The Casket Lottery - Real fear

No Sleep / Soulfood
VÖ: 22.02.2013
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Wer hat Angst vorm bösen Mann?
Angst hat viele Schattierungen - von der ganz simplen Furcht vor etwas im persönlichen Umfeld über die No-future-Angst der 1980er Jahre bis zum Sicherheitswahn konservativer Politiker wegen permanenten Terror-Horrors. Was ist davon real, was Einbildung und was konkrete Bedrohung? Und spielt das für den einzelnen überhaupt eine Rolle? Zumindest ist Angst nicht der erste Begriff, der einem einfällt, wenn The Casket Lottery mit "Blood on the handle" ihr fünftes Album "Real fear" eröffnen - eher schon Aggression. Es ist gleich klar, wo die Reise hingeht: Zwischen Emo-Melodik und komplexen Post-Hardcore-Drums ist in einer Minute mehr als genug Raum, um einen eigenen Weg zu finden.
Wie dieser aussieht, macht "In the branches" noch sehr viel deutlicher: Bass und Rhythmusgitarre bilden das Rückgrat des hypnotischen Stücks, die vom elektronischen Piano zum etwas träumerischen Refrain ergänzt wird, wobei der Mittelpunkt von einem Gitarrensolo wie aus dem Emo-Lehrbuch gebildet wird. Die professionelle und sehr klare Produktion auf dem ersten Album seit zehn Jahren erlaubt es der Band aus Kansas, immer wieder mal helle, mal dunkle Töne subtil unterzuschieben. Dadurch klingen auch Stücke wie "Pamina" sehr eigenständig, auch wenn die Grundstruktur mit der dominanten Basslinie ähnlich ist.
Dafür, dass The Casket Lottery als Punk- bis Hardcore-Band gelten, gibt es erstaunlich viel Gesang statt Geschrei und viel Mid- statt High-speed-Tempo. Raum für Balladen ist hier dennoch nicht, und auch die poppigen Anklänge, die man von mancher Emo-Größe in letzten Jahren ertragen musste, fehlen. Stattdessen werden lieber wie auf "Ghost whiskey" Keyboard und kurze verspielte Gitarrenakkorde mit harten Riffs kombiniert, um die Grundlage für den mal mehr schmeichelnden, mal intensiveren Gesang von Sänger Nathan Ellis zu bilden. Wenn The Casket Lottery dann mal das Tempo steigern wie auf "Baptistina", so klingt das zwar positiv, aber eigentlich warten sie nur sehnsüchtig auf den Wandel: "Just waiting for the change takes for ever / What's the matter when I always feel the way I feel?"
Was sich ändern soll, bleibt Andeutung, vage, aber persönlich, mit heraushörbarer Wut und Frustration. Gegen Ende ist es dann die nackte Angst, die über Keyboards zu herausgebrüllter Verzweifelung und Gitarrenwänden führt. Bange machen gilt nicht - aber offenbar gibt es viel Beängstigendes, das The Casket Lottery wütend macht.
Highlights
- In the branches
- Pamina
- Baptistina
Tracklist
- Blood on the handle
- In the branches
- Poor Dorian
- The moon and the tide
- Sarastro
- Pamina
- Ghost whiskey
- Baptistina
- The door
- Radiation bells
- Real fear
Gesamtspielzeit: 37:12 min.
Referenzen
My Vitriol; The Dead Letters; Fugazi; Waxwing; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; Les Savy Fav; We Were Promised Jetpacks; At The Drive-In; Sparta; The Get Up Kids; The Blood Brothers; The Datsuns; Dischord; Charlottefield; Taking Back Sunday; Linkin Park; Cursive; Shudder To Think; Settlefish; Pretty Girls Make Graves; Jimmy Eat World
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- The Casket Lottery - Choose Bronze (14 Beiträge / Letzter am 16.11.2012 - 17:57 Uhr)