
Joss Stone - The soul sessions Vol. 2
S-Curve / Stone'd / WarnerVÖ: 24.08.2012
Ja für ja
Oft muss Joss Stone nur Ja oder Nein sagen. Der Rest erledigt sich schon von alleine. Es gibt zwar Pläne für Aufnahmesessions - die sind aber eher vage und besagen eigentlich nur, für welchen Zeitraum das Studio gebucht ist und dass sich alle Beteiligten auch am selben Tag einfinden. Der Rest ist Spontaneität, gepaart mit externer Hilfe. Es sind andere Künstler, die auf Stone zukommen, ihr Projekte vorschlagen, mit ihr ins Studio gehen und an ihrer Platte mitarbeiten möchten. So war es zuletzt bei Dave Stewart und ihrer gemeinsamen Arbeit an "LP 1", beim Wir-machen-mal-sowas-wie-Weltmusik-Projekt "SuperHeavy" und auch bei den unzähligen (Tribute-)Auftritten mit James Brown, Aretha Franklin, Smokey Robinson oder Solomon Burke.
Stone freut sich, wenn das Telefon klingelt. Und meistens sagt sie ja zur Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, denn eigene Songs und Ideen gehen ihr lange nicht so einfach von der Hand. Zumal es sie gewaltig langweilt, allein im stillen Kämmerlein zu schreiben. "The soul sessions Vol. 2" war die Idee ihres Produzenten und Entdeckers Steve Greenberg, der ihrer Karriere durch "The soul sessions" den Weg ebnete und der auch für den Nachfolger aus seinem Musikfundus mit einer Liste coverwürdiger Songs ins Studio kam und Musiker wie Betty Wright und Ernie Isley von den Isley Brothers gleich mit dazubeorderte. Viele Songs kannte die Sängerin gar nicht. Laptop an, Lied hören, ein paar Notizen machen, jammen. Das Prinzip Stone: Entweder der Song funktioniert und entwickelt sich im Kollektiv oder eben nicht. Tonne oder Tonband.
Nashville und New York waren die Stationen der vorliegenden Sessions. Dieses Mal, sagt Stone mit Rückblick auf das neun Jahre alte Debüt, sei sie eine richtige Sängerin, beim ersten Album im zarten Alter von 15 Jahren habe sie unkontrolliert gesungen und hinterher geweint, weil ihre Stimme nicht das Level ihrer Vorbilder erreichte. Und in der Tat bekommt sie ihr Organ mittlerweile immer besser gezähmt. Sie kann kraftvoll und emotional, etwa in "The love we had (stays on my mind)", nur das greifbare Verlangen des Sylvia-Originals von "Pillow talk" will ihr nicht über die Lippen kommen. Die ersten drei Minuten von Womack & Womacks "Teardrops" wirken gar belanglos dahingesungen, der Charme der Neuinterpretation entwickelt sich erst im freier gestalteten letzten Part. Labi Siffres "I got the", das Eminem schon für "My name is" sampelte, wohnt nicht in einem Neubau, sondern wurde nur leicht mit Funk-Blues restauriert. Die hörbaren Lacher Stones hätte es aber wirklich nicht gebraucht, auch wenn ihr der Spaß im Studio durchaus gegönnt sei.
Sonst aber ist der Griff in die Plattenkiste äußerst gelungen. The Chi-Lites verpackten ihre Gesellschaftskritik "(For God's sake) give more power to the people" 1971 in eine tanzbare Funk-Nummer, Stone verleiht ihr aber tatsächlich noch mehr Dampf und Nachdruck. Das überwiegend mit Akustikgitarre vorgetragene "Then you can tell me goodbye" steht ihr besser als den Casinos, und "I don't wanna be with nobody but you" sind Aussagen, die man nur zu gerne von Stone persönlich hört. Die aktuellste Nummer auf "The soul sessions Vol. 2" ist Broken Bells' "The high road", das Stone bis zum Gang ins Studio noch nie gehört hatte. Hier wird der Song mit E-Gitarre eingeläutet und erzürnt beinharte James Mercer-Fans vermutlich - dabei hat die soulige Adaption das Zeug, eine Vollzeitalternative zu werden. Joss Stone geht einfach weiter. Mit verknoteten Beinen auch mal kurzzeitig zurück zum ersten Label, zum altem Produzenten und zu alten Ideen. Fortsetzung folgt: Noch im Monat dieser Veröffentlichung kehrt sie wieder für eine Session ins Studio ein. Wenn das mal wieder kein Masterplan wird.
Highlights & Tracklist
Highlights
- (For God's sake) give more power to the people
- I don't wanna be with nobody but you
- The love we had (stays on my mind)
- The high road
Tracklist
- I got the...
- (For God's sake) give more power to the people
- While you're out looking for sugar
- Sideways shuffle
- I don't wanna be with nobody but you
- Teardrops
- Stoned out of my mind
- The love we had (stays on my mind)
- The high road
- Pillow talk
- Then you can tell me goodbye
Referenzen
Spotify
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