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Bosse - Kraniche

Bosse- Kraniche

Vertigo / Universal
VÖ: 08.03.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Für sich behalten

Hat jemand zufällig einen heißen Draht zu Ayse Bosse? Falls ja, wäre es furchtbar nett, wenn mal jemand freundlich bei ihr nachfragen könnte, ob sie ihren Mann in Istanbul auch tatsächlich so eifrig geküsst hat, wie er es in seiner erfrischenden Lobhudelei auf die türkische Metropole und das Leben an sich behauptet. Er selbst schweigt sich darüber ansonsten ja aus. Gentleman und so. Wie dem auch sei, das eine oder andere Lippenbekenntnis wird sicherlich dabei gewesen sein. Schließlich wirkt Axel Bosse auf seinem fünften Studioalbum gelöst, befreit und gutgelaunt wie selten zuvor. Ein halbes Jahr Auszeit mit Frau und Kind am Bosporus scheint ihm anscheinend gut getan zu haben nach dem Stress, einer Krankheit und der inneren Leere in Folge des bisher erfolgreichsten Longplayers "Wartesaal" inklusive ausverkaufter Tour.

"Ich such' nicht mehr / Und finde nur", gibt Bosse im eröffnenden und von Piano- sowie Trompetenklängen begleiteten Titeltrack "Kraniche" zum Besten. Wäre es nicht reichlich pathetisch und abgedroschen, würde man an dieser Stelle jetzt irgendetwas von "lebensbejahend vorwärtsblickend" schwafeln. Bosse fasst es simpler zusammen: "Yeah yeah yeah!" Nicht weniger positiv und irgendwie wohlig geht der feinsinnige Geschichtenerzähler im Falle der ersten Singleauskopplung "Schönste Zeit" zur Sache. So ziemlich jeder Thirtysomething sollte sich in dieser Hommage an die erste Liebe zu 90er-Grunge-Zeiten wiederfinden. Nirvana, Dosenbier, Polaroid, Mofa, Kajal, Walkman, Erdbeerbowle etc. Herrlich. Dies ist auch gleichzeitig einer der wenigen Tracks, in dem die früher so offen ausgelebte Melancholie zwischen den Zeilen durchschimmert.

Zuweilen hat es den Anschein, als ob Bosse der Optimismus aus den Ohren hervorquellen würde. "Aber was gut ist, wird passieren / Und wenn's gut ist, bleibt's bei Dir", lautet es im beschwingten "So oder so", was sich passend ins stimmige Gesamtbild des Albums einfügt. Die neuentdeckte Beschwingtheit spiegelt sich auch in der Dichte der tanzbaren Tracks wieder. Sei es der vertonte Kampf gegen eigene Ängste ("Alter Affe Angst"), das Liebeslied "Brillant" oder das eingangs erwähnte "Istanbul": Das geht in Kopf und Bein. Für den Fall, dass man beides einmal ruhen lassen möchte, hat Bosse mit dem famosen Anti-Burnout-Song "Müßiggang" die passende Anleitung parat. "Ich war blutleer / Jetzt pflück' ich Himbeeren / Ich ess' Stachelbeeren / Und warte auf den Abendstern / Dann kommt Rotwein / Dann kommt meine Frau / Die ist wunderschön." Den Rest wird er wieder für sich behalten.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Kraniche
  • Schönste Zeit
  • Istanbul
  • Müßiggang

Tracklist

  1. Kraniche
  2. Schönste Zeit
  3. Vier Leben
  4. So oder so
  5. Istanbul
  6. Alter Affe Angst
  7. Vive la danse
  8. Familienfest
  9. Brillant
  10. Müßiggang
  11. Sophie
  12. Konfetti

Gesamtspielzeit: 44:30 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Bert
2019-04-30 20:18:26 Uhr
Mal ein Loblied auf die Songs Kraniche und Vier Leben...hätte nicht gedacht, dass mich Herr Bosse mal so packt.
Herrenwitz
2013-03-12 20:36:41 Uhr
Kosse - Braniche
Bosses Penis
2013-03-11 19:09:49 Uhr
Lüg' doch nicht so, Sammy.
Sammy
2013-03-11 17:43:23 Uhr
Bosse ist ein toller Künstler, der mit seinen Texten eine Generation anspricht, die sich nach einer besseren und heilen Welt sehnt. Nostalgische mittdreißiger schließen ihre Augen auf den Konzerten und singen die Texte mit wie bei einem Gottesdienst.
Das war aber nicht immer so, denn Anfangs gab sich Bosse deutlich aggresiver und benahm sich teilweise recht merkwürdig auf der Bühne.
Bei einem Konzert 2007 in Hamburg holte er plötlich zwei elekrische Herdplatten auf die Bühne und drehte diese voll auf, bis die Platten glühten. Dann stellte er die Herdplatten auf die Monitor Box und holte sein Glied raus. Er kniete sich hin und legte das Glied kurz auf die eine Herdplatte, dann auf die andere. Rhythmisch zum Instrumental, das die Band spielte. Es entstand ein regelrechter Gliedtanz, der das Publikum irritierte, aber auch faszinierte. Nach einer weile hatte ein Großteil der Leute kein Bock mehr und verließ den Saal, weil es auch unangenehem anfing zu riechen,
Auf der letzten Tour soll diese Nummer angeblich nicht mehr zum Einsatz gekommen sein.
socrates65
2013-03-11 10:08:40 Uhr
Sehr schöne Platte, Bosse macht sich - scheint sich auch die Thees Uhlmann genau angehört zu haben.Mein Favorit ist "Familenfest" - sehr starker Text. Und zu "Indie-Nerd" und dem Kommentar "Darf man nicht hören": Ich weiß nicht, wen Du mit "man" meinst. Ansonsten verschone uns mit diesem Bevormundungsscheiss, wir sind hier doch nicht im Kindergarten.
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