Inc. - No world
4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 15.02.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Die ??
Rhetorische Fragen in Rezensionen sind bescheuert, oder? Wo der Text den Leser sowieso dazu verdammt, artig die Argumente des Autors wiederzukäuen, führen solche süffisanten Spielereien dazu, dass er oder sie sich noch mehr verschaukelt vorkommt. Also keine Fragen mehr. Denn Inc. werfen davon selbst genug auf. Das fängt bei dem quasi ungooglebaren Namen an und hört bei der Konstellation des Duos auf, das aus den beiden Brüdern Andrew und Daniel Aged besteht, die auf Fotos in schöner Regelmäßigkeit so aussehen, als ob jemand sie einmal durch die schlimmsten modischen Verbrechen der Achtziger gezogen hätte. Zwischen Schulterpolstern und großflächigen Punkten liegt irgendwo die Wahrheit, mit der man "No world" begreifen kann. Denn das Debüt der beiden Herren steckt auf dem Papier knietief im schlimmsten musikalischen Morast - Pop, Soul und R'n'B. Doch selten liefen diese drei Genres so eigenwillig und schön ineinander.
Inc. zählen nämlich ohne Frage zu jener Generation von R'n'B-Künstlern, zu der auch Frank Ocean und AlunaGeorge gehören. Also zu jenen Menschen, die wissen, dass es um mehr als nur um das gleichförmige heterosexuelle Kopulieren gehen kann. Das fängt beim Sound an, den Inc. deutlich tiefer angelegt haben. "Desert rose (War prayer)" lässt eine Gitarre vor ein paar angenehmen Takten aus dem Laptop pendeln, während Andrew Aged dazu die Worte mit seinem Gesang streichelt und die Silben zu kurzweiligen Bildern wachsen lässt, die nie dem Sound in die Quere kommen. "Angel" lässt solche Ideen wie Seifenblasen aufsteigen, bevor der Rhythmus sie mit einem zarten Knall zerplatzen lässt. Dunkle Stimmen summen aus dem Synthie. Inc. bieten dabei stets ein künstliches Produkt, woraus "Black wings" und "Trust (Hell below)" gar keinen Hehl machen. Damit halten sich die zwei jedoch nicht auf. Denn das Gefühl, die Atmosphäre der gesamten Platte entsteht über das Zusammenspiel, diese Chemie, die zwischen Schaltkreisen, Stimme und Säuseln liegt.
Die Kälte, die Inc. auszeichnet, ist nichts gegen die Kälte, die noch bis vor ein paar Jahren durch das Genre wehte. Und den beiden Brüdern gelingt es, ihren unverkennbar eigenen Entwurf zu schaffen. Die klaustrophobische Enge, die manchmal über "No world" liegt, prägt dieses Album ebenso. Erst "Nariah's song" öffnet die Sache am Ende mit leichten Klaviertönen und ein paar Sekunden Stille wieder ein wenig. Was das soll? Andrew und Daniel Aged haben kein Interesse daran, irgendwas für irgendwen zu öffnen. Oder irgendeine Antwort zu geben. Entweder Du peilst es - oder eben nicht. Das ist nicht ihr Problem. Und für Fragen ist sowieso kein Platz. Verstanden?
Highlights
- Trust (Hell below)
- Angel
- Desert rose (War prayer)
Tracklist
- The place
- Black wings
- Lifetime
- 5 days
- Trust (Hell below)
- Your tears
- Angel
- Seventeen
- Desert rose (War prayer)
- Careful
- Nariah's song
Gesamtspielzeit: 39:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2514 Registriert seit 15.06.2013 |
2014-07-31 01:46:56 Uhr
Gutes Album mit toller Atmosphäre, auch wenn von den einzelnen Songs wenig hängen bleibt. |
The National Codex User Postings: 85 Registriert seit 15.05.2013 |
2014-01-07 00:36:50 Uhr
Ziemlich starkes Album mit einem Song namens Desert Rose (War Prayer), welchen ich zu den stärksten des letzten Jahres zählen würde. |
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Referenzen
BJ The Chigago Kid; Frank Ocean; AlunaGeorge; The Weeknd; Drake; The Internet; Tim Vocals; Bilal; D'Angelo; Aloe Blacc; The Log.OS; Drake; Lapalux; Cant; Bonobo; The-Dream; Jamie Woon; James Blake; Holy Shit; Miguel; Justin Timberlake; Jamie Foxx; John Legend; Thundercat; Solange; Jessie Ware; Prince; Sky Ferreira; Dawn Richard; Twin Shadow