Iron & Wine - Ghost on ghost

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 12.04.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Brass ist da los
Image ist alles. Das eiserne Gesetz, das PR-Berater schon am ersten Tag in der Uni lernen, weiß mittlerweile jedes Kind. So wird Mariah Carey immer die schrullige Diva mit merkwürdigen Attitüden sein, 50 Cent der ewig angeschossene Rapper, Britney Spears war bis zur Geburt ihrer Kinder natürlich Jungfrau und Justin Bieber - ja, der ist mittlerweile ein ganz harter Hund, der sich in München mit den Zollbehörden anlegte und allerdings zunächst mal seinen Affen inhaftieren ließ statt sich selbst. Hauptsache gut verkauft. Samuel Beam, Gesicht und Mastermind von Iron & Wine, hatte auch mal ein Image. Kein besonders angenehmes wahrscheinlich, denn das Bild des schrulligen Waldschrats mit Klampfe in der Hand, der stets am Lagerfeuer seine entweder todtraurigen oder herzerweichend-romantischen Balladen zum Besten gibt, schien er selbst irgendwann satt zu haben. Erste Züge einer Weiterentwicklung dessen fanden sich schon auf seinem dritten Album "The sheperd's dog", und spätestens mit dem 2011er Werk "Kiss each other clean" bewies Beam, dass er auch Band-Arrangements kann. Unter anderem.
Mit seinem fünften Album "Ghost on ghost" geht er noch einen Schritt weiter. Mehrstimmiger Gesang? Check. Jazzelemente? Check. Brass-Sound? Check, check, check. Die deutlich poppigere Note in den Stücken verleiht Iron & Wine ein menschlicheres, beinahe wärmeres Gewand, ob das dem persönlichen Empfinden allerdings zuträglicher sein wird, ist die andere Frage. Denn Fakt ist, dass man mit kaum einem anderen schrulligen Waldschrat mit Klampfe in der Hand lieber am Lagerfeuer saß, um entweder vor lauter Trauer oder Freude zu heulen (je nach Umstand). Zu einem Song wie dem retropoppigen "New Mexico's new breeze" mitsamt seinem lieblichen Pianoeinsatz am Schluss und den dezenten Streichern lässt es sich aber hervorragend ums Feuer herumtanzen - allein, zu zweit, zu sechst, völlig egal. Schunkeligeres Beisammensein gibt es unterdessen auf "Joy", quasi einer Ode auf die Zeit zu zweit, und mit dem rhythmischen "Low light buddy of mine" kommt auch die funky Kopfnicker-Fraktion auf ihre Kosten.
Der Wandel gelingt Beam ausgesprochen gut, und die Brassklänge, die sich durch das ganze Album ziehen und anfangs gewöhnungsbedürftig erscheinen, passen im Grunde wie die Faust aufs Auge. Zwar braucht ein Stück wie das jazzige "Lovers' revolution" den einen oder anderen weiteren Hördurchgang, um wirklich zu gefallen, ergibt im Albumkontext von "Ghost on ghost" aber durchaus Sinn. Wenn die Party dann zur Mitte des Songs richtig losgeht, ist alles andere vorher sowieso fast vergessen. Von einem ähnlichen Schlag ist das opulente "Singers and the endless song", bei dem die Bläser das eigentliche Highlight sind, dicht gefolgt vom souligen Hintergrund-Gesang. Wenn je ein Beispiel gesucht wird für ein Album, das zunächst enttäuscht, dann aber zum wahren Grower wird, ist "Ghost on ghost" ein Top-Kandidat. Dass Beam seine eigene Vergangenheit nicht ganz abgeschrieben hat, zeigt er dann mit dem Abschlusssong "Baby center stage", zu dem es schließlich doch noch zurück ans Lagerfeuer geht, und dann dauert es auch gar nicht mehr lange, bis endlich die ersten Tränchen kullern. Vor Freude, versteht sich.
Highlights
- Joy
- Sundown (Back in the briars)
- New Mexico's new breeze
- Baby center stage
Tracklist
- Caught in the briars
- The desert babbler
- Joy
- Low light buddy of mine
- Grace for saints and ramblers
- Grass widows
- Singers and the endless song
- Sundown (Back in the briars)
- Winter prayers
- New Mexico's new breeze
- Lovers' revolution
- Baby center stage
Gesamtspielzeit: 44:05 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Gordon Fraser Postings: 2780 Registriert seit 14.06.2013 |
2024-02-09 15:37:16 Uhr
Mal wieder gehört und überrascht, wie gut es mir gefällt. Vor allem "New Mexico's No Breeze". Sehr dichtes, liebevolles Album. |
Cheap Beats By Dre |
2013-06-18 11:37:31 Uhr
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bee |
2013-04-18 23:30:49 Uhr
gewöhnungsbedürftig die vielen lala Backgrounds. Absolutes highlight: Low Light Buddy Of Mine |
captain kidd |
2013-04-16 14:35:57 Uhr
uuuuh ja, das hören ist sooo itensiv und ich muss dabei die ganze zeit an beam denken. meine hand wandert dabei automatisch zwischen meine beine.*einkuschel* UND *einschwuchtel* |
Joy Flemming |
2013-04-16 06:42:54 Uhr
Danke. |
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Referenzen
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