Big Harp - Chain letters
Saddle Creek / Cargo
VÖ: 08.02.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Schlüsselerlebnisse
Es gibt nicht viele Dinge, die man vor dem ersten Hören von Big Harp wissen muss. Im Grunde kennt die ja eh keiner, außer vielleicht dieser eine Kumpel von Dir, der alles kennt, was jemals eine Gitarre auch nur schief angesehen hat. Ansonsten: Fehlanzeige. Was also ist wichtig? Dass es sich bei Big Harp um das Ehepaar Chris Senseney und Stefanie Drootin-Senseney handelt? Dass zumindest er ursprünglich aus Omaha stammt und die beiden natürlich bei Saddle Creek veröffentlichen, weil das ja schon fast ein Muss für von dort kommende Musiker ist? Dass sie das Americana-Gewand, das sie sich mit ihrem Debüt "White hat" wahrlich verdient hatten, auf dem zweiten Album "Chain letters" ablegen und ihren widerspenstigen, dreckigen, ganz und gar kantigen Sound nun nach dem Bass ausrichten? Aber all das tut eigentlich nichts zur Sache. Oder?
Tatsache ist, dass Big Harp von mehr Leuten gehört werden sollten, als es derzeit noch der Fall ist. Und das trotz der oben aufgeführten Punkte. Nach dem massiven kommerziellen Erfolg von Bands wie den Black Keys sollte der Weg doch geebnet sein für die Drootin-Senseneys, auch wenn er deutlich steiniger und kurviger verlaufen dürfte. Songs wie das hoffnungsvolle "Outside in the snow" mit seinem angenehmen Sixties-Vibe im Refrain, bei dem der weibliche Gesang wunderbar mit dem männlichen Gitarrenspiel harmoniert, oder das schnodderige "Waiting for some drunk" sind eigentlich die idealen vertonten Lebensweisheiten, die ein jeder Musikfan im Schrank stehen haben sollte. Und auch die folgenden Stücke "Some people are born strange" und "Good news" ähneln Dan Auerbachs Stil auf verblüffende Art und Weise - ungeachtet der Tatsache, dass der und seine Black Keys erst so erfolgreich wurden, als sie sich der Massenkompatibilität hingegeben haben.
Immerhin ziehen Big Harp ihr Ding konsequent durch: Vom düsteren Opener "You can't save 'em all" mit seinem brodelnd-verzweifelten Unterton bis zum schrammeligen "Micajah with his hands up" mit seinen Gospel-Anleihen und Handclaps sind es auf "Chain letters" nur wenige Schritte, so scheint es. Was jedoch dazwischen abläuft, hat wahren Filmcharakter. Da ergibt es durchaus Sinn, den gelungenen Abschluss mit dem fünfminütigen "Call out the cavalry, strike up the band" einzuleiten, bei dem vor dem inneren Auge zunächst nochmal mit ordentlich Bläser-Unterstützung und Schlagzeug die größten Momente der letzten halben Stunde vorbeiflimmern, bis zum Schluss im Abspann nur die beiden Namen der Hauptprotagonisten stehenbleiben - zwei Namen, die man sich einprägen sollte. Nicht nur, wenn man irgendwann selbst der Kumpel sein möchte, der alles kennt.
Highlights
- Waiting for some drunk
- Some people are born strange
- Outside in the snow
- Call out the cavalry, strike up the band
Tracklist
- You can't save 'em all
- Waiting for some drunk
- Some people are born strange
- Good news
- Bar all the doors
- No trouble at all
- Micajah with his hands up
- Outside in the snow
- It's easy to be strange
- Call out the cavalry, strike up the band
Gesamtspielzeit: 36:00 min.
Referenzen
The Black Keys; R.L. Burnside; Howlin' Wolf; Screamin' Jay Hawkins; Mississippi Fred McDowell; John Lee Hooker; Muddy Waters; B.B. King; Elmore James; Robert Johnson; Doo Rag; 20 Miles; Blues Explosion; The Dirtbombs; The White Stripes; The Von Bondies; Wayne Kramer; Cream; Little Feat; Ten Years After; The Gun Club; Waters; Two Gallants; 22-20s; Thee Shams; The White Stripes; The Dirtbombs; The Come-Ons; The D4; The Blue Van; The Blueskins; MC5; The Sonics; Black Lips; Little Barrie; Young Heart Attack; The Datsuns