Taking Back Sunday - Tell all your friends

Victory / Connected
VÖ: 29.04.2002
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Einsam und verlassen

Mit von ihren Fräuleins alleingelassenen Herren ist nicht gut Kirschen essen. Wo sich die einen nächtelang in selbstzerstörerischer Art und Weise die wildesten Vorwürfe machen, neigen einige andere zum extrovertierten Seelen-Exhibitionismus. "I want to hate you so bad / But I can't stop this" - Taking Back Sunday gehören ohne jeden Zweifel zu letztgenannter Sorte. Vier frustrierte Herren, ein Proberaum, ein dringendes Anliegen und die unerschütterliche Liebe zur Musik. Mehr braucht es nicht, um so dermaßen auf die Kacke zu hauen, daß einem die zerrissenen Saiten rechts und links um die Ohren fliegen. Wir haben Sie gewarnt.

"Tell all your friends" leugnet seine offensichtlichen Vorbilder und Einflüsse zu beinahe keiner der mehr als kostbaren 34 Minuten. Denn würden die Mitglieder von Thursday, The Movielife und Saves The Day unter ein- und demselben Namen ihrem Hang zu energetischem Singalong und wüstestem Blutgrätschen-Krach nachgehen, sie würden sich zweifellos Taking Back Sunday nennen. Dennoch: Das hier ist mehr. Hier finden sich genau die beißend-packenden Kontraste, die sich anderen Emo-Lahmärschen durch die angelaufenen Gläser ihrer Kassengestelle wohl niemals mehr erschließen werden.

Dabei definiert sich "Tell all your friends" seine bestens bekannten Trademarks auch nicht anders zurecht, als sonstwer in Pogohausen: Kehlige Vocals konterkarieren melodiösen Singsang und fühlen sich derbe wohl in der deftigen Wurzelsuppe aus Punkrock und Hardcore. Seine markantesten Stärken findet "Tell all your friends" schließlich in der Größe, Catchyness und Unverkennbarkeit seiner quietschfidelen, in höchstem Maße zwingenden Melodien.

Da sich Taking Back Sunday so aufopferungsvoll zwischen innerer Unausgeglichenheit und mentaler Stärke drehen und winden, daß es eine wahre Pracht ist, finden sich eigentlich keine Ausreden mehr, um diesem aufwühlenden Spektatel die Aufmerksamkeit zu verweigern. Gerade wenn es in "Head club" "I'm sick of writing every song about you" heißt, ist man um die Existenz der dreisten Damen insgeheim mehr als einfach nur dankbar, die solche Glanztaten erst ermöglichten. Männer sind nun mal Schweine. Denn sie baden ihren ganzen Mist zu allem Überfluß auch noch höchstselbst aus.

Nicht nur mit dem gutgelaunten "Cute without the 'E' (Cut from the team)", dem herrlichen "There is no 'I' in the team" und "Timberwolves in New Jersey" haben Taking Back Sunday eine ganze Latte an veritablen Smashern in der Pipeline, die, einmal in Reichweite, niemals wieder loslassen. In einem Hier und Heute, in dem die Faktoren Plakativität, Austauschbarkeit und Vermarktung über ein ganzes, verkorkstes Business herrschen, ist die trotzige Ehrlichkeit einer Combo wie Taking Back Sunday beinahe unverzichtbar. Umwerfend.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cute without the 'E' (Cut from the team)
  • There is no 'I' in team
  • Timberwolves at New Jersey

Tracklist

  1. You know how I do
  2. Bike scene
  3. Cute without the 'E' (Cut from the team)
  4. There is no 'I' in team
  5. Great romances of the 20th century
  6. Ghost man on third
  7. Timberwolves at New Jersey
  8. The blue channel
  9. You're so last summer
  10. Head club
Gesamtspielzeit: 33:43 min

Im Forum kommentieren

solea

2014-11-22 20:44:54

Sie kommen ja dieses Jahr noch auf Tour. Ich geb mir das glaube ich. Cute without the e sollte ich einfach mal live gehört haben...

solea

2014-01-17 14:44:45

Ja, schon eigenartig. Gerade das 2011er Album, auf dem sie dann ja wieder vereint waren hat mich nicht so überzeigt. Aber so ist ja häufig bei Debut-Kracheralben. Bei "the used" ist es ähnlich, da könnte ich über das Debut das gleiche schreiben wie oben.

tuxx

2014-01-16 21:00:08

Das eines dieser Alben, bei denen es einen (mich zumindest) sofort in die Zeit versetzt, in der man diese Musik gehört hat.

Genauso isses.

eric

2014-01-16 19:30:26

Jap, eine der besten 00er-Platten! Zu schade, was auch aus denen geworden ist.

solea

2014-01-16 19:06:41

Das eines dieser Alben, bei denen es einen (mich zumindest) sofort in die Zeit versetzt, in der man diese Musik gehört hat. Spricht für die Frische und Einzigartigkeit des sounds. Ist und bleibt einfach klasse.

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