The Child Of Lov - The Child Of Lov

Domino / GoodToGo
VÖ: 03.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Von der Zukunft und dem Uhu
Musik wird in 100 Jahren genauso klingen wie heute. Zumindest ist das die einzige logische Schlussfolgerung, wenn zahlreichen Promotext-Schreibern ständig die Mutmaßung über die Tastatur springt, dass diese oder jene Platte doch wie aus der Zukunft daherkommt. Und bei Soul geht so etwas auch immer, denn kein Genre dürfte zur Zeit auf der einen Seite so sehr noch in den retrospektiven Kinderschuhen stecken und auf der anderen Seite sich längst den Kopf stoßen in seinem engen Rahmen. Auch Cole Williams aus Amsterdam baut einen Sound, der wieder die gleichen Synapsen reizt: Das ist neu. Das ist anders. Das ist die Zukunft! Doch ein Trumphzug des Futurismus ist das selbstbetitelte Debüt von The Child Of Lov nicht. Mal so gar nicht. Denn die Tricks und Kniffe, durch die sich die Atmpsphäre hier aufbaut, haben andere längst als Standard im Werkzeugkasten. Was dieses Album aber nicht schlecht macht. Zukunft als Attribut ist nicht immer gut. Und im Fall von The Child Of Lov auch wirklich einfach nicht passend.
Denn Williams vermengt zwar Soul, Funk, Bass und HipHop zu einem Gemisch, aber das haben Gnarls Barkley oder N.E.R.D. phasenweise auch getan. Bei The Child Of Lov stehen nun jedoch alle Teile gleichberechtigt nebeneinander. "Living the circle" schlittert über den Bass, und "Give me" baut aus ein paar unschuldigen Worten ziemlichen Schweinkram, sodass es Prince eine wahre Freude gewesen wäre. Doch The Child Of Lov ist mehr als nur diese Verschmelzung. Denn diese Platte macht vor allem aus, dass sie vom ersten bis zum letzten Track eine Atmosphäre schafft, die so ziemlich über allem steht. Und wer Damon Albarn als Gastsänger verpflichtet und MC Doom als Uhu in einem Track unterbringt, hat es einfach drauf. Der windschiefe Rhythmus in "Owl" biegt sich unter der Gitarre wie die kaputtesten Bäume in alten Horrorfilmen. All das baut Williams vornehmlich aus kargen Mitteln - in "Warrior" etwa braucht es wenig mehr als einen Beat und ein paar Synthie-Spuren, um das Herz zu erweichen.
Was dieses Album aber wirklich hervorhebt und ihm seinen Wiedererkennungseffekt verleiht, ist Williams' Stimme, die von liebevoll bis garstig alle Spielarten beherrscht. Dass es in den Texten meistens um ziemlichen Blödsinn geht, juckt dann auch nicht mehr. "Give it to the people" fabuliert ein paar nette Klischees aneinander, und zum ersten Mal fallen auf "The Child Of Lov" Zeilen ab, die sofort ins Ohr gehen, die Pop sind. Das ist nicht die logische Konsequenz aus den Songs davor, sondern einfach nur ein überraschender Moment, eine letzte Idee, ein wenig Liebe zu verteilen, bevor das hier alles gleich vorbei ist. Das ist alles. Und doch einzigartig. So klingt Musik nicht in 100 Jahren. So klingt The Child Of Lov heute.
Highlights
- One day (feat. Damon Albarn)
- Warrior
Tracklist
- Call me up
- Heal
- One day (feat. Damon Albarn)
- Living the circle
- Give me
- Go with the wind
- Owl (feat. Doom)
- Fly
- Warrior
- Give it to the people
Gesamtspielzeit: 38:34 min.
Referenzen
Gorillaz; Outkast; Shape Of Broad Minds; Gnarls Barkley; Dr. Who Dat?; Ghostpoet; Blockhead; DELS; Cee-Lo Green; Janelle Monáe; J Dilla; Danger Mouse; Erykah Badu; The Roots; Beastie Boys; Hypnotic Brass Ensemble; Blakroc; DJ Shadow; TV On The Radio; Yasiin Bey; Astronautalis; Miles Bonny; Shabazz Palaces; Why?; Prince; N.E.R.D.; Beck; Bobby Womack; Jamie Lidell; Pete Philly; Julien Dyne; Beck; Alt-J; Busdriver; Son Lux
Surftipps
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- http://www.dominorecordco.com/artists/the-child-of-lov
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