
Balthazar - Rats
PIAS / Rough TradeVÖ: 12.10.2012
Der zweite Streich
Es ist doch so: Einmal ein gutes Album machen können schon viele. Zweimal das gleiche Album machen, ob gut oder schlecht - das kann jeder. Aber beim zweiten Mal ein Album zu machen, das anders ist und mindestens genauso gut, das können nicht viele. Der berühmte zweite Streich eines Musikers, nach dem oft alles vorbei sein kann, hat schon so manchen zum Verzweifeln gebracht. Bei den Belgiern von Balthazar hingegen scheint es ganz einfach gewesen zu sein. Deren Debüt "Applause" sorgte für genau solchen, wenngleich bei einer kleinen (aber feinen!) Gruppe von Menschen. Große Melodien gab es da, echten Pop, abstrakten Rock, was das Herz begehrt. Fast genau ein Jahr später folgt "Rats", große Melodien und alles gibt es auch hier. Aber alles noch eine ganz kleine Nummer besser.
Geht nicht? Aber klar doch! Spätestens der vierte Song des Albums, "Joker's son" beweist das auf anschauliche Art und Weise. Düsterer geht es hier zu, sicher, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Ausgestattet mit ein paar Hörnern im Hintergrund, brodelt der mehrstimmige Gesang, kocht am Ende schließlich auf, bis auch der Letzte mitsingt: "A joker's son / My coat's somewhere around town / I never won but I rest assure / That I can endure / The spinning" - und schon liegt man am Boden, umgehauen in wenigen Sekunden. Die erste Single des Albums, "The oldest of sisters", hält sich da noch zunächst noch zurück, packt die Blechbläser aber im Refrain ebenfalls aus und groovt sich und den Hörer in einen Zustand melancholischer Glückseligkeit, in dem alles schon irgendwann, irgendwie wieder gut sein wird.
Poppiger wird es auf Songs wie "Do not claim them anymore" und dem entspannten "Sinking ship", das in seiner erzählerischen Spielweise ein wenig an David Gray erinnert. "Later" kommt mitsamt Streichern anfangs deutlich dramatischer daher, gewinnt dank des hektischen Schlagzeugs und dem eindringlichen Bass aber deutlich an Impulsivität. Ein vorgezogenes Ende gibt es dank des starken "Any suggestions", das langsam, beinahe träge beginnt, sich allmählich steigert und schließlich in einem klangvollen Höhepunkt endet, in dem die Band alle übrigen Trümpfe zieht. Das eigentliche Finale mit "Sides" hätte es da vielleicht nicht mehr gebraucht, auch wenn der schnoddrig-lässige Abgang immerhin eine kleine Verschnaufpause bietet. Hoffentlich bis zum nächsten Jahr, Balthazar - bei der Verlaufskurve kann es ja immer nur noch besser werden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Joker's son
- Do not claim them anymore
- Any suggestions
Tracklist
- The oldest of sisters
- Sinking ship
- Later
- Joker's son
- The man who owns the place
- Lion's mouth (Daniel)
- Do not claim them anymore
- Listen up
- Any suggestion
- Sides
Im Forum kommentieren
-dreamseller-
2014-08-13 10:59:17
"angetan"
Zum selbst einfügen im obigen Posting.
-dreamseller-
2014-08-13 10:58:14
Besser spät als nie entdeckt: Ein schönes, rohes Album mit melancholischem, manchmal wütenden Grundton. Mir haben es vor allem die Songs mit der dylanesken Phrasierung (sinking ship, the man who owns the place, lion's mouth). Toll für Regentage.
90ty
2012-12-01 13:40:33
Eine starke Weiterentwicklung zum Debut "Applause" ist anzumerken. Weniger offensichtlich ins Gesicht springende Melodien, dafür mehr Raum für Melancholie und Transparenz.
Trademarks der Band sind aber immer noch da: die Stimmen der beiden Hauptsänger. Extrem komprimierter, trochen knarziger Bass. Geigen, Hall, Groupvocals, auch mal Bläser. Gespür für stark ohrwurmverdächtige Melodien weiterhin vorhanden.
Die Zeit wird es zeigen, ich denke aber, dass es für mich auf Dauer besser funktionieren wird, als die Applause - es geht mehr in die Tiefe, berührt mich mehr. Im Vergleich zum Debut ist alles etwas weniger "snackig für zwischendurch" geeignet. Kein schwacher Song vorhanden!
Absolutely well done... Live zudem sehr, sehr gut. Hands down, hat mich umgehauen!
in aber sexy
2012-11-03 11:02:09
Klasse Band!
Arm
2012-11-03 09:50:07
Schwule Belgier werden hier nicht bewertet!
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