William Adamson - Under an east coast moon

Brownswood / Rough Trade
VÖ: 22.03.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Auf dem Maskenknall
Ein Anti-Hipster der Electronica? Ein DJ, der im Acid-Jazz das Spiel der Maskeraden entdeckte? Und dabei auch noch hinreißend "hippe" Musik macht sowie den Untergrund aufmischt? Runtergebrochen ist das die in mehrere Fragesätze gepackte Vita von Rob Galliano, der eigentlich Rob Gallagher heißt und als William Adamson einen heimlichen Klassiker hinlegt. Seine Karriere begann er mit der Acid-Jazz-Band Galliano, wobei schon hier gerätselt werden darf, ob der Name auf italienische Liköre oder auf den britischen Modedesigner John Galliano anspielt. Vielleicht lässt sich der Bandname als kruder Humor abtun, der beide Konnotationen suggerieren soll. Nach der Auflösung Ende der 1990er Jahre brodelte Gallagher mit der New-Jazz-Combo Two Banks Of Four an die Oberfläche der musikalischen Randgebiete, und als DJ verschlug es ihn anschließend wieder in den Club, den er unter dem Pseudonym Earl Zinger und Zuhilfenahme einer fingierten Biographie durcheinanderwirbelte, um schließlich unter dem Namen William Adamson als Geheimtipp in die Annalen des Jahres 2013 einzugehen.
Bereits 2002 wurde der "Spiegel" auf Earl Zinger aufmerksam und portraitierte einen Mann der vielen Gesichter, dessen Identität als Rob Gallagher zwischen den Schnittstellen zahlreicher Pseudonyme aufscheint, der dem Alter mit guter Feuchtigkeitscreme trotzt, aber sein eigentliches Gesicht noch besser zu verhüllen weiß. Nicht anders verhält es sich mit seinem aktuellen Projekt. William Adamsons gab es viele. Hinter welchem Namensgeber sich Gallagher mit seiner Band schlussendlich versteckt, weiß dieser vermutlich allein. Die Musik spricht für sich. Gallagher verpasst der Welt einen solchen Arschtritt, dass sein Schuh tief stecken bleibt. In Anlehnung an "Phallus Dei" von Amon Düül II hätte Gallagher sein aktuelles Werk seinem Impetus nach auch "Anus Dei" taufen können. Denn dies wird der Mann hinter der Maske wohl nur ungern hören: William Anderson ist so was von verdammt hip - obwohl sich alle Mühe gegeben wird, genau das nicht zu sein.
Im "Refrain" von "Poacher" verkündet Gallagher das Motto von "Under the east coast moon", das stilistisch in vier große Teile zerfällt: "There's a lot going around here." Unter dem Licht des Ostküstenmondes werden Retroblues, Soul, Folk und versoffen collagierter Triphop versammelt. Als hätte Gallagher den ehrwürdigen Tricky zu einer Kollaboration mit Wilson Pickett und Mark Lanegan verabredet, während die seligen Amon Düül II ihren Zeitgeist durch die Hashpipe blubbern und Tom Waits derweil tut, was er immer tut. In einem Satz zusammengefasst heißt das: William Adamson haben den Mojo. Und mit der stilistischen Fleischpeitsche im Gepäck zeigt Gallagher, wie man Stilvermögen aufrecht erhält.
"Under an east coast moon" strotzt nur so vor Vitalität. Die Musik rückt dabei als Phantom in den Hintergrund, wird mit feschem Schifferklavier, Mundharmonika und Banjo wie in einem Dunst belassen, wo verrotzte Gitarren einen Exorzismus der 1960er Jahre herbeisehnen und süffige Beats dabei als versprengte Südstaatengeister an den Vokaleinlagen vorbeipoltern. Der Ostküstenmond versammelt viel. Vor allem überwiegt angeranzte Coolness, wie Papas alte Lederjacke. In einer gerechten Welt würden es William Adamson auf den Soundtrack der nächsten "True Blood"-Staffel schaffen. Was parasitäre Vampire ihren Opfern absaugen, zieht Gallagher aus der Musikhistorie der letzten 50 Jahre. Beeindruckend ist das.
Highlights
- Poacher
- Margaret Catchpole
- Burial blues
Tracklist
- Foggy dew
- Poacher
- Margaret Catchpole
- Velvets eleven
- Creek men
- Laxfield blasphemy
- Under an east coast moon
- Whip of the wind
- Burial blues
- Below sea level
- Rings of Saturn
Gesamtspielzeit: 43:03 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Otto Lenk |
2013-04-11 22:55:21 Uhr
Sehr sehr geiles Album. Zeitlos. Über alle Brücken hinweg. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Captain Beefheart; Amon Düül II; Tom Waits; Mark Lanegan; Hanni El Khatib; Tricky; Earl Zinger; Wilson Pickett; Frank Zappa; The Dresden Dolls; The Piano Has Been Drinking; T-Bone Burnett; Blues Explosion; Sixteen Horsepower; Randy Newman; Kurt Weill; Black Mountain; The Doors; Jefferson Airplane; Steppenwolf; The Black Angels; Neil Young
Surftipps
- http://www.gillespetersonworldwide.com/new-signing-william-a damson/
- http://www.gillespetersonworldwide.com/category/william-adam son/
- http://brownswoodrecordings.greedbag.com/william-adamson/
- https://www.facebook.com/williamadamsonofficial
- https://www.twitter.com/gillespeterson/status/30935745947305 1648
- http://www.spiegel.de/kultur/musik/earl-zinger-der-klempner- von-frank-sinatra-a-185962.html
- http://ww.neonmilk.wordpress.com/2013/01/04/william-adamson- foggy-dew/
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- William Adamson - Under an east coast moon (1 Beiträge / Letzter am 11.04.2013 - 22:55 Uhr)