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Turbostaat - Stadt der Angst

Turbostaat- Stadt der Angst

Clouds Hill / Rough Trade
VÖ: 05.04.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ist das noch Punkrock?

"Husum, verdammt noch mal!" – selten hat sich jemand reduzierter und doch so treffend über seine Herkunft echauffiert wie die Herren von Turbostaat auf ihrem Album "Vormann Leiss". Was dem Quintett Magenschmerzen bereitete, wurde unumwunden ausgespien. Frontmann Jan Windmeier sang selten, kotzte dafür umso mehr. Schon auf "Schwan" und "Flamingo" wurde herzhaft gereihert. Kreischende, punkgerecht geachtelte Gitarren und aufwühlend brummende Bässe schufen dabei jederzeit die passende Atmosphäre für eine ordentliche Vorwärtsentleerung. Ja, das Kotzen hat Turbostaat groß gemacht. Doch bereits die letzte Platte, "Das Island Manøver", kam wesentlich speifreier und mithin melodiöser daher. Jetzt, so wurde vorab gemunkelt, ginge es auf dem neuen Album der Truppe noch glatter zu. Ist das noch Punkrock?

Der Einstieg von "Stadt der Angst" gelingt nach Maß: "Eine Stadt gibt auf" ist ein typisch hingewichster Turbostaat-Song mit spannend-beklemmender Message. Das verwirrte Geklimper am Anfang von "Psychoreal" passt zwar zum Titel, nimmt aber deutlich die Geschwindigkeit aus dem Gesamtgefüge. Obgleich das Stück auch seine Höhepunkte hat, verschwimmt es immer wieder in narkotischem Surren. Songtitel wie "Pestperle" versprechen Gekübel vom Feinsten, doch die überlange Einleitung sucht vergebens nach Anschluss. Trotzdem imponiert der Song inhaltlich: "Sucht doch weiter die Erben der Scheiße / Ich kann nur hoffen, Ihr verendet dabei" - das klingt nach Turbostaat, so gehört sich das. "Snervt" beginnt, als hätte sich Johnny Marr in den Proberaum der Norddeutschen verirrt - in diesem Zusammenhang unglücklich. Der Schlusstrack "Sohnemann zwei", beginnt mit der ausführlich-bedrückenden Beschreibung einer Nachkriegsgesellschaft. "Der Krieg ist nie vorbei, solange er sich lohnt", skandiert das Quintett schließlich begleitet von drückenden Gitarren apokalyptischer Intensität. Ein gelungener Abschluss.

Freilich ist auch "Stadt der Angst" noch Punkrock, wagt aber einen bisweilen fragwürdigen Spagat hinsichtlich allzu poppiger Instrumentierungen. Das beraubt Turbostaat mitunter der rotzigen Durchschlagskraft vergangener Tage. Dennoch hat die Platte durchaus ihre Stärken. So gibt es an der textlichen Ausgestaltung wenig zu meckern. Windmeier versteht es nach wie vor, Zeile um Zeile zu mystifizieren und diesen eine angemessen dreckige Patina zu verleihen. Doch der Versuch, gewohnte musikalische Schemata zu durchbrechen, nimmt seinem Sprech streckenweise den Wind aus den Segeln, wirkt wie "Rennie" auf den unaufgeräumten Magen. Man hofft also vergebens auf den ganz großen Würgereiz, der unmittelbar in schwallartiger Vomitation kulminiert. Dieses Album könnte manchem Fan sauer aufstoßen.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Eine Stadt gibt auf
  • Pestperle
  • Sohnemann zwei

Tracklist

  1. Eine Stadt gibt auf
  2. Phobos Grunt
  3. Tut es doch weh
  4. Psychoreal
  5. Sohnemann Heinz
  6. Fresendelf
  7. Alles bleibt konfus
  8. Snervt
  9. Pestperle
  10. In Dunkelhaft
  11. Willenshalt
  12. Sohnemann zwei

Gesamtspielzeit: 42:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

dergelbedaumen

Postings: 28

Registriert seit 15.09.2014

2014-11-25 19:32:33 Uhr
@wilson:
ich kenn da jetzt nur das neueste Album. Findest du nicht Turbostaat kommt ein wenig gröber daher?
Der Umblätterer (psychisch schwer angeschlagen)
2014-11-23 21:49:50 Uhr
*umblätter*
@knackschuh
2014-11-23 21:43:40 Uhr
du sollst neben "blumen am arsch der hölle", "dackelblut" und "oma hans" keine anderen punk-bands gutfinden, junger padawan!

Knackschuh

Postings: 3758

Registriert seit 20.08.2013

2014-11-23 15:38:00 Uhr
Oute mich auch mal als "Turbostaat"-Fan!
wilson
2014-11-23 14:56:09 Uhr
@dergelbedaumen:
wenn dir keine referenzen einfallen, dann kennst du wahrscheinlich jens rachut und seine ganzen bands nicht.
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