Green Day - ¡Uno!
Reprise / WarnerVÖ: 21.09.2012
Geklappt, die erste
Der Plan ist klar: Drei Alben in 111 Tagen werden Green Day veröffentlichen. Ob das noch ambitioniert oder schon durchgeknallt ist, wird sich zeigen. Immerhin waren "American idiot" und "21st century breakdown" bereits ähnlich unbescheidene Großprojekte, mit denen die einstmals unbekümmerten Poppunker sich nicht nur neue Hörer erschlossen, sondern auch einige alte vergraulten. Umso überraschender ist es, dass "¡Uno!" für sich genommen angenehm unspektakulär daherkommt.
Denn abgesehen von dem ganzen Brimborium drumherum findet sich auf Teil eins der hoffentlich nicht auf 42 Metaebenen miteinander verbundenen Trilogie einfach ein Haufen guter Rocksongs. Green Day haben sich deutlich zurückgenommen, das "m" aus dem Pomppunk der vergangenen beiden Alben ersatzlos gestrichen und auch die sozialkritische Attitüde in weniger plakative Aussagen gegossen. Schmalziger Herzschmerz und in die Luft gestreckte Fäuste machen meist dem halbverzerrt-hemdsärmeligen Charme von "Warning" Platz. Kleine Melodien statt große Gesten sind Trumpf. Mitsingen geht auch ohne Feuerzeug in der Hand. Und die Bassfills gereichen "Basket case" zur Ehre.
Die erste Single "Oh love" vermittelt - vielleicht ganz bewusst - mit ihrer untanzbaren Langatmigkeit, dem schleppenden und verschleppten Beginn und einer Spielzeit von fünf Minuten einen größtenteils falschen Eindruck von "¡Uno!". Als Single unbrauchbar, passt der Song wunderbar ans Ende der Platte, nervt im Kontext des Albums nicht einmal und gerät gar zum angenehm zurückgelehnten Rausschmeißer. Davor regieren eher Stücke wie die schmissige Green-Day-Blaupause "Nuclear family", die Grüße von "Dookie" ausrichtet, oder die hüftenschwingende und ganz und gar wahre Pop-Großtat "Kill the DJ".
Billie Joe Armstrong hat die Schlichtheit in seinen Songs wiedergefunden. Früher - also in den 90ern - war bestimmt nicht alles besser, aber Stücke wie der straighte Punkrocker "Let yourself go" oder "Troublemaker" mit seinen schmissigen Handclaps erinnern wohltuend daran, wie einfach es manchen Bands circa 1994 gefallen ist, großartige Songs zu schreiben. Damit bietet "¡Uno!" allerdings auch seinen größten Angriffspunkt. In vielerlei Hinsicht ist die Platte ein Schritt zurück. Ein bewusster Schritt zurück zwar, aber das an Knalleffekte gewöhnte Riesenpublikum, vor dem Green Day seit "American idiot" auftreten, mag den Nostalgietrip befremdlich finden. Wer die Band allerdings schon im vergangenen Jahrtausend kannte, findet auf "¡Uno!" vielleicht eine verloren geglaubte Liebe wieder. Und für alle anderen gibt es ja noch zwei weitere Chancen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nuclear family
- Carpe diem
- Kill the DJ
Tracklist
- Nuclear family
- Stay the night
- Carpe diem
- Let yourself go
- Kill the DJ
- Fell for you
- Loss of control
- Troublemaker
- Angel blue
- Sweet 16
- Rusty James
- Oh love
Referenzen
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