Onelinedrawing - Visitor
Jade Tree / Cargo
VÖ: 27.05.2002
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Strichmännchen
Dieser Jonah Matranga kann einem schon leid tun. Vertont seit Jahren den bedingungslosen Optimismus, steckt mehr Hoffnung in seine Songs, als das englische Volk in die Freistöße von David Beckham, und am Ende geht dann doch immer alles schief. Zwar schien nach der Auflösung seiner Band Far mit den Emo-Allstars von New End Original alles gut zu werden. Doch kaum war deren brillantes Debüt "Thriller" ausgebrütet, schwamm auch dieses Projekt schon wieder verdächtig rücklings durchs Aquarium. Eine endgültige Todesmeldung steht zwar noch aus, aber Hoffnung auf eine neue Platte von New End Original kann eigentlich nur noch haben, wer sich die zuversichtlichen Botschaften von Matranga und Co. dreimal täglich intravenös einführt.
Doch keine Bange, wenn einer nach solchen Tiefschlägen wieder aufsteht, dann Mr. Matranga. Statt sich kopfüber ins nächste Unglück zu stürzen, verzichtete Jonah diesmal auf die Formierung eines frischen Musikantenkollektivs. Vielmehr hauchte er seinem Soloprojekt Onelinedrawing neues Leben ein und brachte im Alleingang die Songs zur Welt, die ihm schon seit langem den Schlaf rauben. Sein einziger "Visitor" während der Aufnahmesessions war er selbst, so daß er sich gemütlich im hauseigenen Wohnzimmer ans knisternde Kaminfeuer kuscheln konnte. Hier ist die Akustische immer griffbereit, das Klavier mit einem Schritt erreicht und außerdem niemand böse, wenn Jonah mal knapp am passenden Ton vorbeisingt.
Das perfekte Ambiente also für Jonahs kleine Geschichten, die mal von Frauen, ab und zu von Liebe und dann von noch mehr Frauen handeln. Garniert mit musikalisch einfachen Mitteln, entstehen dabei Stücke, die oft den Charakter brüchiger Skizzen besitzen und erst durch die Stimme ihres Komponisten den Weg vorbei an den empfindlichen Nervenbahnen direkt ins Herz des Hörers finden. Daß bei so viel Gefühlsduselei im großen Stil die Gefahr einer allzu peinlichen Seelenpeepshow stets gegeben ist, weiß Matranga selbst am besten.
Entwaffnende Ehrlichkeit und auflockernder Frohsinnspop im Stile des zwitschernden "Smile" verhindern schließlich jedoch, daß die Platte den Charakter eines Johannes B. Kerner-Interviews gewinnt und lassen Stücke wie das voller Verzweiflung und Depression steckende "Yr letter" um so fesselnder wirken. "I need a letter but not that kind" flüstert Jonah gedankenverloren vor sich hin, und die Menschen vor seiner Tür stehen Schlange, um ihrem betrübten Kumpel auf die Schulter zu klopfen. Bitte anstellen.
Wer sich ein wenig Mühe gibt, dem kleinen Mann zuzuhören, bekommt eine Vielzahl schwermütiger und manchmal auch haarsträubender Weisheiten offenbart. "Bitte ein Kuss" lautet beispielsweise die drollig betitelte Ode an ein Mädchen namens Christiane, das ihn tüchtig ins Schwitzen bringt. "Her hips, her hips are like seashells / And I can hear the ocean when I listen" lechzt Jonah, und muß da wohl ziemlich genau hingehört haben, das alte Ferkel. Einen derartigen "Visitor" empfängt man gerne. Tritt ein, bringt Glück herein.
Highlights
- Bitte ein Kuss
- Smile
- Yr letter
- Why are we fighting?
Tracklist
- Um...
- Bitte ein Kuss
- But it was close
- Smile
- Perfect pair
- Candle song
- Yr letter
- Why are we fighting?
- Visitor
- Softbelly
- Sixes
Gesamtspielzeit: 36:59 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
sephijan |
2002-10-02 23:24:03 Uhr
Ich hab meine damals mit nem Autogramm von Jonah bekommen, ist die was besonderes?*pose* |
Armin |
2002-10-02 22:32:51 Uhr
Wohlgemerkt meinte ich die Hülle, nicht die Platte. Die ist nämlich sehr nett. |
Sven |
2002-10-02 22:19:50 Uhr
Es geht. Nett. |
Armin |
2002-10-02 21:48:05 Uhr
Ist die denn schön? |
onkel.chrissie |
2002-10-02 21:33:56 Uhr
dankeschön für die antwort |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
The New Amsterdams; Kevin Devine; Solarscape; Dashboard Confessional; New End Original; Bright Eyes; Tom McRae; Elliott Smith; Howie Beck; Kristofer Åström & Hidden Truck; Maximilian Hecker; Last Days Of April; Further Seems Forever; Biffy Clyro; Far; Texas Is The Reason
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Onelinedrawing - The volunteers (19 Beiträge / Letzter am 12.02.2005 - 16:52 Uhr)
- Onelinedrawing-Tour (13 Beiträge / Letzter am 13.08.2003 - 00:59 Uhr)
- Onelinedrawing - Visitor (7 Beiträge / Letzter am 02.10.2002 - 23:24 Uhr)
- Onelinedrawing (21 Beiträge / Letzter am 23.05.2002 - 17:48 Uhr)