Mountains - Centralia
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 25.01.2013
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Stück für Stück
Es ist ein gewaltiger Brocken. Zäh, widerspenstig, herrisch, niederschmetternd. Zumindest stellenweise. Dann wieder schlägt die Stimmung um, Hoffnung keimt auf, die Sonne bricht zwischen dunklen Wolken durch und taucht die eben noch graue Landschaft in ein warmes Gelb. Ein Gefühl von Geborgenheit macht sich breit, und die Angst vor der Zukunft weicht den liebevollen Erinnerungen an die Vergangenheit. Zugegeben: Das klingt nach einem drittklassigen Film und ist zu gut, um wirklich wahr zu sein, oder? Stimmt. Ein Sturmgewitter zieht über das eben noch so malerische Land, der Magen fängt an zu rebellieren, die Beine werden weich und hinten am Horizont landet überraschenderweise ein Raumschiff. Klingt schon wieder zu sehr nach Film? Kann sein. Aber all das und viel mehr passiert in "Propeller", dem 20-minütigen Übersong auf "Centralia".
Das fünfte Album von Mountains, bestehend aus Brendon Anderegg und Koen Holtkamp, hat es in sich, und "Propeller" ist nur ein kleiner Felsvorsprung auf dem Weg nach oben. Mit großer Instrumentierung, die dennoch an keiner Stelle überladen wirkt, und atemberaubenden Klangstrukturen erschafft das Duo eine Atmosphäre, die man auf ihren bisherigen Werken schon erahnen, aber noch nicht wirklich fassen konnte. So wirkt etwa "Sand", der Opener von "Centralia", zunächst zerbrechlich und auf beklemmende Art sogar steril und künstlich, bis schließlich im letzten Viertel der knapp zwölf Minuten ein paar Streicher einsetzen und dem Stück zu Anmut und Stärke verhelfen. Umgekehrt beginnt das darauffolgende "Identical ship" wunderbar organisch und natürlich, dank der im Vordergrund stehenden Akustikgitarre.
Die insgesamt sieben Songs bilden dabei über die gesamte Spielzeit von über einer Stunde ein gigantisches Puzzle, bei dem jedes Teil zwar ein durchaus eigenständiges Stück bildet, aber das nur im Endergebnis wirklich wirken kann. Ein Song wie "Liana" etwa, das eine Art Synthie-Wand erbaut, nur um sie schließlich mit einem bedrohlichen Stromgitarrenriff wieder einzureißen, bekommt im Albumkontext eine viel größere Tragweite, als man zunächst hätte annehmen können. Zurück zur malerischen Filmkulisse geht es zum Schluss dann auch: "Living lens" beendet die Berg- und Talfahrt sanft und geradezu grazil, aber keinesfalls gelassen oder ohne größere Spuren zu hinterlassen. Wieder ist da dieses Gefühl, diese Mischung aus Angst und Hoffnung. Und auch der Wille, diesen gewaltigen Brocken zu bezwingen, nur um plötzlich festzustellen, dass es danach nur umso steiler weiter nach oben geht. Stillstand? Oder gar ankommen? Auf "Centralia" ausgeschlossen.
Highlights
- Identical ship
- Propeller
- Living lens
Tracklist
- Sand
- Identical ship
- Circular C
- Tilt
- Propeller
- Liana
- Living lens
Gesamtspielzeit: 66:31 min.
Referenzen
Jasper TX; Richard Skelton; Sean McCann; Simon Scott; Tape; Belong; Marcus Fischer; Forma; Higuma; Olan Mill; Celer; Zomes; Bee Mask; Evan Caminiti; Ricardo Dinoso; Golden Retriever; Panabrite; Pausal; Pillowdiver; Jannick Schou; From The Mouth Of The Sun; Pjusk; Chubby Wolf; *AR; Carousell; Ryan Teague; Kreng; Danny Norbury; Juv; Kane Ikin; Pete Swanson; Jetone; Skywave; Roly Porter; Fjordne; Jonas Reinhardt; Lee Noble; Ous Mal; M. Ostermeier; Clem Leek; Aaron Martin
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