Gleis 8 - Bleibt das immer so
Island / Universal
VÖ: 24.05.2013
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Anders doof
Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine ganz gewöhnliche Alltagsszene: Der Hutträger im schwarzen Anzug mit dem Diplomatenkoffer scheint ein völlig herkömmlicher Geschäftsreisender zu sein. Doch die Szene auf dem Cover des Debütalbums der Gruppe Gleis 8 hat einen Haken; weit und breit ist kein Bahnhof zu sehen. Wer ist der Typ? Und stellt er sich auch diese alles entscheidende Frage, die schon der Albumtitel aufwirft: Bleibt das immer so?
Gleis 8, das sind vier Musiker, aus deren Reihen mit Sicherheit AnNa R. die Bekannteste ist. Tja, Rosenstolz sind passé, Herr Plate macht jetzt auch sein eigenes Ding, und Fräulein R. kann ja jetzt nicht einfach vor sich hin hartzen. "Es ist spannend, sich selbst neu zu erfinden", kommentiert sie die Gründungsphase der Band. Aber R. ist leider nicht Madonna oder Lady Gaga: Für eine gelungene Selbstneuerfindung braucht es schon etwas mehr, als einzig seine Mitmusikanten auszutauschen. Nun hört sich das musikalische Drumherum zwar eher nach Pur an als nach Rosenstolz, geändert hat sich sonst aber wenig.
AnNa R. klingt wie immer: Gewollt anders und dadurch besonders klischeehaft. Sie singt auch nichts Neues: "Wer ich bin", "Alles ohne Dich", "Ich liebe Dich nicht", und so weiter und so fort – drei von zwölf Titeln tragen das Personalpronomen schon in sich. Ausnahmslos jeder Song ist durchtränkt von kitschigen Direktansprachen und erscheint so auf eigenartige Weise ungemein lieblos. Von Lebensgefühl kann hier keine Rede sein, es ist vielmehr eine zynische Logik, die Gleis 8 bei ihren Liedern antreibt. Überhaupt, sind das wirklich zwölf Einzelstücke oder ist das einfach ein einziger, sehr sehr langer Song? Ständig geht es nur um die gleiche Geschichte im Schema "Du bist kacke, ich bin traurig" bzw. "Du bist traurig, ich bin kacke". Genölt wird immer, mitunter heißt es höchstens einmal "Wir gehen weiter / Immer weiter", aber das kann ja wohl kaum der Weisheit letzter Schluss sein, klingt doch auch das äußerst unbefriedigend. Eine Platte wie ein schwülstiger Seufzer der Überforderung.
Warum noch länger drumherum reden? Ja, es bleibt immer so. Nein, es wird nicht mehr besser. Nein, es ändert sich nicht. Nach ein paar Durchläufen steht es einem dermaßen bis obenhin. Dann hört man doch lieber Pur, die waren wenigstens meistens gut gelaunt und sangen lustige Sachen von Indianern und so. Das hat auch keinen Inhalt, macht aber wenigstens nicht depressiv.
Highlights
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Tracklist
- Ändern
- Die Chance
- Wer ich bin
- Eine Sekunde
- Geh nicht
- Bleibt das immer so
- Alles ohne Dich
- Ich lieb Dich nicht
- Hier
- Teufel
- Liebe ohne Gewähr
- Zeit
Gesamtspielzeit: 47:05 min.
Referenzen
Pur; Christina Stürmer; Rosenstolz; Peter Plate; Diane; Pe Werner; Silly; Ich + Ich; Ulla Meinecke; 2raumwohnung; Paula; Marianne Rosenberg; Katja Ebstein; Pohlmann; Clueso; Philipp Poisel; Bosse; Johannes Oerding; Laing; Silbermond; Stefan Gwildis; Laith Al-Deen; Söhne Mannheims; Xavier Naidoo; Anstatt Blumen; Virginia Jetzt!; Spillsbury; Mia.; Nena; Pur; Toni Kater; Andreas Bourani; Stefan Waggershausen; Westernhagen; Herbert Grönemeyer; Rio Reiser; Ideal; Ina Deter; Alexandra; Annett Louisan; Ina Müller; Luxuslärm; Karpatenhund; Frida Gold; Klee; Cora; Anna Depenbusch