dEUS - Following sea

PIAS / Rough Trade
VÖ: 15.06.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Steife Brise

Gute Nachrichten für Menschen, die Überraschungen mögen: Völlig aus dem Nichts (zumindest was die öffentliche Wahrnehmung angeht), erscheint nur acht Monate nach "Keep you close" ein neues dEUS-Album. Keine Ankündigung, keine Pressetermine im Vorfeld, einfach zehn neue Songs. Zu Zeiten, in denen neue Musik nur noch ganz selten bis zu Veröffentlichung ungehört bleibt, Alben ihren Weg Monate zu früh ins Internet finden und jeder Infoschnipsel sich schneller verbreitet als die aggressivste Zombie-Epidemie, ist allein das schon ein Grund zu feiern. Und noch viel schöner ist das alles, weil dEUS mit "Following sea" keineswegs ein halbgares Restealbum präsentieren.

Vielmehr setzen die Belgier hier einen leichtfüßigen Kontrapunkt zu "Keep you close". Die recht blutige Mordszenerie in "Hidden wounds" oder die bedrohliche Agenten-Atmosphäre im Opener "Quatre mains" deuten zwar eher in die andere Richtung, aber musikalisch ist die Band meist in locker-flockigen Gefilden unterwegs. "Following sea" ist wie ein riesiges Küstenpanorama: viel Raum zum Atmen, ein leichter, aber beständiger Gegenwind im Gesicht und klare Sicht auf Landmarken nah und fern.

Das bereits erwähnte "Quatre mains" ist dEUS' erster Abstecher ins Französische. Tom Barman raspelt sich im Sprechgesang durch textreiche Strophen, während die Gitarren den Song gedämpft, aber unermüdlich nach vorne treiben. Überhaupt: diese Gitarren! dEUS stoßen zwar in Sachen schief-euphorischer Exzentrizität nicht in die Gefilde ihres Debüts "Worst case scenario" vor, kommen aber ab und zu in die Nähe. "Girls keep drinking" zum Beispiel ist voll von funkiger Atonalität und lässiger Interaktion zwischen Barmans Gesang und den perkussiven Riffs. In "Crazy about you" spielt die Band lupenreinen Indiepop mit verschlafener Strophe und sonnigem Refrain - weniger kratzbürstig, aber genauso melodieverliebt.

An anderer Stelle reduzieren dEUS ihren Sound auf das Allernötigste und erreichen damit eine Intensität, die Gänsehaut erzeugt. "Hidden wounds" wird zu Beginn hauptsächlich vom Schlagzeug getragen, bevor sich vorsichtig einige zerbrechliche Akustikgitarren und Keyboardakzente hinzugesellen. Ähnlich lullt "The give up gene" den Hörer ein, bevor das schrill lärmende "Fire up the Google beast algorithm" kurz noch einmal ordentlich auf den Putz haut und die Band "Following sea" mit dem angemessen epischen "One thing about waves" ausklingen lässt: "Waves, you know we come in waves / We're rolling on the tide like a tear in your eye." Die Gezeiten mögen zwar wechselhaft sein, aber dEUS nutzen ihre Springflut gerade bestmöglichst aus.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Quatre mains
  • Girls keep drinking
  • Crazy about you

Tracklist

  1. Quatre mains
  2. Sirens
  3. Hidden wounds
  4. Girls keep drinking
  5. Nothings
  6. The soft fall
  7. Crazy about you
  8. The give up gene
  9. Fire up the Google beast algorithm
  10. One thing about waves
Gesamtspielzeit: 42:53 min

Im Forum kommentieren

Demon Cleaner

2014-06-09 12:38:50

Könnte man für den Sommer mal wieder rauskramen...

Blablablubb

2014-06-09 09:52:23

Wie gradios der Abschlusssong "One Thing About Waves" einfach ist... :)

Auch so ein gutes Album. Von den Texten sehr ansprechend. Musikalisch gesehen gibts leider auch (für mich) ein paar schwächere Songs.

Herder

2013-09-10 14:59:36

Also die Frage nach den besten Alben ist ja auch immer ganz schön müßig (und zudem einfach auch grundlegend subjektiv).

Die "Worst Case Scenario" war beim Erscheinen einfach ein riesiger Paukenschlag, der die müde dahinschlummernde europäische Indielandschaft ordentlich durchgerüttelt hat. Damit ist das Album in jedem Falle ein äußerst wichtiges!

Songs wie "Suds & Soda", "Via", "Right as Rain", "Let's get lost" oder natürlich "Hotellounge (Be the Death of me)" waren und sind für mich einfach unheimlich mutig, aufregend und schön. Daher auch für mich das beste (weil bedeutsamste) Album.

The MACHINA of God

2013-09-10 14:56:34

Egal, defintiv war "Keep you close" wieder besser als Gesamtwerk. Wobei die vier genannten Einzelsongs nicht erreicht wurden.

Demon Cleaner

2013-09-10 14:54:44

Wenn dann würde ich noch "Maria Schneider" zu den guten dazu nehmen.
"Is A Robot" scheitert am unglaublich einfallslosen Refrain.

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