Muse - The 2nd law

Warner
VÖ: 28.09.2012
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Gute Reise, gute Besserung

Auf dem Weg zur größten Band der Welt können Muse wohl nur von sich selbst gestoppt werden. Kaum zu glauben, dass das Trio auch mal klein angefangen hat, schließlich denken die drei Briten seit geraumer Zeit nur noch in Superlativen. Da wirkt selbst ein Auftritt bei der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele wie eine kaum nennenswerte Zwischenetappe auf dem Weg zur selbstauferlegten Queen-Werdung. Mit "The 2nd law" verlassen Matthew Bellamy, Dominic Howard und der zum Co-Songwriter aufgestiegene Chris Wolstenholme den eingeschlagenen Weg nur minimal, Bombast trifft auf Pomp trifft auf Kitsch. Eh klar. Und mit jedem neuen Song stellen sie die immergleiche Frage: Darf es auch ein bisschen mehr sein?

Im dubiosen "Panic station" beispielsweise trägt Bellamy dann mal die ollen "Thriller"-Kostümchen von Michael Jackson auf und wirkt dabei wie ein mediokrer Musical-Darsteller, der sich zur Kleinstadt-Karaoke in Buxtehude verirrt hat. Und ja, sicherlich gibt es Schlimmeres als ebendies, nur leider findet man vieles davon auf "The 2nd law": Dummdreiste Wackelpudding-Wobbelbeats unter jedem zweiten Song zum Beispiel. Da wird dann so richtig unangenehm und bar jeden Fünkchens Ironie der Zeitgeist bedient, ohne jedoch nur ein kleines bisschen Fingerspitzengefühl zu wahren.

Manches Mal wird es sogar regelrecht skurril: "The 2nd law: Unsustainable" verknüpft ein klassisch-dramatisches Intro mit bollernden Beats, wie sie Skrillex nicht preiswerter zusammendübeln könnte. Über dieses knarzige Fundament legt sich eine verfremdete Stimme, die über Nachhaltigkeit und die drohende Energiekrise sinniert, womit der Song zum energiepolitischen Statement avanciert. Damit ist dieses Stück ein wahres Paradebeispiel für Muse 2012: Alles muss mit möglichst viel Bedeutung aufgeladen werden, jeder kleinste Einfall wird auf "The 2nd law" bis zum Exzess durchdekliniert und mit reichlich Makeup aufgebrezelt. Natürlich, Muse waren schon immer so, doch mit jedem Album loten sie dieses Extrem neu aus. Was schlussendlich bleibt, ist ein reichlich unangenehmes Völlegefühl.

Immerhin vermag man nach ein paar Hördurchgängen zu sagen, dass "Madness" irgendwie an Charme gewinnt. Wobei nicht ganz klar ist, ob das nur am schwachen Restmaterial liegt oder an der tatsächlichen Größe des nervös zitternden Stücks. Und wo wir schon bei der Lobhudelei sind, dann bitte auch noch anerkennende Worte für's spacige "Animals", das mit dieser tollen, einsam heulenden Gitarre einen echten Kontrapunkt zu setzen vermag. Schade, dass Muse diesen Pfad nur ein einziges Mal einschlagen und ansonsten lieber die Zeit mit neonfarbenem Electro-Prog-Pop-Geplänkel vergeuden. Wobei ja eigentlich nichts anderes zu erwarten war.

"The 2nd law" ist sicher die folgerichtigste Platte, die Muse schreiben konnten: Ihren Status als gigantische Rockmarke werden sie natürlich festigen und ganz sicher geht es mit den dreizehn neuen Songs im Gepäck mindestens zwei bis drei Mal um die Welt. Vielleicht ist das ja auch ein Grund, warum "The 2nd law" so klingt, wie es nun mal klingt: Hier wird versucht jeden irgendwie mitzunehmen, egal ob Pop-Liebhaber in Tokio, Progrocker aus Rio de Janeiro oder die radiohörende Tante Hedwig aus Wanne-Eickel. Die mochte ja auch den Freddie Mercury so. Muse wollen endgültig die Band sein, die nicht nur größer als Jesus ist, sondern auch fetter als der Erdball. Nächste Stationen Mond? Oder gar Mars? Wie dem auch sei, wir wünschen eine gute Reise.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Madness
  • Animals

Tracklist

  1. Supremacy
  2. Madness
  3. Panic station
  4. Prelude
  5. Survival
  6. Follow me
  7. Animals
  8. Explorers
  9. Big freeze
  10. Save me
  11. Liquid state
  12. The 2nd law: Unsustainable
  13. The 2nd law: Isolated system
Gesamtspielzeit: 53:49 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2024-07-03 19:54:16

Immer noch klasse Song und hier mein Hinghlight zusammen mit "Survival" und an manchen Tagen "Madness".

Huhn vom Hof

2024-07-03 19:00:10

"Animals" kann ja auch was, vor allem der Bass ist toll.

edegeiler

2024-07-03 18:53:24

Eben nochmal "Animals" gehört und ich muss von Taubheit geschlagen gewesen sein, dass ich jemals dachte, der könnte was. Bellamy singt da mit einer so aufgesetzt bedrohlich tiefen Stimme, das wirkt leider eher lächerlich.

edegeiler

2024-07-03 18:47:30

Furchtbar. Vielleicht 3 gute Songs, aber selbst die hör ich nie. Immerhin: Besser als "Drones".

Vennart

2024-07-03 14:42:05

Das Album hat wirklich keinen guten Flow und wirkt wie zufällig zusammengewürfelte Songs aber diese machen fast alle großen Spaß, daher ist es für mich ihr letztes richtig gutes Werk.

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