Dan Deacon - America

Domino / GoodToGo
VÖ: 24.08.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Herzen des Landes

Was will uns Dan Deacon mit seinem dritten richtigen Studioalbum sagen? Dass sein Heimatland mit viel Schwung auseinanderbröselt? Ist das hochtrabend "America" betitelte Album etwa eine Abrechnung mit den USA, die Deacon bereits als politischer Aktivist andeutete, als Protestler gegen den ausufernden Kapitalismus und als Unterstützer der Occupy-Bewegung? "America" bewegt sich hier eher in einem Graubereich, verhüllt von einem musikalischen Schleier, hinter den zu gucken nicht eben leicht ist. Bevor Deacon zum ganz großen Schlag ausholt, liefert er zunächst mit den ersten fünf Tracks wunderschöne Elektrobretter, die zwischen traumwandlerischer Leichtigkeit und knallhartem Beatgebolze alles bedienen. Höhepunkt sind hier die beiden Hits, ja Hymnen "True thrush" und "Lots", die aufgrund ihrer Eingängigkeit ganz klar aus dem Rahmen des Albums fallen.

Mit dem Vierteiler "USA" legt Deacon dann sein vorläufiges künstlerisches Opus Magnum vor. Ganz gemächlich erhebt sich zunächst "USA I: is a monster" orchestral aus der Stille und fällt in ein brummelndes Beatgewitter. "Is a monster" ist der pompöse Beginn für Deacons Reise durch das Herz eines zerrütteten Landes, das, immer noch gezeichnet durch die Kriege und Krisen der letzten zehn Jahre, schwerlich wieder zu sich selbst findet. Auf einem schweren, treibenden Teppich aus Beats und Soundflirren schwebt Deacon im anschließenden "USA II: the great american desert" über die Landschaft, unter sich die Weite, über sich nur den Himmel und die eigene Stimme, die sich wie ein Tuch über den hektischen Sound legt. Der dritte Teil der USA-Reihe "Rail" übernimmt das sanfte Klöppeln des vorherigen Tracks, legt ganz behutsam und unverwoben Sound hier und dort hin, spinnt sich in aller Ruhe selbst in verschiedene Richtungen. Sind das dort Streicher? Oder hier Bläser?

Einzelne, stetig anschwellende Beats schummeln sich in den sphärischen Sound und gehen über den letzten Teil dieses über zwanzig Minuten dauernden Vierteilers. Deacon greift für "Manifest" das Beatgewitter aus "Is a monster" wieder auf und bringt die Platte zu einem erhabenen Abschluss. Mit "America" hat sich Deacon so einiges vorgenommen. Das Album ist keine leichte Kost für den kleinen Elektro-Spaß zwischendurch geworden. Man kann die ersten fünf Tracks einzeln hören, klar. "True thrush" und "Lots" sind die beiden kleinen Hits auf diesem Album, auch richtig. Doch so wirklich Sinn macht "America" erst als ganzes Stück Musik, das Deacons Gefühlswelt zu seinem Heimatland portraitiert. Und was will uns der gute Mann nun damit sagen? Man weiß es nicht. Aber manchmal sind es grad die Ungewissheiten, das Ungefähre, das antreibt und zu Veränderungen aufrüttelt. Und auf "America" rüttelt so einiges.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • True thrush
  • Lots

Tracklist

  1. Guilford Avenue Bridge
  2. True thrush
  3. Lots
  4. Prettyboy
  5. Crash jam
  6. USA I: is a monster
  7. USA II: the great american desert
  8. USA III: rail
  9. USA IV: manifest
Gesamtspielzeit: 43:05 min

Im Forum kommentieren

monguelfino

2012-08-06 13:31:11

true thrush ist genial, video ebenso:
http://www.youtube.com/watch?v=XnXiXlF7olo

Gordon Frager

2012-08-05 21:37:11

Wo siehst du denn da die Gemeinsamkeiten? Also abgesehen davon, dass Deacons Musik tatsächlich recht kaputt ist.

Gordon Fraser

2012-08-05 15:39:21

Das "Kaputt" von 2012?

Phaon

2012-06-24 11:11:06

Christen? Find ich scheiße!

Hubble

2012-06-23 23:27:30

Der Spinner Dan Deacon kommt im August mit einem neuen Album um die Ecke, welches America heißen wird. Den ersten Song gibt es mit "Lots" schon zu hören, lässt wieder jede Menge schöne elektronische Frickelei und Bombast erwarten.

Tracklist:
1. Guilford Avenue Bridge
2. True Thrush
3. Lots
4. Prettyboy
5. Crash Jam
6. USA I: Is a Monster
7. USA II: The Great American Desert
8. USA III: Rail
9. USA IV: Manifest

Aufs America Quadrupel bin ich mal gespannt!

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