The Calling - Camino Palmero
RCA / BMG
VÖ: 27.05.2002
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Smells like teen spirit
Eines Tages mußte es so weit kommen. Nachdem sowohl Nirvana und Pearl Jam vor langer als auch Nickelback und Creed vor nicht ganz so langer Zeit eher aus Versehen und durch die Hintertür zum Kommerz gekommen sind, hat der Grunge im zarten Teenager-Alter nun endgültig seine Unschuld verloren. Schuld daran sind fünf Schnuckel namens The Calling. Oder besser gesagt jene Männer in gebügelten Sesseln und plüschigen Anzügen, die bereits meterdicke Dollarscheine im Auge gehabt haben müssen, als sie die Jungs gesignt haben. Teenie-Grunge als Massenprodukt - funktioniert das? Es funktioniert.
Sogar in Deutschland, dessen heranwachsende Bevölkerung seit jeher ein gepflegtes Umz-Umz mit "Hyper hyper!" einem gepflegten Dröhn-Dröhn mit "Yeah yeah!" bevorzugt, belegen The Calling momentan nicht nur vordere Chartsplätze, sondern auch die Titelseiten mehrerer Teenie-Gazetten zugleich. Und wäre nicht der BRAVO-Starschnitt außer Mode gekommen, man müßte ihn eigens für The Calling wieder aufleben lassen. Spätestens seit Nickelbacks "How you remind me" ist erdige Rockmusik wieder hip wie ein Tommy Hilfiger-Shirt, jugendhauskompatibel wie ein Rudel rappender Farbiger und heißer als eine Schar brennender Mülltonnen. Und The Calling sind mittendrin. Nicht in den Mülltonnen, versteht sich.
Und die Musik? Ja, die war da auch noch. Wenn auch zunächst eher als Begleiterscheinung. Oder hatte jemand ernsthaft geglaubt, die fünf geschniegelten und gebügelten Beaus würden in irgendeiner Weise anecken? Songtitel wie "We're forgiven", "Things don't always turn out that way" oder "Nothing's changed" versteht nicht umsonst jeder Sechstkläßler auch ohne Wörterbuch. Und in Lyrics wie "Adrienne, I thought I knew you / Once again, you used me, used me / Adrienne, I should have left you / Long before you used me, used me up" findet sich jeder Heranwachsende wieder, der vom verehrten Schwarm mitten auf dem Pausenhof bloßgestellt worden ist. Du, also ich hab's ja erst gar nicht glauben können, aber so voll aus dem Leben gegriffen singen die, da kann man voll mitfühlen und sich in die voll realistischen Texte voll reinversetzen. Wie süß.
Doch was das schockierendste an alldem ist: The Calling sind gut. Manchmal gar brillant. Auch wenn sie sich viel zu oft an Collegerock-Weicheier wie Matchbox Twenty klammern. Und auch wenn die man oft genug glauben könnte, man höre keine Rockmusiker Anfang zwanzig, sondern hyperpubertierende US-Teenies im Monolog mit ihrem Tagebuch. Doch selbst wer dieses Album mit der festen Absicht hört, die Jungs abgrundtief schlecht zu finden, dem schwirrt am Ende doch der Schädel vor lauter Fragen: Kalkül? Kommerz? Oder einfach nur gute Musik ohne großen Anspruch? Haben The Calling vielleicht doch nicht nur ihres Aussehens wegen einen Plattenvertrag bekommen? Sicher ist nur: "I'll go wherever you will go" wird keine leere Drohung bleiben. Die hier werden wir so schnell nicht mehr los.
Highlights
- Wherever you will go
- Final answer
- Adrienne
Tracklist
- Unstoppable
- Nothing's changed
- Wherever you will go
- Could it be any harder
- Final answer
- Adrienne
- We're forgiven
- Things don't always turn out that way
- Just that good
- Thank you
- Stigmatized
- Wherever you will go (live)
Gesamtspielzeit: 49:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Der Wedler |
2011-11-11 22:09:21 Uhr
*wedel* *wedel* *wedel* |
Armin |
2002-06-02 14:03:53 Uhr
Danke schön. Wie lautet denn Deine Meinung, wenn man fragen darf? :-) |
Julia |
2002-05-28 22:19:27 Uhr
@armin-hab schon lang nicht mehr so gut gelacht, wie bei deiner rezension, auch wenn ich nicht immer deiner meinung bin!reespekt! |
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Referenzen
Lifehouse; Cutters; Tonic; 3 Doors Down; Live; The Watchmen; Dishwalla; Powderfinger; Collective Soul; Matchbox Twenty; Stroke 9; Josh Joplin Group; Oleander; Caroline's Spine; Addict; Moist; Fuel; Creed; Puddle Of Mudd; Nickelback; Tantric; Staind
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