Spiritual Beggars - Earth blues
Insideout / EMI
VÖ: 12.04.2013
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Verkalkter Quark
Alice In Chains machen den Teufel für die Dinosaurier verantwortlich und liefern damit einen augenzwinkernden Kommentar zu den Aussagen unseres Gaslight-Anthem-Lieblingskreationisten Brian Fallon. Spiritual Beggars hingegen versuchen sich auf "Earth blues" vom ersten bis zum letzten Song künstlich zu einem Dinosaurier aufzupumpen. Was nach wahrer Größe klingen soll, entpuppt sich unfreiwilligerweise als urkomisches Hoden-Anabolika. Die Suppe tropft dabei dermaßen retro, dass selbst die Spandexbuxe rutscht. Wo Fallon im Glauben Kreationist ist, sind Spiritual Beggars musikalisches (Un)Intelligent Design. Ein Audio-Manifest gegen alles, was Evolution verspricht.
Es ist schwer zu sagen, was an diesem Stoner-Mischmasch überhaupt ernst gemeint ist. Eine Konstante der Unerbittlichkeit ist das leichenfleddernde Wühlen in den Särgen der Vergangenheit, wobei noch nicht einmal jeder Totenspind gefüllt ist, genauso wenig wie alle bereits Begrabenen kalt sind. Es ist beachtlich, wie die Schweden noch vor ihrem eigentlichen Ableben Fossilien zu werden gedenken. Dabei tätigen die Herren einen tiefen Griff in das Ersatzteillager "Sterbliche Hülle", hängen sich Dies und Das um die Glocken, egal wie madig es auch sein mag, und schon versuchen sie, fertige, untote Halloweenpappnasen als frisch modriges Gebein durchgehen zu lassen. Und das Schlimme ist: vermutlich dürfte dieser Vergleich Michael Amott und Sharlee D'Angelo, deren Hauptjobs bekanntlich das Knüppeln der Saiten bei Arch Enemy darstellt, noch gefallen. Das Rumpulen in den Eingeweiden der Seventies zeitigt bei Spiritual Beggars lediglich eines, nämlich Sauerei.
Die 1970er sind ja bekanntlich gerade très chic. Man denke an Bands wie Liturgy, Kadavar, Orchid oder Scorpion Child. Was Spiritual Beggars von diesen unterscheidet? Die Länge der Pornoschnauzer. Soviel Moustache lässt sogar Omi wieder zum Damenrasierer greifen. Ach ja, und manchmal auch Qualität. Sänger Apollo Papathanasio keift und presst, als löse sich ihm ein Ei, dazu fährt die Orgel steile Abfahrten. Ludwig Witt versucht sein John-Bonham-Gedenkschlagzeug in Krämpfen auf das Soundpotential von Led Zeppelins "IV" zu trimmen und der Rest gurkt in Negation der Jetztzeit selig in wabernden, gelben Soundwolken in Richtung gute alte, bessere Zeit. Was bei Led Zeppelin einen "Celebration day" wert war, löst hier kaum eine Flatulenz. Und wenn doch, dann vor Lachen über diesen Quark, der jegliche Weiterentwicklung ablehnt. Es gibt ihn nämlich seit 20 Jahren. Jetzt auch extrafett und angeschimmelt.
Highlights
- Turn the tide
- Sweet magic pain
Tracklist
- Wise as a serpent
- Turn the tide
- Sweet magic pain
- Hello sorrow
- One man's curse
- Dreamer
- Too old to die young
- Kingmaker
- Road to madness
- Dead end town
- Freedom song
- Legends collapse
Gesamtspielzeit: 48:06 min.
Referenzen
Black Sabbath; Deep Purple; Dio; Kadavar; Orchid; Scorpion Child; Bigbang; Mountain; Kyuss; The Hidden Hand; Judas Priest; Iron Maiden; Black Space Riders; Uriah Heep; Rainbow; Led Zeppelin; Accept; Ozzy Osbourne; Whitesnake; Ian Gillan; Grand Magus; Black Nasa; Motörhead; Black Space Riders; The Awesome Machine
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