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Implodes - Recurring dream

Implodes- Recurring dream

Kranky / Cargo
VÖ: 19.04.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Atmosphären-Surfer

Wie sich Musik als flirrende Hirnstromlinie anhören könnte? Dafür interessiert sich das Chicagoer Viergespann Implodes seit seinem Debüt "Black Earth" mit äußerster Hartnäckigkeit. Auch auf seinem Zweitwerk "Recurring dream" weitet eine Menge Hall den Raum zwischen den Versuchsanordnungen. Dazwischen blinken und blitzen Delta-, Teta- und Gammawellen um die Wette und vereinen sich doch mit allen weiteren Großbuchstaben des altgriechischen Alphabets zu einer in Würde ergrauten Klanglandschaft. Shoegaze müsste da draufstehen, wenn Implodes nicht einerseits noch tiefer nach innen, andererseits noch verdaddelter in die Sterne gucken würden.

Stattdessen entlehnen "Scattered in the wind" und "Necronomics" ihre Bassmelodien aus dem New Wave, ihren langen Atem finden sie hingegen bei Post- und Krautrock gleichermaßen. Dazu bringen Implodes die Gitarreneffekte dermaßen zum Fließen, dass ihnen jegliche Gravitation abhandenkommt. Die Stimmen säuseln und flüstern mal klerikal, mal verträumt, mal als Endzeit-Gebet, immer jedoch surfen sie als flüchtige Botschaft durch die Atmosphäre. Und das Schlagwerk wirkt nüchtern betrachtet unterproduziert, hält letztlich aber kongeniale Spannung zwischen Schubkraft und wachsweichen Knien. Durch all diese kleinen Verschiebungen zeigt sich "Recurring dream" derart hoffnungslos lost in space, dass man auch das Wörtchen "Spacerock" aufgrund seiner Schwerkraft kaum über die Lippen bringt.

Was all dies dennoch zum Flirren bringt, sind die Sololäufe, die stets beinahe artifiziell überspitzt durch die Klangteppiche schneiden. "Ex mass" dickt dazu die Gitarrenwände maximal an - was im Implodes-Universum allerdings immer noch klingt, als hätten Mogwai ihr Publikum sicherheitshalber vor die Tore der Stadt teleportiert, bevor sie den Bassboost antreten. Dafür flackert hier nun alles ganz wunderbar von fern. Entrückt im wörtlichen, implizit im übertragenen Sinne - bei "Recurring dream" fallen zwei vollkommen gegensätzliche Realitäten ineinander. Deshalb ist die Konsequenz dieser Musik für jemanden, der nicht gerne den Boden unter den Füßen verliert, sicherlich nur schwer zu ertragen. Alle anderen bestaunen zu "Recurring dream" das Blitzen und Blinken der eigenen Hirnwellen. Als wären offene Münder der letzte Halt, den es zu verlieren gilt - wer blinzelt, hat verloren.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Scattered in the wind
  • Necronomics
  • Ex mass

Tracklist

  1. Wendy 2
  2. Scattered in the wind
  3. Sleepyheads
  4. Necronomics
  5. Zombie regrets
  6. You wouldn't know it
  7. Ex mass
  8. Dream mirror
  9. Melted candle
  10. Prisms and the nature of light
  11. Bottom of a wall

Gesamtspielzeit: 45:27 min.

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