Sandi Thom - Smile ... it confuses people
RCA / Sony BMG
VÖ: 20.10.2006
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Das Blumenkind
Überraschung! Wir haben ein Exemplar gefunden! Ein Mädel, das sich nach hemmungslosem Schlammcatchen sehnt, mit den gesammelten Barthaaren von Creedence Clearwater Revival prahlen will und davon träumt, im Evaköstüm durchs grüne Gras zu springen. Geben wir es zu, Männer: Dies hätten wir uns in diesem Leben nicht mehr erträumt. Sandi Thom bringt Männerträume in Wallung und verklärt die Thesen der Emanzen, sieht blendend aus und besingt, was schon längst gesagt sein sollte. Und die Krönung: Wenn die heiße Discobekanntschaft fragt: "Hä? Was ist denn ein Grateful Dead?", drückt man ihr eine Single in die Hand, und der Käse ist gegessen.
Der Weg zum Ruhm war für die junge Schottin leichter zu begehen, als ein Laufsteg in Aberdeenshire. In einem kleinen, kuscheligen Kellerloch, mit Webcam und Klampfe, Mut und einer dicken Portion Schminke verzauberte sie die Welt mit einem einzigen Liedchen binnen weniger Wochen, zuerst via Myspace, dann auf allen Kanälen. Eine Single, welche die Reinkarnation der musikalischen Spitzfindigkeit einer Janis Joplin oder vielleicht auch einer Joan Osborne vor dem geistigen Auge aufkeimen läßt. "I wish I was a punk rocker (with flowers in my hair)" ist eine selbstbewußte Folk-Hymne, ein hübsches Flower-Power-Statement in einer Time-Is-Money-Zeit.
Doch beim Album fällt einem fast der rote Filzstift aus der Hand: "When horsepower meant what it said", eine imposante Pop-Folknummer, die die Sugababes erstmal verdauen müssen, markiert den Einzug in eine Reise, gespickt von bizarren Überraschungen, die zum Ende der Platte fast unerträglich werden. Das Klischeetröpfchen "Lonley girl" etwa, das an die rostigen und gefühlsduseligen Zeiten von Britney Spears erinnert, das rundum unschöne "Little remedy", das Michelle Branch dreist vom Busen geklaut wurde, oder aber das nervtötende "The human jukebox", welches nicht einmal die neu definierte Jeanette Biedermann trällern wollen würde.
Auf "Smile ... it confuses people" paßt vieles nicht zusammen. Das zu Plastik erstarrte Resultat annehmbarer Songwriterkünste steht kurz in Flammen und kübelt uns dann mit dessen gesamter Asche voll, die sich sicher in bare Münze verwandeln läßt, aber die Ernsthaftigkeit und den unterstellten visionären Weitwinkelblick von Sandi Thom ad absurdum führt. "Smile... it confuses people" ist ein Album, das nach den ersten beiden Songs alles gesagt hat und dann nach Hause gehen könnte. Stattdessen schlägt Sandi Thom den undankbaren Weg einer Musikerin ein, die man nur anhand eines Hits identifizieren kann und über kurz oder lang in den Weiten der Nebelschwaden der vergessenen Popsternchen wiederfinden wird. Viel Rauch um nichts.
Highlights
- When horsepower meant what it said
- I wish I was a punk rocker (with flowers in my hair)
Tracklist
- When horsepower meant what it said
- I wish I was a punk rocker (with flowers in my hair)
- Lonley girl
- Sunset borderline
- Little remedy
- Castles
- What if I'm right
- Superman
- The human jukebox
- Time
Gesamtspielzeit: 32:07 min.
Referenzen
Sheryl Crow; Michelle Branch; Sixpence None The Richer; Anouk; Sugababes; Lisa Miskovsky; Barbara Cuesta; Wonderwall; Patti Labelle; Joss Stone; Christina Aguilera; Lily Allen; Britney Spears; Lene Marlin; Natalie Imbruglia; Shelby Lynne; Abra Moore; Alanis Morissette; Ella Fitzgerald; The Corrs; Vanessa Carlton; Natasha Bedingfield; Nelly Furtado; Nikka Costa; Jewel; Meredith Brooks; Stacie Orrico; The Sundays; Dusty Springfield; Janis Joplin; Joan Osbourne
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- Sandi Thom - Smile... it confuses people (17 Beiträge / Letzter am 30.06.2007 - 16:59 Uhr)