Mano Le Tough - Changing days

Permanent Vacation / Groove Attack
VÖ: 22.02.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Festplattenflüsterer
So richtig passt das ja nicht zusammen: Wild gewachsenes Holz mit von Moos durchzogener, rauer Rinde liegt in streng geometrischer Ordnung da und wirkt irgendwie gar nicht mehr so wild. Das Cover von "Changing days" bedient sich an etwas Grundnatürlichem, systematisiert es, zwingt es in einen festen Rahmen - und gibt eine Ahnung davon, was sich hinter dem Cover verbirgt. Denn Mano Le Tough alias Niall Mannion macht es musikalisch genau andersherum: Da ist House-Musik, dieses aufwändig konstruierte Ding, das quasi nichts dem Zufall überlässt und bei dem es um perfekte Kalkulation geht. Mannion aber bringt etwas in den House, das nach Freiheit klingt, das emotionsgesteuert, ja irgendwie menschlich wirkt. Beinahe so, als wolle er dem stupiden Perfektionismus der Produktion am Computer abschwören. Als würde der Tischler seinen nächsten Kleiderschrank nicht aus zurechtgesägten Brettern, sondern aus wild gewachsenen Stämmen und Ästen bauen.
Mano Le Tough ist ein Meister der Inszenierung von Emotionen. Geschickt baut er winzige rhythmische Ungenauigkeiten ein, die sich ein Computer von selbst nicht leisten würde. Und in "Everything you've done before" verwebt er improvisatorisch klingende Parts, die sich in anderem Soundgewand auch ein Jazzpianist erlauben könnte. Solche Kleinigkeiten geben "Changing days" Seele. Und so intuitionsgesteuert wie das Album klingt, ist es kaum verwunderlich, dass es nicht beim reinen House bleibt. Zu Anfang bedient sich Mannion beim Synthpop und wagt große Melodien. In der zweiten Albumhälfte wird der Sound dann deeper, der Drumcomputer präsenter, und "Changing days" lernt Minimal Music kennen. Für einen Rest Pop-Appeal sorgt Mannions Stimme, die zwar nicht die Kräftigste ist, aber gerade durch ihre Schwächen wieder den Eindruck des Handgemachten unterstreicht. Alles passt zusammen. Abgesehen vom Cover natürlich.
In der Mitte steht mit "A thing from above" das Highlight der Platte. Über entspannten Synth-Grooves steht Mannions verzerrte Stimme, die klingt, als würde ein Roboter aus einem Science-Fiction-Film seine Botschaft übermitteln. Zu diesem Bild passen auch die Laserkanonen in bester Star-Trek-Manier, die Mannion als perkussives Element einsetzt. Dann plötzlich wieder Stimme, wieder verzerrt, diesmal gänzlich unverständlich, aber viel näher, greifbarer, eingängiger. Diese Nummer weiß nicht, ob sie Track oder Song sein will. Aber wenn es so etwas wie Perfektion in Mannions Kosmos geben darf, ist dieses Stück verdammt nah dran. Ein Computer kann keine Emotionen spüren? Legen wir "Changing days" ins CD-Laufwerk und fragen ihn mal.
Highlights
- Cannibalize
- Everything you've done before
- A thing from above
Tracklist
- Cannibalize
- Everything you've done before
- Changing days
- Dreaming youth
- A thing from above
- Primative people
- Nothing good gets away
- Please
- Moments of truth
- The sea inside
Gesamtspielzeit: 57:40 min.
Referenzen
John Talabot; Pional; Slow Hands; Jay Shepheard; Prins Thomas; Pantha Du Prince; Soul Clap; Session Victim; Jef K; Daniel Bortz; Mario & Vidis; James Blake; SBTRKT; Matthew Dear; Theo Parrish; Aphex Twin; Hot Chip; Maxxi Soundsystem; Franc Spangler; Andrea Fiorito; Lee Jones; DJ T.; Tale of Us; Lauer; Tanner Ross; Benoit & Sergio; Martin Dawson; Hunee; Midland; Maceo Plex; Dominik Eulberg; Steve Reich