
Owl City - The midsummer station
UniversalVÖ: 17.08.2012
Mr. Teflon
Die pappsüßen Energy-Drinks und ein paar von Vati ausgesuchte Alkoholika sind schon kühl gestellt, Mutti hat Marmorkuchen gebacken und die bunten Lampions hängen bereits im sauber zurecht gefegten Garten. Heute wird jemand 16 und darf zum ersten Mal so richtig feiern. Wichtig ist - na logo - auch der Soundtrack zum Fest und da kommen zunächst natürlich nur wahre Großmeister wie Skrillex oder David Guetta infrage, damit macht man ja nie was verkehrt. Und wie es der Zufall so will, erscheint nun auch die dritte Platte von Owl City, die darf freilich nicht fehlen. Damit kriegt man sie sicherlich rum, die reizende Klassenschönheit. Oder täuschen wir uns mit dieser Annahme?
Hinter Owl City steckt immer noch Adam Young, ein dürrer Nerd, der einst als mediokrer The-Postal-Service-Verschnitt wenig hoffnungsvoll startete und mittlerweile so tief gesunken ist, dass dem Hörer bei der Rezeption der elf neuen Stücke das Popcorn aus den Ohren sprießt. Geändert hat sich im Kosmos des Musikprojekts nicht viel: Auch auf "The midsummer station" dominiert diese total überzuckerte, stumpfe Version elektronisch pumpender Pop-Musik mit dümmlich-naiven Emo-Texten, die man sich bestenfalls mit Glitzerstift auf Diddl-Blätter geschrieben vorstellt: "Will I ever feel again? / I'm a silhouette / Chasing rainbows on my own / But the more I try to move on / The more I feel alone / So I watch the summer stars to lead me home." Melancholie aus dem Baukasten, hier ist Dein Zuhause.
Und wer es immer noch nicht glaubt, wird eben anderweitig eines Schlechteren belehrt: "I'm on your tail in a hot pursuit / Love is a high speed chase racing down the street / Woo woo woo, I'm coming after you." Dazu bollert der brünftige Disco-Beat in sturer Guetta-Manier. Darin ist Young ja schon Meister und Pokalsieger: Möglichst viele Himmelskörper und Wetterphänomene aufzählen, eine schlichte Liebesgeschichte drumherum stricken und schlussendlich billige Beats drüber legen, die dem einst großen Jimmy Tamborello den Angstschweiß auf die Stirn treiben würden. Owl City sind das letzte Bindeglied zwischen Klischee beladener Emo-Trantütigkeit und dauergrinsender Dancefloor-Doofheit.
Das einzig Tröstende an "The midsummer station" ist der Cameo-Auftritt von Internet-Meme-Popsternchen Carly Rae Jepsen, auch wenn sie den völlig dümmlich vor sich hin stampfenden Wahnsinn von "Good time" nicht stoppen kann. Jeder Superheld würde bei diesen Teflon beschichteten, eindimensional vor sich hin trödelnden Tracks in die Knie gehen. Mit dem Funpunk-Millionär Mark Hoppus, sonst bei Blink 182 beschäftigt, konnte sich Adam Young immerhin einen seiner Jugendhelden ins Studio holen. Er wird wohl hoffentlich auch der Einzige sein, der dieser schalen Verlockung erlegen ist. Alle anderen liegen wahlweise schon längst schnarchend unter dem vielfach besungenen Nachthimmel oder hängen leidgeplagt über der Toilettenschlüssel. Wir schwören: Vati und Mutti können nichts dafür.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- Dreams and disasters
- Shooting star
- Gold
- Dementia (feat. Mark Hoppus)
- I'm coming after you
- Speed of love
- Good time (feat. Carly Rae Jepsen)
- Embers
- Silhouette
- Metropolis
- Take it all away
Im Forum kommentieren
tazio
2012-08-31 23:01:50
Hahaha diese Rezension ist der Hammer. Danke dafür. Schrecklicher "Künstler"...
Beefyq
2012-08-20 22:17:45
Yeah, mein guilty pleasure Owl City. Ziemlich übel geworden, natürlich. Aber ein paar Melodien gefallen auch hier wieder.
Kevin
2012-08-20 20:20:21
Überraschend super geworden.
Chris
2012-08-20 19:11:09
Meinungen zum neuen Album? Kommt noch eine plattentests.de - Rezension?
Auf den ersten Blick ist das wieder ein gelungenes Album geworden, für mich ein wenig schwächer als All Things Bright and Beautiful. Manche Lieder preschen in eine neue, gute Richtung (Dementia zum Beispiel). Andere sind mir zu harmlos (Silhouette). Trotzdem: nett.
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