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Peter Plate - Schüchtern ist mein Glück

Peter Plate- Schüchtern ist mein Glück

Island / Universal
VÖ: 05.04.2013

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Wenn der Reißverschluss klemmt

Nachgehakt in der Plattentests.de-Statistikzentrale im Souterrain: Auf immerhin drei von zwölf Rosenstolz-Plattencovern posiert Peter Plate oberkörperfrei. Nun ist der Hobby-Nackedei solo unterwegs und fröhnt – ungestört von etwaigen Zieh-Dich-an-Rufen seiner Ex-Kollegin AnNa R. – wieder seiner Lieblingsbeschäftigung. "Schüchtern ist mein Glück" heißt Plates erste Soloscheibe, auf dessen Artwork er ein weiteres Mal blankzieht. Klar, nackig sein macht Spaß – dem einen hinter verschlossenen Türen, dem anderen im CD-Regal. Vielleicht traut sich ja Plates genantes Glück einfach nicht, dem Immernackten gegenüberzutreten.

Wie schon bei den letzten vier Rosenstolz-Alben produzierte Plate seinen aktuellen Langspieler gemeinsam mit Ex-Partner Ulf Leo Sommer und Multi-Instrumentalist Daniel Faust. "Normalerweise ist Songwriting etwas ganz Intimes. Und wenn man zusammen schreibt, muss man wirklich die Hosen runterlassen", lässt Plate zur Zusammenarbeit des Trios verlauten – und wieder ist die Selbstentblößung ein Thema, noch mehr als zu Rosenstolz-Zeiten. In "Schüchtern ist mein Glück" stecken eben 50 Prozent mehr Plate. So divergieren die zwölf neuen Songs ausgehend von gewohnten Mustern fast in Richtung "Singer-Songwriter", kehren in der textlichen Ausgestaltung immer wieder Plates Inneres nach Außen. Das bekannte schlagereske Schaffenselement kann er allerdings zu keiner Zeit völlig ablegen, immer wenn es tiefgängiger werden könnte, hält die Ebbe Einzug.

"Ahahaha ... / Un, deux, trois, quatre. / Je suis électrique ... / Ahahaha… uuuh ...", lauten die sehr klischeehaft ausgestalteten ersten Zeilen des Titels "Elektrisch". Irgendwo zwischen Endachtziger- und Frühnuller-Elektropop bewegt sich das mit sattem Bass unterfütterte Stück. Man wird das Gefühl nicht los, dieses Lied nicht zum ersten Mal zu hören, trotzdem oder gerade deswegen verführt es völlig unverfroren zum Kopfnicken und erfüllt damit seine Bestimmung. Mit naiv-primitiver Leichtigkeit ausgestattet ist es der einzige nicht überquellend kitschige Track des Albums – zumindest macht dieser sich hier nicht derart bemerkbar. Im Titelsong richtet Plate einen Appell an sein Glück: "Bitte bleib steh'n", jammert er da, doch will es sich nicht greifen lassen, zu "schüchtern" ist es für seine Verhältnisse. Am Ende resümiert Plate, aller Glücklosigkeit zum Trotz: "Ich steh' noch." Immerhin diese Erkenntnis erscheint wie ein Glücksmoment für den Sänger.

Plate übt sich auf "Schüchtern ist mein Glück" also in Sachen Selbstoffenbarung, möchte das Intime mit den Vielen teilen und sein seelisches Beinkleid hinablassen – doch der Reißverschluss klemmt. Plate erzählt bei weitem nichts Neues, und vor allen Dinge nichts, was nicht auch schon jeder andere erlebt hätte: vom Fallen und Aufstehen, Scheitern und Trotzdemweitermachen, Lieben und Hassen, Geliebtwerden und Sichselbstdennochnichtmögen. Das geht schon klar, aber eben nicht mehr. Ob es an Plates fehlender Auffassungmöglichkeit oder seinen unausgereiften Ausdrucksfertigkeiten liegt, lässt sich nicht endgültig aufschlüsseln. Solange gilt: Peter, lass die Hose an!

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Elektrisch

Tracklist

  1. Wir beide sind Musik
  2. Kapitän
  3. Blauer Sonntag
  4. Elektrisch
  5. Schoener war's mit Dir
  6. Ausgang leider unbekannt
  7. Gefallen in Love
  8. Schüchtern ist mein Glück
  9. Sturm
  10. Die Nacht dehnt sich aus
  11. Bist du ok?
  12. Ich steh noch

Gesamtspielzeit: 48:41 min.

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