
The Mountain Goats - Transcendental youth
Tomlab / IndigoVÖ: 05.10.2012
Unter die Haut
Von einer Karriere, wie sie John Darnielle erlebt hat, können manche Musiker nur träumen. Der Mann hinter The Mountain Goats macht seit über 20 Jahren Musik, veröffentlichte seine ersten Werke auf Kassetten, wird von Kritik und Kunde für sein hohes Maß an lyrischer Qualität gelobt - und kann eigentlich kaum enttäuschen. Vom rohen Lo-Fi-Sound der vergangenen Tage längst entfernt und dem melodischen Folkrock zugewandt, veröffentlicht Darnielle mit "Transcendental youth" sein mittlerweile 14. Album. Auch hier, in den Songs rund um eine Gruppe von Leuten in Washington, macht Darnielle nichts falsch, sondern vieles mehr als richtig, und klingt dabei noch eine Ecke frischer als auf den letzten Veröffentlichungen.
Denn wenn man mal ehrlich ist, war "All eternals deck" ein ziemlicher Koloss von einem Album. Was natürlich nicht nur negativ auslegbar ist - und doch spaltete die durchwachsene und teilweise furchtbar düstere Stimmung auch die Meinungen unter der Hörerschaft. Auf "Transcendental youth" herrscht ein anderer Ton: Betont lebendig gibt sich das Kollektiv aus North Carolina, geradezu lebhaft und für die lange Schaffenszeit in der Tat agil. Dementsprechend munter startet das Album mit "Amy (AKA Spent Gladiator I)", in dem Darnielle fast mantraartig die Worte "Stay alive" ins Mikrofon röhrt, während die Pianoballade "White cedar" das Feld von hinten aufrollt. Leise, intensiv startet das Stück, bis die Bläser einsetzen und spätestens hier für den ersten Gänsehautanfall sorgen. Kurz bevor der Song seinen Höhepunkt erreicht, kommt Darnielle wieder mit einer dieser Zeilen daher, die man sich sofort vom nächsten Tätowierer stechen lassen möchte: "I'll be reborn someday, someday / If I wait long enough." Oh ja.
Von einem ähnlichen Lagerfeuer-Kaliber sind auch "Until I am whole" und "In memory of Satan", wobei bei letzterem auch wieder der perfekt gelungene Einsatz der Bläser erwähnt sein sollte. Diese stehen in einem so starken Kontrast zur sonst eigentlich recht minimalen Instrumentierung, dass das Piano in der zweiten Hälfte nur mit Mühe und Not wahrgenommen wird. Etwas poppiger gibt sich da "The Diaz brothers", in dem Darnielle seinen inneren Elton John entdeckt - das 70er-Jahre-Modell - und damit zum ersten und einzigen Mal auf "Transcendental youth" etwas abfällt. Tausendmal wieder wettgemacht wird das mit dem jazzigen Abschluss in Form des Titelstücks, das einen reifen, selbstbewussten John Darnielle präsentiert, der offenbar mit sich selbst im Reinen ist. Warum sollte er auch nicht? Mit der Feststellung "The loneliest people in the whole wide world / Are the ones you're never going to see again" aus dem großartigen "Harlem roulette" lebt es sich sicher wunderbar - und noch besser, wenn hinter einem bereits 20 Jahre Erfahrung liegen und das dennoch lange nicht alles ist.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Harlem roulette
- White cedar
- Night light
- Transcendetal youth
Tracklist
- Amy (AKA Spent Gladiator I)
- Lakeside view apartments suite
- Cry for Judas
- Harlem roulette
- White cedar
- Until I am whole
- Night light
- The Diaz brothers
- Counterfeit Florida plates
- In memory of Satan
- Spent Gladiator II
- Transcende
Referenzen
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