Moddi - Set the house on fire
Propeller / Soulfood
VÖ: 08.03.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Die Weite des Landes
Die Beschaffenheit der Welt liegt immer im Auge des Betrachters. Und es ist wohl dieser Subjektivität geschuldet, dass sich Moddi selbst beinahe ins Popfach schreiben würde. Natürlich ist der Song "House by the sea" gemessen an der melancholisch schweren Kost, die uns der Norweger ansonsten auf "Set the house on fire" auftischt, eine kleine, fast sonnige Abwechslung. Denn der dräut nicht düster den nächsten Abgrund herbei, ist nicht grundiert mit schweren Streichern oder weit aufgespannten Soundgerüsten. Er ist auch nicht bis aufs Äußerste, also auf fast nichts reduziert und droht ebenso wenig jeden Augenblick an seiner eigenen Fragilität zugrunde zu gehen. "House by the sea" ist ein einfaches, sehnsuchtsvolles Stück Musik mit einer berührenden Melodie und dem eskapistischen Wunsch auf ein gelingendes Leben. Aber Pop? Nein, das ist er ganz objektiv wohl eher nicht.
Für Moddi muss sich der Song allerdings tatsächlich wie eine kleine Befreiung angefühlt haben, schrieb er ihn doch in einer halben Stunde und veränderte kaum etwas daran. Man muss wissen, dass Moddi nach seinem Debütalbum "Floriography" die Sache mit der Musik eigentlich an den Nagel hängen wollte. Er hatte alles gesagt, die anstrengenden Schreibblockaden und der krampfhafte Versuche auf einen Neuanfang waren seine besten Zeugen. Nachdem aber ganz ohne den inneren Zwang die ersten Töne aus dem Klavier tropften und sich die einzelnen Stücke in monatelanger Arbeit nach und nach zusammensetzten, erkannte Moddi wieder einen Sinn in diesem ganzen beschwerlichen Prozess, an dessen Ende sich "Set the house on fire" irgendwo zwischen der großen Geste von Sigur Rós und der Introspektion von Damien Rice einpendelte.
Und so erhebt sich das Album zur Mitte in höchste Höhen. "For an unborn" bildet die Speerspitze jener Songs, die an Kargheit kaum noch zu überbieten sind. Eine Gitarre, die Stimme auf Hall, die Weite des Landes immer im Blick und seine Stimme als tragende Säule - mehr benötigt Moddi nicht, um einen Song über sieben Minuten trotz all seiner Düsternis strahlen zu lassen. Das darauf folgende "The architect" bildet das grandiose Gegenstück mit seinem ausufernden Melodiebogen, der einige Zeit in Anspruch nimmt, um sich zu entfalten. Dazu eine verträumte Geschichte über Natur, Tiere und die Suche nach Gott, nach dem Sinn des Lebens, harsch unterbrochen von schneidenden Elektro-Beats. Die restlichen Songs auf "Set the house on fire" setzen sich passgenau zwischen diese beiden Extreme und legen sich mit dem Abschlusssong "Northern line" in Frieden zur Ruhe. "I'm all yours, fast asleep" sind Moddis letzte Worte. Den Schlaf hat sich der gute Norweger verdient, nach diesen aufreibenden Jahren.
Highlights
- For an unborn
- The architect
Tracklist
- Heim
- House by the sea
- Let the spider run alive
- Soon you'll be somebody else!
- For an unborn
- The architect
- Run to the water
- Silhouette
- One minute more
- Heim igjen
- Northern line
Gesamtspielzeit: 49:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Quirm Postings: 479 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-02-21 09:11:54 Uhr
Bestes Album würde ich jetzt nicht sagen, aber ein sehr gutes Album. Das Debüt kann mich auch nicht über die ganze Länge überzeugen. Sind aber auch sehr starke Songs drauf, wie z.B. der Opener. |
Obrac Postings: 2479 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-02-21 07:16:27 Uhr
Bestes Album letztes Jahr.Die erste Platte fand ich aber recht langweilig. |
norge |
2014-02-21 07:11:16 Uhr
spider:http://www.youtube.com/watch?v=ZiJg6Csy8mg |
8hor0 Postings: 1222 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-01-29 00:53:19 Uhr
auch live sehr genial!ohne band, nur mit cellistin gesehen. pål selbst spielt gitarre und akkordeon, ist sehr unterhaltsam und spricht interessante themen an. |
Armin |
2013-01-10 18:48:04 Uhr
Neues Moddi Album und erste Kostprobe"Quietly intense acoustic guitar, smoldering strings, and a haunting Norwegian-accented voice caught my ear like a tractor beam. This was Moddi” – Pitchfork Nachdem der 25 jährige Pål Moddi Knutsen nicht weniger als 250 Konzerte zur Unterstützung seines Debüt Albums gespielt hatte, rief der von der Insel Senja stammende Norweger für 2012 ein Sabbat Jahr aus, da er das Gefühl nicht los wurde, dass er die „Melodien ausgelaugt“ hätte. Zwischen den Bäumen Telemarks jedoch, so weit entfernt vom Kontinent und der See wie möglich, fand er seinen Seelenfrieden. Nun gibt er bekannt, dass es einen Nachfolger zu seinem zweifach für den norwegischen Grammy nominierten Debüt geben wird. Er trägt den Titel Set The House On Fire und wird am 08. März auf Propeller Recordings erscheinen. Moddi ist dafür bekannt, dass er eine Förderung von der norwegischen Statoil über 100.000 € ausgeschlagen hatte, wegen ihres Vorhaben im Norden von Norwegen nach Öl zu bohren. Im selben Jahr, in 2010 also, erhielt er eine gleich hohe Förderung von der norwegischen Popband a-ha und tourte als Support von Angus and Julia Stone. Sein Debütalbum Floriography nahm er mit dem Produzenten Valgeir Sigurdsson (Björk, Cocorosie, etc.) auf Island auf und erschien in Europa 2011. Zu dem Album sagt Moddi: „Als wir Floriography aufnahmen, war alles bis ins kleinste Detail durchgeplant. Dieses Mal ging es mehr darum, mit Sounds herum zu spielen. Es ist etwas poppiger und zugleich seltsamer geworden als das letzte Album.“ Set The House On Fire wurde in einem umgebauten Bootshaus in Giske, an der Westküste Norwegens aufgenommen. Es beinhaltet Duette mit dem post Pop Wunderkind Einar Stray und Farao aus London. Die erste Single des Albums heißt „House by the Sea“. Hier kannst Du sie Dir anhören: https://soundcloud.com/moddimusikk/house-by-the-sea-1 Schöne Musik, scheint auch etwas fokussierter zu werden als das etwas längliche vorige Album. |
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Referenzen
Damien Rice; Sigur Rós; Jónsi; Teitur; Pétur Ben; Midnight Choir; Paal Flaata; Washington; Barzin; Cherry Ghost; Nick Drake; Syd Matters; The Swell Season; Belasco; Pétur Ben; Leaves; Mugison; Bonnie 'Prince' Billy; Bill Callahan; Smog; Múm; Erlend Ropstad; Segrov; Nicolai Dunger; The Book Of Daniel; Scott Matthew; Elliott Smith; Angus & Julia Stone; Ray LaMontagne; Ferraby Lionheart; Kristofer Åström; José Gonzáles; Sparklehorse; The Lost Patrol; Chris Garneau; Perfume Genius; Talk Talk; Mark Hollis; Savoy Grand; Art Of Fighting; Aqualung; Starsailor; Kashmir
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