Johannes Oerding - Für immer ab jetzt
Columbia / SonyVÖ: 11.01.2013
Tief wie ein Eimer
Johannes Oerding kann singen und beherrscht sein Instrument, die Gitarre. Damit erfüllt er schon mal zwei Grundvoraussetzungen, die man als Singer-Songwriter braucht. Hier endet es dann allerdings mit den schöpferischen Notwendigkeiten für einen guten Musiker. Der gebürtige Münsteraner beweist mit seiner dritten Albumveröffentlichung, dass ihm eine andere wichtige Grundvoraussetzung, nämlich das Texten, überhaupt nicht liegt und er immer noch lieber auf Nummer sicher geht, als neue Sachen auszuprobieren. So erklingt seine neue Platte "Für immer ab jetzt" ohne jeden Zauber von Innovation oder Mut und beim ersten Hören viel zu glatt.
Oerding scheint zu diesen Möchtegerntextern zu gehören, die meinen, besonders philosophische und tiefgründige Lyrics schreiben zu müssen, bei dann aber tatsächlich nur nichtssagende Grütze herauskommt. Man nehme nur einmal den Titelsong. Wenn es da heißt "Und die Zeit steht still / Weil ich diesen Moment für immer behalten will / Und ich halt ihn fest / Für immer ab jetzt", dann fragt man sich zwangsläufig, ob diese Zeilen von einem Kind gedichtet worden sind oder wahrhaftig von einem 31-jährigen Mann, der das alles auch noch ernst meint. Der Text von "Sommer" ist ebenfalls nicht sehr originell und konnte so ähnlich auch schon mal bei den Wise Guys gehört werden. Zwar a cappella, aber doch auf sympathischere Weise, weil die das mit dem Ernst nicht so eng sehen.
Nachdem man vom Textlichen also nicht zu viel erwarten kann, bleibt nur noch, auf die musikalische Begleitung zu hoffen. Die ist etwas besser und tiefgründiger als die Lyrics, aber man wird das Gefühl nicht los, alles schon mal irgendwo gehört zu haben. "Jemanden wie Dich" klingt wie ein Silbermond-Lied, nur in männlicher Version, und "Und wenn die Welt" könnte ein echter Schlagerhit sein. Da Schlager aber auch irgendwie immer einen gewissen Ohrwurmcharakter besitzen, trifft das auch auf eben jenes Lied zu, wie sowieso auf die meisten Songs des Albums. Im Radio dürften die meisten Oerding-Lieder gut funktionieren. Bei manchen ertappt man sich sogar dabei, wie man mitsingt (bei den einfachen Texten geht das sehr gut), oder zumindest den Fuß zum Rhythmus bewegt.
Das Album dümpelt irgendwo zwischen Platten von Tim Bendzko und Philipp Poisel. Mehr Anspruch schien Oerding beim Aufnehmen seiner Platte auch nicht gehabt zu haben. Unter den Kriterien ist ihm natürlich ein solides Album gelungen, das nicht mehr ganz das Etikett "Durchschnitt" verdient. Wer andere Schwerpunkte an einer Platte schätzt, ist mit "Für immer ab jetzt" sicherlich falsch beraten. Und darf Oerding weiterhin als "den Typen, der sich Ina Müller geschnappt hat" abtun.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nichts geht mehr
- Die dunklen Jahre
Tracklist
- Einfach nur weg
- Wo wir sind ist oben
- Für immer ab jetzt
- Sommer
- Jemanden wie dich
- Magneten
- Nicht genug
- Und wenn die Welt
- Nichts geht mehr
- Die dunklen Jahre
- Traurig aber wahr
- Mein schönster Fehler
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