Kid Rock - Rebel soul
Atlantic / WarnerVÖ: 16.11.2012
Es ist Krieg
Mitt Romney ist schuld. Romney und seine berühmten "binders full of women". Den Ausgang der diesjährigen Präsidentenwahl in den USA haben diverse Analysten und Zeitungen zum Anlass genommen, über den Untergang des Einflusses des weißen Mannes zu schwadronieren, allen voran die Wochenzeitung Die Zeit. Der Kandidat der Republikaner verkörperte all das, was die nachwachsenden, überwiegend aus Einwanderern bestehenden Generationen in den USA immer weniger schätzen. Hauptsache, jeder kann sich Waffen kaufen, weil mehr Waffen natürlich mehr Sicherheit bedeuten. Die Unterstützung der immer größer werdenden Schicht aus armen Menschen muss zurückgefahren werden, weil allein der Gedanke an staatliche Intervention den bösen Ivan heraufbeschwört. Und Probleme löst man nicht mit Diplomatie, sondern mit Krieg - sowie mit Gottes Beistand. Dieses reaktionär-republikanische Weltbild wird kaum besser verkörpert als von Robert Ritchie, der popkulturellen Ausgabe von Romney. Beim Bruder im Geiste Ritchie heißen die "binders full of women" eben "Chickens in the pen".
Ritchie, Sohn eines Autohändlers aus Michigan, ist nun auch die Personifizierung des amerikanischen Traums: Du kannst alles werden, wenn Du Dir nur richtig Mühe gibst. Du kannst viel Geld haben, Du kannst Dir dicke Villen und Autos kaufen, hast natürlich immer hübsche Frauen um dich herum und kannst Dir zur Krönung überall ein USA-Fähnchen hinhängen, vor allem an den Waffenschrank. Die Frage, warum dieser Materialismus so wichtig ist, wird gleich in den ersten Minuten der den Mythos der USA dekonstruierenden, großartigen Serie "The wire" gegeben: "Because this is America, man!" Und das ist genau das Problem von "Rebel soul": Amerikanischer als hier kann Kid Rock kaum noch werden. Dieses Album aus Blues, Rock'n'Roll, Country, Folk und ein wenig Pop ist erneut für den White Trash gemacht und wird sich in den USA wie geschnitten Bagels verkaufen. Ritchie treibt in "Let's ride" die Armee an, mit wehenden Fahnen in den Kampf zu ziehen, besingt sein "Redneck paradise" mit viel Bier, Tanz und natürlich Frauen, wird etwas schmusebluesig beim Gedanken an "Cocaine and gin". Ach, müde Nationalstolz-Klischees wohin man schaut.
Michigan liegt zwar im Norden der USA, aber das hält Kid Rock immer noch nicht davon ab, ein Hohelied auf seine Heimat zu singen, das so sehr nach Oklahoma oder Texas, nach harter Feldarbeit und Wollplantagen klingt, dass es eigentlich schon wieder lustig ist. Wenn dieser ganze Nationalbohei nicht doch eher traurig wäre. Musikalisch ist "Rebel soul" wirklich guter, handgemachter Bluesrock. Was sich hier allerdings textlich abspielt ist keinem aufgeklärten Mitteleuropäer zu verkaufen. Möchten wir also den Zeitungen dieser Welt Glauben schenken, dann steht es nicht gut um den weißen Mann. Sollte das bedeuten, dass solche Alben wie "Rebel soul" uns in Zukunft dadurch erspart bleiben, dann ist es nicht schade drum. Auch wenn außerhalb der USA dieses reaktionäre Gemisch aus Waffen, Weibern und Wagen zum Glück immer noch für Kopfschütteln sorgt, wird Ritchie dies natürlich nicht die Bohne jucken. Der wird sich weiterhin sein eigenes, kleines White House finanzieren können. Denn dies sind halt die USA - glauben Leute wie Kid Rock.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- Chickens in the pen
- Let's ride
- 3 CATT boogie
- Detroit, Michigan
- Rebel soul
- God save Rock n roll
- Happy new year
- Celebrate
- The mirror
- Mr. Rock n roll
- Cucci Galore
- Redneck paradise
- Cocaine and gin
- Midnight ferry
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