The Datsuns - Death rattle boogie
Hellsquad / CargoVÖ: 23.11.2012
Isegrims Märchen
Neuseeland ist überall. Sogar in Skandinavien. Was sich liest wie eine kosmopolitische Version von Grimms Märchen, soll jedoch lediglich die Tatsache umschreiben, dass die zuletzt von Indie-Recken mit Matte zu großkarierten Psych-Hardrockern verpuppten Datsuns inzwischen über die halbe Welt verstreut sind. So betreibt Sänger Dolf de Borst in Stockholm ein Aufnahmestudio und baut Gitarrist Christian Livingstone in London Effektpedale, während der Rest down under die Stellung hält. Da kann es mit dem fünften Album schon einmal länger dauern. Doch auch vier Jahre nach "Head stunts" sprechen sowohl der Name des Frontmannes als auch das Cover eine deutliche Sprache.
"Death rattle boogie" erfüllt nämlich weitgehend den Tatbestand einer borstigen Wildsau im Schweinsgalopp-Modus, und das Artwork erinnert an eine überm Höllenfeuer geröstete LSD-Version von "Deep Purple in rock" samt hübscher Lady im symmetrischen Híntergrund. The Datsuns brauchen gar nicht so treuherzig unter dem transparenten Tray hervorzulugen - zwischen dröhnenden Rock'n'Roll-Breitseiten und klobiger Begrifflichkeit kennen sie wenig Gnade. "Gods are bored"? Damit ist es vorbei, wenn der gleichnamige Opener mit halsbrecherischem Tempo und de Borsts nach vorne gemischter Lead-Kehle losprescht und "Gold halo" ohne zu zögern nachlegt.
Und so genehmigen sich die Götter zum Gedröhne von "Skull full of bone" oder "Shadow looms large" erst einmal einen guten Schluck aus dem Schädel-Service für besondere Anlässe. Manchmal auch einen zu viel. Zwar ist der Olymp nach 50 Minuten nicht vollgekotzt, die Feierlaune lässt mit der Zeit aber merklich nach. Genauer gesagt, wenn die Datsuns nach dem vorzüglichen, mittendrin von einer rauen Bluesgitarre aufgerissenen Wurlitzer-Schleicher "Wander the night" und dem auf lockeren Licks daherflizenden "Hole in your head" zusehends ratlos werden. Mit oder ohne die alten Hellacopters-Recken Nicke Andersson und Boba Fett an Mischpult beziehungsweise Honky-Tonk-Piano.
Natürlich machen die vier ihre Sache im Grunde nicht viel schlechter als Led Zeppelin oder Wolfmother - zuweilen droht Meister Isegrim hier allerdings zu einem zahnlosen Bettvorleger zu werden, was die Wölfin natürlich gar nicht gerne sieht. Gut also, dass "Brain tonic" gegen Ende noch einmal hochprozentig aufs Wah-Wah-Pedal tritt, sodass plötzlich auch die klassenkämpferischen Stakkato-Salven von The (International) Noise Conspiracy nicht mehr weit sind. Zumindest nicht so weit, wie The Datsuns zwischen Schweden und Neuseeland für dieses Album hin- und herpendeln mussten. Immerhin: ein Brett, das die halbe Welt bedeutet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Gods are bored
- Wander the night
- Hole in your head
- Brain tonic
Tracklist
- Gods are bored
- Gold halo
- Axethrower
- Bullseye
- Skull full of bone
- Shadow looms large
- Wander the night
- Helping hands
- Hole in your head
- Fools gold
- Goodbye ghosts
- Colour of the moon
- Brain tonic
- Death of me
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- The Datsuns - Deep sleep (1 Beiträge / Letzter am 24.08.2014 - 23:07 Uhr)
- The Datsuns live (1 Beiträge / Letzter am 04.09.2009 - 18:23 Uhr)
- The Datsuns - Smoke & mirrors (15 Beiträge / Letzter am 02.10.2006 - 09:17 Uhr)
- The Datsuns - Outta sight/outta mind (5 Beiträge / Letzter am 08.01.2005 - 03:07 Uhr)
- The Datsuns (2 Beiträge / Letzter am 20.10.2002 - 21:57 Uhr)