweiten Album von Old Man Markley.
Das erscheint bei Fat Wreck und dürfte das unverzerrteste Stück Musik auf dem Punk-Label seit der letzten Akustik-Aufnahme von NOFX sein. Denn auch wenn die Band sich selbst den Punk-Stempel auf die Stirn drückt, ist "Down side up" in erster Linie Folk. Folk mit ordentlich Feuer unter dem Hintern, aber immer noch Folk. Mandolinen und Banjos hüpfen und schwelgen über den Country-Gitarren, den Refrains verleihen Fiedel-Melodien den nötigen melancholischen Unterton. So richtig Punk ist bei Old Man Markley eigentlich nur das Tempo. "Blood on our hands" lässt den Schlagzeuger von Beginn an ein bisschen schwitzen, kommt aber dank dem Ohrwurmrefrain und im besten Sinne hübschen Gesanglinien nicht allzu polterig herüber.
Beim ersten Hören mag man der Platte gar unterstellen, ein bisschen zu zahm zu sein. "Come around here" fängt als zuckersüßer Popsong an, auch wegen der zarten Stimme von Autoharpistin Annie DeTemple. Später setzt dann ein vollständiger Bläsersatz ein, und plötzlich fühlt man sich an Mad Caddies oder Less Than Jake erinnert. Old Man Markley haben es meist recht gut raus, ihre Songs unscheinbar beginnen zu lassen und dann unter Zuhilfenahme von ein paar auf Bluegrass gebürsteten Punk-Standards den Hörer auf ihre Seite zu ziehen.
Die wunderbar ruppige Polka "Blindfold" ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Folkmusik mit genügend Druck hinter den Saiten ziemlich weit in den Punk lehnen kann. Dabei kommt der Band auch zu Gute, dass sie den Gesang auf drei Stimmen aufteilen, was einigen Songs wie dem hymnenhaften 100-Meter-Spring "Hand me down" noch mal einen Extra-Schub verpasst. "Down side up" schafft so den Spagat, sommerlich, fröhlich und eingängig zu sein, sich aber trotzdem irgendwie Punk nennen zu dürfen. Und das liegt auch daran, dass die Band weder als Lumineers auf Speed noch als verwässerter Poppunk herüberkommt.
Highlights
- Blood on my hands
- America's dreaming
- Come around here
Tracklist
- Blood on my hands
- Rehearsal
- America's dreaming
- Come around here
- Blindfold
- So much more
- Hard to understand
- Beyond the moon
- Hand me down
- Up side down
- Fastbreak
- Train of thought
- Too soon for goodnight
Gesamtspielzeit: 41:04 min.
Referenzen
Fake Problems; Whiskeytown; Bottle Rockets; Drive-By Truckers; The Lumineers; Deadstring Brothers; Swingin' Utters; Teenage Bottlerocket; Dead To Me; Tony Sly; The Loved Ones; Dave Hause; Joey Cape; Attack In Black; The Flatliners; Jason Isbell And The 400 Unit; Banner Pilot; Chuck Ragan; Hot Water Music; Me First And The Gimme Gimmes; Against Me!; The Lawrence Arms; Mike Ness; The Draft; Greg Graffin; Patterson Hood; Lucero