Ok Kid - Ok Kid
Four / Sony
VÖ: 05.04.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Auftrag ausgeführt
Es ist mal wieder höchste Zeit für die Rettung des deutschen HipHops: Unlängst ist Übergangster Kollegah auf Eins gechartet und hat im gleichen Atemzug die Grenzen der Geschmacklosigkeit im Deutschrap wieder einmal ausgedehnt. Nach einhelliger Expertenmeinung soll es diesmal das Trio von Ok Kid richten. Dessen Erstlingswerk klingt, als hätten die beiden Ex-Retter Cro und Casper uneheliche Drillinge bekommen. Außerdem ist der Bandname eine Kombination zweier Albumtitel Radioheads, die gefühlt schon mehrfach die ganze Welt gerettet haben. Gute Voraussetzungen also für ein gelungenes Unterfangen.
Avantgardistisch-vertrackt wie beim großen Vorbild Radiohead kommt der Instrumentaltrack "Intro" daher. Doch würde sich wohl auch Thom Yorke wundern, weshalb sich das Stück an achter Stelle des Albums wiederfindet und so eher als "Interlude" zu verbuchen wäre. Aber was soll die Korinthenkackerei an dieser Stelle – was davor und danach passiert, ist aller Ehren wert. Ein MC, ein DJ und ein Keyboarder machen drumherum nämlich so einiges richtig, rappen und singen, basteln poppig-plakative bis rockig-rotzige Beats und machen gekonnte Synthie-Faxen. Mitunter vermutet man da eine Rockband oder wie im Video zum hitverdächtigen "Stadt ohne Meer" aber eine ganze Marschkapelle im Hintergrund.
In "Allein, zu zweit, zu dritt..." gelingt es Ok Kid, die unheimliche Veränderlichkeit eines Lebens in knappen vier Minuten darzustellen. Der Einstieg wird dabei überaus eingängig getaktet aufbereitet. Schließlich gipfelt der Song infernalisch-ekstatisch im Happy End: Mit der Erkenntnis "Fassaden von gestern sind endlich weg" beschreibt das Trio die gelungene Horizonterweiterung. Der Schlusstrack "Mehr mehr" zeichnet ein mächtiges wie bedrückendes Bild der Gefühlswelt der Altersgruppe zwischen 20 und 30, welche in den Medien bisweilen als "Generation Maybe" bezeichnet wird. Dabei skizzieren Ok Kid feinsinnig die Sinnlosigkeit im Leben eines von Möglichkeiten überfrachteten Nimmersatts und schaffen, geführt vom mollunterfütterten Piano, einen Nachruf triefend vor postmortaler Verdammnis.
Dort, wo dem selbsternannten "King of Raop" Cro mitunter der Tiefgang fehlt, geben sich Ok Kid auch mal grüblerischer, ohne dabei zu sehr im Denkertran zu versinken. Anders als Casper scheuen sie jedoch die ganz krasse Message, bleiben weitestgehend konform, drücken aber ehrlich ihr Lebensgefühl aus. Und das mehr als achtbar. Dass es dabei niemals ums Mutterficken oder irgendeinen seltsamen Brutaloscheiß geht, wirkt erfrischend – auf's Hörerohr wie auf den deutschen HipHop. Auftrag ausgeführt.
Highlights
- Allein, zu zweit, zu dritt...
- Stadt ohne Meer
- Mehr mehr
Tracklist
- Allein, zu zweit, zu dritt...
- Hellwach
- Stadt ohne Meer
- Einsatz
- Verschwende mich
- Heile Welt feat. Olli 'Wunderkynd' Banjo
- Am Ende
- Intro
- Wenn der Tag abreist feat. Gerard
- Alles oder Nichts mehr
- Schlaf
- Kaffee warm
- Mehr mehr
Gesamtspielzeit: 53:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Sloppy-Ray Hasselhoff Postings: 2215 Registriert seit 02.12.2019 |
2022-07-21 20:17:18 Uhr
Grad mal wieder das Debüt rausgekratzt und die „Grundlos“ Ep gleich nachgeschmissen. Beides Vinyl. Weiß nicht, welcher Teufel mich dazu getrieben hat. Der Beat funzt und das ist schon feinste Kante, was einem da an Worten um die Ohren gehauen wird. |
Derp Derp Postings: 51 Registriert seit 01.02.2014 |
2014-05-11 19:46:18 Uhr
neue EP steht in den Startlöchernhttps://www.youtube.com/watch?v=WCAHviO8J1I klingt gut |
Humor |
2013-04-06 17:40:53 Uhr
Riesenwitz! |
ok computer |
2013-04-06 17:09:34 Uhr
ok captain kidd |
Harry |
2013-04-06 17:06:29 Uhr
Is jetzt online. Macht Spaß das Album. Gestern gekauft. |
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Referenzen
Cro; Casper; Jona:S; Die Orsons; Maeckes; Gerard MC; Rockstah; Ahzumjot; Marteria; Marsimoto; Olson; Olli Banjo; Blumio; Prinz Pi; Kinder des Zorns; Retrogott; Huss & Hodn; Olson; Clueso; Fettes Brot; Suff Daddy; K.I.Z.; Kraftklub; Favorite; Kollegah; Samy Deluxe; Dynamite Deluxe; Jan Delay; Beginner; Dendemann; Curse; Nico Suave; Kool Savas; Eko Fresh; Sido; Mac Miller; Wiz Khalifa; Chiddy Bang; Shwayze; Asher Roth; Kid Cudi; Curren$y; The Streets
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