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Tim Neuhaus & The Cabinet - Now

Tim Neuhaus & The Cabinet- Now

Grand Hotel van Cleef / Indigo
VÖ: 15.02.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die unbekannte Größe

Gerade erst mit Stallgeruch einparfümiert, ist er auch schon mittendrin im Business angekommen: Gisbert zu Knyphausen, Clueso und Ina Müller wissen Tim Neuhaus' Fertigkeiten zu schätzen, arbeiteten sie doch alle schon mit dem Wahlberliner zusammen. Um seine alleweil international anmutenden Arrangements weiterzuentwickeln, bezog Neuhaus auf seiner vierten Platte erstmals elektronische Elemente in die Kompositionen ein. Außerdem holte er für die tiefere Ausarbeitung der Texte einen englischen Muttersprachler, den Songwriter Ian Fisher, mit an Bord. Bei seinem letzten Studioalbum "The cabinet" erschien Neuhaus' Perfektionismus, das allzu Geplante, das zu sehr Abgerundete, als einziger Mangel. Jetzt feilt er schon wieder genau an dieser Stelle. Wohin soll das noch führen?

Der Opener "Now" erinnert im positiven Sinne an die späten Killers: Neuhaus glückt, was den Amerikanern seinerzeit nicht gelingen wollte. "Wonderful turn" mit seiner gefühlvoll gezupften Gitarre ist der vollendete Popsong und knüpft an bekanntes Liedgut des rothaarigen Sängers an. "Easy or not" bestreitet der studierte Schlagzeuger im Duett mit der Australierin Kat Frankie. Hin und wieder verbinden sich die Stimmen der beiden auf wunderschöne Art, bis der Song in einem traurigen Piano-Finale langsam "Adieu" sagt. "Can't take the silence" beginnt schon wie ein Phoenix-Stück und hält dem Vergleich über seine knapp vier Minuten jederzeit stand. Der Autotune-Effekt auf Neuhaus' Stimme passt da wunderbar hinein und verleiht dem Stück eine angenehme Merkwürdigkeit. Auch "Crashing trough roofs" ginge locker als Machwerk der Franzosen, aber auch der Label-Brüder von Maritime durch.

Einfach mal verrückt sein, einfach mal nicht alles auf die perfekte Spitze treiben, das wäre doch was. Zwischendurch ein Hoffnungsschimmer: Ganz unerwartet mogelt sich eine Hammond-Orgel ins Geschehen – mit ihrem schiefen Geleiher eines der schrägsten Instrumente – und verleiht "Old tape running" einen schier experimentellen Charakter. Das Schlussstück "Aerophobia" entfernt sich dann schließlich doch noch ein wenig vom in der Vergangenheit angemahnten "Kuschelkurs" und beschreibt bedenklich düster blanke Flugangst. Das aber bleibt die Ausnahme, blitzt doch immer wieder der Schwiegersohn auf, der fehlerlos und charmant, schreitend statt gehend, seine Weisen der entzückten Mutti vorträgt. Die stellt schwärmerisch hauchend fest: "Der Junge ist einfach zu gut für diese Welt".

Stichwort "zu gut": Tim Neuhaus ist definitiv ein Ausnahmekünstler, das unterschreibt jeder von Flensburg bis Garmisch, der auch nur ein bisschen Ahnung von Musik hat. Wie ein Marionettenspieler hat er selbst das Unperfekte fest im Griff und lässt es nach Belieben in Erscheinung treten – so tut er auch dies in Perfektion. "Now" ist eine schöne Andersentwicklung, aber nur bedingt eine Weiterentwicklung. Ob letzteres überhaupt vonnöten ist, bleibt fraglich. Neuhaus' Musik ist in jedem Fall hörenswert: Sie unterhält, sie schafft Stimmung, sie begleitet, rührt an und lässt träumen. Nicht mehr und nicht weniger. Neuhaus überlässt nichts dem Zufall. Am Ende fehlt nur der kleine Funke, um ein loderndes Feuer zu entfachen. Und das kann man eben nicht studieren.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Wonderful turn
  • Crashing trough roofs
  • Easy or not
  • Old tape running

Tracklist

  1. Now
  2. Wonderful turn
  3. Crashing through roofs
  4. Easy or not
  5. Hindsight
  6. Seconds later
  7. Can't take the silence
  8. Around
  9. End, then you ring
  10. Old tape running
  11. Moments
  12. …Aftermath stopped
  13. Aerophobia (Hidden Track)

Gesamtspielzeit: 49:53 min.

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