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Timo Maas - Lifer

Timo Maas- Lifer

Rockets & Ponies / Al!ve
VÖ: 26.04.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Klettergerüst

Timo Maas hätte wohl niemanden überrascht, stünde am Anfang seines dritten Langspielers ein tanzbarer Gute-Laune-Track, der seine Hörer abholen und auf die Tanzfläche ziehen kann, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Oft genug hat Maas das als eine seiner leichtesten Übungen zelebriert – hier wäre es dann aber wohl zu einfach. Denn wildes Rumgehüpfe bietet sich beim Opener von "Lifer" wirklich nicht an. Stattdessen präsentiert sich "Vision" erst einmal entschleunigt, fast meditativ, mit Sitar, langsamer Bassdrum und ein wenig verzerrter Stimme. So klingt der Song eher nach einem futuristischen, indischen Raga als nach Techno für die Clubmetropolen der Welt. Komische Laune von Maas? Wahrscheinlich, gleichzeitig aber ein wichtiger Schritt zur Daseinsberechtigung dieses Albums.

Allzu oft scheitert elektronische Tanzmusik im Albumformat daran, dass sie für den Club und eben nicht den heimischen CD-Player geschaffen ist, dass ihr eine klar gegliederte Abfolge einzelner Titel hinderlich ist, sie stattdessen in großen, fließenden Sets ihre Qualitäten zeigt und dazu einlädt, die Zeit zu vergessen. "Vision" ist ein erstes Indiz dafür, dass sich Maas um solche Probleme nicht zu scheren braucht. "Lifer" funktioniert als eigenständiges Werk genauso gut wie jedes einzelne von Maas' kunstvollen DJ-Sets, in denen ein Album wie dieses nur Bruchteile ausmacht und sich nahtlos in etwas viel Größeres fügt.

Natürlich passen aber die meisten der einzelnen Stücke auf "Lifer" allerbestens in ein solches Set. Trotzdem fühlt sich Maas nicht genötigt, im Anschluss an den Opener damit zu beginnen, sich stilistisch in irgendeiner Form festzulegen. Richtig technoid wird es erst beim unruhig zappelnden "Kick 1 kick 3", vorher spielt "Tantra" in Richtung Tech-House und IDM und "Grown up" fällt mit ausgiebigem Rap-Feature komplett aus dem Rahmen. Ähnlich wie die vorherigen Veröffentlichungen spielt "Lifer" in mindestens so viele Richtungen wie Ibiza Clubs hat. Dass Maas dort seit zehn Jahren Resident-DJ ist, interessiert überhaupt nicht. Ibiza-Klischees haben hier nichts zu suchen.

Dem aus dem kleinen Örtchen Bückeburg stammenden Maas macht es Spaß, mit jedem neuen Stück sämtliche Hörerwartungen ins Nirwana zu schicken und nach Herzenslust im Sandkasten der Beats zu buddeln. Wenn Mutti dann zum Essen ruft, fährt der "Train in my kitchen" los und Maas packt das Mikrofon aus, um Mamas Küchenutensilien zu samplen. Gegen Ende kommt dann Brian Molko von Placebo vorbei und Maas krempelt seinen Sound dem Gast zuliebe nochmals komplett um. "Lifer" ist keine Sammlung perfekter Clubtracks oder die Neuerfindung elektronischer Tanzmusik. Es ist Maas' persönlicher, überdimensionierter Spielplatz, der zeigt, dass Clubmusik in Albumform sehr wohl funktioniert, tobt man sich nur ordentlich aus. Und abends im Club erinnert der Muskelkater daran, dass zwischen Klettergerüst und Piratenschiff nur ein bisschen Fantasie liegt.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Tantra
  • Grown up (feat. Mikill Pane)
  • Scope

Tracklist

  1. Vision
  2. Tantra
  3. Grown up (feat. Mikill Pane)
  4. Kick 1 kick 3
  5. Articulation (feat. Katie Cruel)
  6. Scope
  7. Train in my kitchen
  8. Abundance
  9. Cash Johnny
  10. The hunted (feat. James Lavelle)
  11. College 84 (feat. Brian Molko)

Gesamtspielzeit: 56:18 min.

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