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Amplifier - Echo street

Amplifier- Echo street

K-Scope / Edel
VÖ: 15.03.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tempo 30

Amplifier waren noch nie die Schnellsten, weder auf ihren Alben noch dazwischen. Dass die Band etwa zwei Jahre nach dem Riesenkrakenwerk "The octopus" schon einen Nachfolger fertig hat, ist daher so überraschend wie erfreulich - und die Gründe dafür so interessant wie einleuchtend. Zum einen haben die Briten wieder einen Vertrag bei einer Plattenfirma. Der Versuch, den Vorgänger von den Aufnahmen bis zum Druck des Booklets und zum Versenden der CDs von zu Hause aus zu produzieren, zwang Amplifier damals fast in die Knie, ärgerliche Verspätungen und mittelgroße finanzielle Krisen eingeschlossen. Nun konnten sie sich als Band also wieder nur auf die Musik konzentrieren.

Der zweite Grund: "Echo street" ist Recycling im besten Sinne. Denn die acht Songs basieren zum Teil noch auf Ideen, die Sänger und Gitarrist Sel Balamir schon in den Neunzigern hatte und nun auf alten Demotapes und im eigenen Archiv wiedergefunden hat. "Echo street" ist zudem kürzer, einfacher arrangiert, weniger opulent instrumentiert und wesentlich zerbrechlicher als "The octopus". In nur 60 Tagen ist die Platte außerdem entstanden, während die Band eigentlich an einem anderen Album arbeitete. Amplifier machen also vieles anders - und zum Glück das meiste richtig.

Die großen Rockmomente verteilen sich spärlicher über die Songs als auf bislang. "Where the river goes" dreht im letzten Drittel noch nach alter Manier auf, die Gitarren legen sich in perfekten Harmonien übereinander, dazwischen mischt sich mehrstimmiger Gesang und alles erstrahlt in euphorischem Dur. So weit, so bekannt. Meistens orientiert sich "Echo street" aber am gelassen mäandernden Opener "Matmos". Auf ihrem vierten Album ziehen Amplifier eher vor Pink Floyd den Hut als vor Rush. Das langsame Aufbauen der Songs bedeutet also nicht unbedingt ein abschließendes Loslassen in dröhnenden Akkorden.

In solchen Fällen besteht bei Stücken, die gerne auch mal die acht Minuten überschreiten, immer die Gefahr, dass die Musik unter einer mangelhaft konstruierten Spannungskurve zusammenbricht. Amplifier brüten aber glücklicherweise nie vor sich hin. "The wheel" zum Beispiel bleibt durch den brummelnden Basslauf auch dann noch geerdet, wenn der Rest der Instrumente im Mittelteil aus der Bahn gerät. Die Band entscheidet sich in solchen Momenten nie für Soundexperimente, sondern immer für den Song. Popaffinität und Liebe zu eingängigen Melodien war schon immer eins der hervorstechenden Merkmale von Amplifier, und im vergleichsweise sachten und gedrosselten Umfeld von "Echo street" macht sich das noch einmal so gut.

All das kulminiert in Songs wie "Paris in the spring". Balamir singt ausufernde Strophen von eindrücklicher Zerbrechlichkeit über abwechselnd akustische und elektrische Gitarren, die Rhythmen sind verschachtelt, der große Ausbruch fehlt. Trotzdem bleibt der Song sofort im Kopf. Das gleiche gilt für das folgende "Between today and yesterday", das ganz auf Schlagzeug und E-Gitarren verzichtet. Amplifier nehmen sich in der Benutzung der namensgebenden Verstärker auf "Echo street" also ausdrücklich zurück. Der Einschlagfaktor früherer Alben ist eindeutig abwesend, fehlt aber zu keiner Sekunde wirklich. Amplifier können eben auch langsam - nicht nur zwischen ihren Alben.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Matmos
  • Paris in the spring
  • Mary Rose

Tracklist

  1. Matmos
  2. The wheel
  3. Extra vehicular
  4. Where the river goes
  5. Paris in the spring
  6. Between today and yesterday
  7. Echo street
  8. Mary Rose

Gesamtspielzeit: 64:14 min.

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