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Bored Nothing - Bored Nothing

Bored Nothing- Bored Nothing

Cooperative / Universal
VÖ: 12.04.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die wilden 90er

Vielleicht klingt es, als würde ein nicht ganz blinder, aber immerhin schlechtsehender Mensch von der Farbe reden, wenn die Schreiberin (Jahrgang 1987) dieses Textes Bored Nothing in einen temporalen Kontext setzt, schließlich hat sie die 90er Jahre nur am Rande mitbekommen. Klar sind ein paar Dinge hängengeblieben: Als "What's up" von den 4 Non Blondes 1993 weltweit die Charts stürmte und der Familienurlaub in Spanien vor allem durch die der englischen Sprache nicht ganz mächtigen Einheimischen versüßt wurde, die den Song in einem teilweise recht unverständlichen Kauderwelsch neuinterpretiert hatten. Oder wie der große Bruder einen extra ins Zimmer bestellte, weil dort das Video zu "Under the bridge" lief, seinem damaligen Lieblingssong - und wie man zwei Jahre später auf dem gleichen Platz saß, als das berüchtigte "MTV Unplugged in New York" gezeigt wurde. Wie die BRAVO über den Tod von Kurt Cobain berichtete, von Tupac Shakur, von The Notorious B.I.G., von Jeff Buckley, und sicher auch die eine oder andere schöne Nachricht dabei war. Aber: Die 90er, wie gesagt, hat die Rezensentin nur am Rand mitbekommen.

"Bored Nothing", das nach seiner Band benannte Debütalbum des selbst erst 22-jährigen Australiers Fergus Miller, hat dennoch auch für einen quasi Außenstehenden das Etikett "90er" auf dem Cover stehen. Im Booklet, auf der Rückseite, auf der CD selbst. Es klingt, als hätten sich The Jesus And Mary Chain, Ride, My Bloody Valentine, Sonic Youth und Elliott Smith Mitte der 90er getroffen, um gemeinsam zu musizieren, und als hätte das etwa ein Christopher Owens später entdeckt und neu aufgenommen. Oder eben ein Fergus Miller. Der hat sich bisher eher an selbstaufgenommenen Kassetten versucht und legt mit "Bored Nothing" nun sein erstes, echtes Studioalbum vor, auf dem sich neben einer Reihe von alten auch fünf neue Songs befinden. Der Intensität der oben genannten Künstler steht er dabei in kaum etwas nach: Vom schwerfälligen "I wish you were dead" mit seinen kleinen, aber feinen Grunge-Einflüssen, über den schrammeligen Lo-fi-Pop in "Popcorn" bis zu "Charlie's creek", das klingt, als sei das Mikrofon in der elterlichen Garage kaputt gewesen, kommen hier alle auf ihre Kosten: Die, die 90er schon immer mochten und die, die sie erst später richtig kennenlernten.

Die neuen Lieblingssprüche für die Facebook-Pinnwand gibt es kostenlos dazu: "My dreams are always keeping me awake", ertönt es im jingle-jangligen Opener "Shit for brains", während das zerbrechliche "Get out of here" inklusive Dylan- und Smith-Reminiszenzen die Zeile "I'd carved a tree / With your name and mine / And the sentiments of cheap red wine" zum Schluss wie einen Abschied einfach für sich stehen lässt. Das darauffolgende "Let down" entpuppt sich erst zur Mitte hin, wenn der erste Refrain einsetzt, als kleines Highlight, während sich "Build a bridge (And then how about you get the fuck over it)" nicht nur aufgrund seines eindeutig-zweideutigen Titels lohnt. Wenn "Dragville, TN", der letzte Song von "Bored Nothing", schließlich nochmal ordentlich die Lo-fi-Keule schwingt und sich nicht unbedingt mit einem Knall, aber immerhin einem schönen Rhythmus verabschiedet, ist auch die Reise in diese wilden 90er wieder vorbei - bis man die "Play"-Taste findet.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Shit for brains
  • Popcorn
  • Let down
  • Build a bridge (And then how about you get the fuck over it)

Tracklist

  1. Shit for brains
  2. Popcorn
  3. Just another maniac
  4. Bliss
  5. Darcy
  6. I wish you were dead
  7. Echo room
  8. Get out of here
  9. Let down
  10. Snacks
  11. Charlie's creek
  12. Only old
  13. Build a bridge (And then how about you get the fuck over it)
  14. Dragville, TN

Gesamtspielzeit: 48:50 min.

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