Kiss - Monster

Universal
VÖ: 05.10.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hinter der großen Klappe

Sehen wir den Fakten ins Auge: Lange genug zeigten die vollmundigen Ankündigungen von Motormouth Gene Simmons im Vorfeld so mancher Kiss-Platte einen drastisch höheren Unterhaltungsfaktor als die Alben selbst. Gemeinsam natürlich mit dem berüchtigten, geradezu grotesken Merchandise-Programm, das den durchgeknallten Yoghurt in "Spaceballs" vor Neid erblassen ließe. Plötzlich jedoch überraschten Simmons und sein Geschäftspartner Paul Stanley nebst Mitmusikern mit "Sonic boom", einem grundsoliden Hardrock-Album ohne viel Brimborium.

Grund genug für Simmons, im Zusammenhang mit "Monster" mehr denn je aufs Exkrement zu hauen. Ein Nackenbrecher sei das Album, so dermaßen Siebziger wie kein anderes seit, ähem, den Siebzigern. Das als Reaktion darauf längst übliche milde Lächeln weicht allerdings alsbald zunächst der anerkennend hochgezogenen Augenbraue, dann dem gut gelaunten Lächeln, als die erste, geradezu pulitzerpreisverdächtig stabreimende Single "Hell or hallelujah" so unbekümmert rockt und rollt, als wäre Detroit tatsächlich noch die seinerzeit besungene Rock City.

Breitbeiniger Stand, gereckte Faust, Pils griffbereit - so und nicht anders ist die korrekte Haltung bei Songs wie dem breit grinsenden "Back to the stone age" oder "Shout mercy", das mit einem fröhlichen Gruß an die Rolling Stones überzeugen kann. Und wenn "Long way down" lediglich solide daherkommt, ist das noch längst kein Grund, aus dem örtlichen Chapter der Kiss Army auszutreten. "Eat your heart out" groovt fetter als die viel zitierte Sau, "Outta this world" stadionrockt mindestens genauso breitwandig und die Performance des nebenher singenden Drummers Eric Singer im herrlich altmodisch-poppigen "All for the love of Rock & Roll" ist schlicht großartig.

Unbestritten waren Kiss lange Jahre ihre eigene Satire-Combo. Aber was sich mit "Sonic boom" bereits andeutete, wird mit "Monster" bestätigt - nach vielen Jahren ist die dicke Hose im PR-Ballyhoo endlich wieder gerechtfertigt. Natürlich ist das Songwriting stockkonservativ - nur ändert das definitiv nichts an der Tatsache, dass die Herrschaften auch knapp 40 Jahre nach der Bandgründung ein kurzweiliges Album abgeliefert haben, das einfach nur Spaß macht. Und was die ewige Diskussion über geschminkte Mittsechziger angeht - mit derart starkem Material könnten die Herren stattdessen auch im rosa Tütü auftreten, sie würden jedes Stadion in einen brodelnden Kessel verwandeln. Respekt, allerhöchster!

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hell or hallelujah
  • Eat your heart out
  • All for the love of Rock & Roll
  • Take me down below

Tracklist

  1. Hell or hallelujah
  2. Wall of sound
  3. Freak
  4. Back to the stone age
  5. Shout mercy
  6. Long way down
  7. Eat your heart out
  8. The devil is me
  9. Outta this world
  10. All for the love of Rock & Roll
  11. Take me down below
  12. Last chance
Gesamtspielzeit: 43:39 min

Im Forum kommentieren

@tobi

2012-10-24 00:51:05

WORD!

tobi

2012-10-23 22:54:42

raffen die hipster eben nicht, dass mal 'ne ältere band, die nicht gleich auf pitchie & co. beworben wird, auch gute platten abliefert.
geht wieder euren freakfolkschrott hören, ihr lackaffen.

Smacko

2012-10-23 22:45:39

Ehrlich gesagt hören sich die neuen Sachen einfach richtig stark an.

BongoBong

2012-10-23 21:28:33

oder der Rezensent ...

Lars

2012-10-23 19:58:38

Monster ?
heißt die scheibe so, oder sind die komischen typen gemeint ?

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