Everything Everything - Arc

RCA / Sony
VÖ: 25.01.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Harmonie der Hektik
Wie Archimedes im Badhaus fühlt sich der Hörer dieser Platte: Eine Zeit lang planscht man ahnungslos vor sich hin, die Haut beginnt schon zu schrumpeln und plötzlich - heureka! Ja, es braucht ein bisschen bis "Arc" zündet, bis sich der Sound dieses britischen Quartetts im Ohr akklimatisiert hat, bis die Kopfstimme von Jonathan Higgs nicht mehr allzu sehr nach Zahnarztbohrgeräuschen klingt. Viele anfängliche Fragezeichen also, die sich irgendwann in Ausrufezeichen verwandeln. Oder wie es im ersten Stück heißt: "And that Eureka moment hits you like a cop car."
Wir erinnern uns: "Man alive", das erste Album von Everything Everything, war ein hochexplosives Experiment aus dem Math-Pop-Labor, voller Flausen im Kopf, ein Märchen aus tausendundeiner Songidee. "Arc" greift diese wahnwitzige Spielfreude auf und lenkt sie nun in geordnetere Bahnen. "Cough cough" beispielsweise geht ziemlich geradlinig nach vorne ohne die typische Nervosität der Band einzubüßen. Mit mächtig viel Hummeln im Hintern flitzt das Stück los, holt im Refrain kurz Luft und rast, angepeitscht von massivem Percussion-Einsatz, fast noch an Track Nummer zwei vorbei, doch ist das Liedgerüst zu stark, um vollkommen daraus auszubrechen.
Das anschließende "Kemosabe" ist dann wieder ein für Everything Everything typischer Zappelphilipp von einem Song. Aufhorchen lässt einen das wenig später folgende "Duet", das den Sprung in den Orchestergraben wagt und von Streichern getragen schnurstracks den Höhepunkt einläutet. "If it's going to happen, let it happen now", schallt es dort aus Jonathan Higgs' Kehle und man reibt sich die Augen bzw. Ohren ob der Linearität des soeben Gehörten.
Auch die balladesken Stücke "The house is dust" und "The peak" wirken entfrachtet, ja, fast aufgeräumt. Doch keine Sorge: Berechenbar ist dieser Tonträger noch lange nicht. Wie sich beispielsweise aus den sperrigen Eingangstönen von "Armourland" der Kuschelrefrain "I wanna take you home and find some new joy in this autopilot life" herausschält, ist überraschend und ziemlich schön. Man kann dies letztlich als das ganz große Kunststück von Everything Everything betrachten: in der Hektik die Harmonie zu finden. Heureka!
Highlights
- Cough cough
- Duet
- Armourland
- The house is dust
Tracklist
- Cough cough
- Kemosabe
- Torso of the week
- Duet
- Choice mountain
- Feet for hands
- Undrowned
- _Arc_
- Armourland
- The house is dust
- Radiant
- The peaks
- Don't try
Gesamtspielzeit: 48:56 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Nun |
2019-08-04 21:51:15 Uhr
Der Nachfolger ist einfach um längen besser das ist die einfache Erklärung. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11383 Registriert seit 23.07.2014 |
2019-08-04 21:45:08 Uhr
"Feet for hands" mag ich auch noch sehr, aber auch so ein sehr tolles Ding. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20172 Registriert seit 10.09.2013 |
2019-08-04 21:22:56 Uhr
Find den Nachfolger schon ne hörbare Ecke poppiger, was die Popularität und höhere Wertung erklären könnte. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34579 Registriert seit 07.06.2013 |
2019-08-04 21:15:06 Uhr
Aber warum dann der Nachfolger soviel mehr? Hat aber auch 2000 Votings mehr. Wurden da also bekannter. |
hideout Postings: 1940 Registriert seit 07.06.2019 |
2019-08-04 21:06:01 Uhr
Keine Ahnung, ist sicher nicht jedermanns Sache, EE sind ja alles andere als gewöhnlich. Vielleicht zu experimentell, der Gesang? |
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Referenzen
Foals; Django Django; Alt-J; Friendly Fires; Late Of The Pier; Cut Copy; Hot Chip; Metronomy; Passion Pit; Klaxons; Does It Offend You, Yeah?; We Have Band; Filthy Dukes; !!!; Yeasayer; The Rapture; Battles; LCD Soundsystem; The Faint; New Order; Talking Heads
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