ZZ Top - La futura

American / Universal
VÖ: 07.09.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ah haw haw haw haw

"Rumor spreadin' 'round in that Texas town / 'bout that shack outside La Grange ..." Dieser Song über ein texanisches Kleinstadt-Freudenhaus mit legendärem Ruf katapultierte eine junge Nachwuchsband namens ZZ Top in die Riege der großen Bluesrocker und definierte den Begriff der Coolness für alle Zeiten neu. 1973 war das, "Tres hombres" hieß das Album, und die Bärte waren noch kurz. Die Coolness blieb, trotz der kommerziell erfolgreichen wie künstlerisch umstrittenen Phase in den Achtzigern, trotz Orientierungslosigkeit in den Neunzigern, als nicht nur die Bärte allmählich grau wurden.

Auftritt Rick Rubin. Besagter Produzent, bekanntermaßen mit einer ähnlich beeindruckenden Gesichtsbehaarung ausgestattet, verhalf in der Vergangenheit schon ganz anderen Künstlern zu neuer Kreativität; konsequenterweise durfte er bei ZZ Top als erster Externer überhaupt die Geschicke im Studio bestimmen. Und richtig: "I gotsta get paid", ein freundliches Kopfnicken an einen alten Hip-Hop-Klassiker namens "25 lighters", grooveknarzt durch die Lautsprecher, als hätte es solch höchst mediokre Platten wie "Rhythmeen" nie gegeben.

Nicht nur, dass der schlimmste Albtraum der Rasierer-Industrie (die 1984 einmal den Herrschaften eine Million Dollar für eine werbeträchtige Rasur geboten hat) seinerzeit bei einem Cameo in "Zurück in die Zukunft 3" für Heiterkeit sorgen durfte, auch musikalisch erweist sich der Rückgriff auf längst vergessene Tugenden als goldrichtige Entscheidung. Denn so abgestumpft, um bei derart feisten Groovern wie "Chartreuse" oder "Consumption" ruhig sitzen bleiben zu können, kann man gar nicht sein. Fett wie der 1972 besungene "Rio Grande mud", staubtrocken wie der texanische Prärie-Wind - so motiviert wie lange nicht verbeugen sich ZZ Top vor ihrem eigenen Backkatalog. Auch wenn Billy Gibbons bei den Balladen "Over you" und "It's too easy mañana" wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass er mit seinen knapp 63 Jahren wohl nicht mehr das Singen lernen wird.

Auch das etwas ärgerliche, weil allzu frech bei AC/DC klauende "Flyin' high", das seine Uraufführung 2011 auf einer Sojus-Raumfähre im Weltall erleben durfte, wird durch stampfende Stadionrocker wie "I don't wanna lose, lose you" einfach weggegrinst. Es stimmt also doch - Rick Rubin erneuert seinen Ruf, stagnierenden Künstlern neues Leben einzuhauchen. Mit einer einzigartigen Hommage an den frühen Backkatalog gerät "La futura" zum schlicht und einfach besten Album seit den Chartbreakern "Eliminator" und "Afterburner". Der eingangs erwähnte Puff in La Grange ist längst geschlossen. ZZ Top hingegen rocken mit einer Konsequenz, die den Südstaatlern so zu eigen ist, unverdrossen weiter. Und sind immer noch die coolste Band der Szene.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Chartreuse
  • Consumption
  • I don't wanna lose, lose you

Tracklist

  1. I gotsta get paid
  2. Chartreuse
  3. Consumption
  4. Over you
  5. Heartache in blue
  6. I don't wanna lose, lose you
  7. Flyin' high
  8. It's too easy mañana
  9. Big shiny nine
  10. Have a little mercy
Gesamtspielzeit: 39:22 min

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