Mary Lorson & Saint Low - Tricks for daws

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 29.04.2002
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nachschattengewächse
Grillen zirpen, und eine Spieluhr klingelt munter vor sich hin. Langsam verhallt der Streß des Tages, und Mary Lorson begrüßt uns mit "Morningless dreamer". Und genauso verträumt wie der Titel dieses Songs sind auch die anderen Schattenspiele auf "Tricks for dawn". Die ehemalige Sängerin der Ostküsten-Popper Madder Rose konnte bereits mit dem Erstling ihrer neuen Spielgefährten betören. Auch diesmal gibt es von Saint Low wieder luftige Arrangements und lockerleichte Handarbeit. In zwischen Folk, Rock und Jazz oszillierenden Songs erzählt Lorson von der Nacht und grüßt aus dem Halbdunkel.
Unangestrengt und reichlich ausgeschlafen klingt es, was Lorson uns von der dunklen Seite der Nacht zu berichten hat. "Friends, I have been drinking" gesteht sie im weichen Scheinwerferlicht eines verrauchten Jazzclubs. Die Besen streicheln, die Gitarren tänzeln, und die Violine singt. Schüchterne Hörner und zart brechende Klänge einer Harfe verstecken sich in schummrig ausgeleuchteten Nischen. Ein perlendes Piano umschmeichelt Songs wie "Anything can happen" oder "Your lament", während die Geschichte vom "Strange gift" zum herben Hall der Pauke vibriert.
Lorsons Erfüllungsgenossen wissen ständig, was zu tun ist. Da ist kein Ton zuviel und kein Gefühl zu wenig. Doch immer wieder wird deutlich, wie sehr Saint Low das Projekt der Frau mit dem Mikrophon ist. Ihre Stimme hält alle Fäden in der Hand und webt daraus ein feines Netz aus Erinnerungen an die Dunkelheit. Bei "Long way down" schaut ihr dabei sogar der lang vermißte Kumpel Evan Dando (Lemonheads) über die Schulter. Zur federnden Single "Oh, regret" schleichen Schatten herum, während Lorson die Taschenlampe fest in der Hand hält. Torch-Songs im besten Sinne. Diese sind keineswegs knackfrisch, sondern herzhaft altmodisch. Doch das schadet nichts. "Tricks for dawn" ist nämlich Musik wie ein Rotwein. Und der schmeckt bekanntlich reif am Besten.
Highlights
- Friends, I have been drinking
- Oh, regret
- Anything can happen
Tracklist
- Planet Pleasant Grove
- Morningless dreamer
- Friends, I have been drinking
- Oh regret
- Strange gift
- Anything can happen
- Your lament
- Blast off
- Accelerate
- Long way down
- Tricks for dawn
Gesamtspielzeit: 49:07 min.
Referenzen
Madder Rose; Neko Case; Mary Timony; Eleventh Dream Day; Cowboy Junkies; Throwing Muses; 10000 Maniacs; Natalie Merchant; Kristin Hersh; Tanya Donelly; Blake Babies; Juliana Hatfield; Suzanne Vega; Aimee Mann; Joni Mitchell; Carole King; Emmylou Harris; Over The Rhine; Fairground Attraction; Devics; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Ani DiFranco; The Sundays