
The Temper Trap - The Temper Trap
Infectious / PIAS / Rough TradeVÖ: 18.05.2012
Die Kampfzwerge
Plattentests.de vermutete es sofort anlässlich des Debüts von The Temper Trap: Dougy Mandagi könnte ob seines schmächtigen Äußeren auch ein kleiner Skaterjunge sein. Doch womöglich steckt im Sänger des Quintetts aus Melbourne vielmehr ein Karate Kid. Das würde zumindest das Video zur ersten Single aus "The Temper Trap" erklären, in dem sich die Bandmitglieder als Zuschauer um eine Kampfsportszene herumdrücken. Weiterer Erklärung bedarf "Need your love" keineswegs - nicht bei diesen vorwitzig nach vorne sprotzenden Synthesizern, den vollmundigen Harmonien und einem Refrain, der in Ermangelung der Liebsten ausgiebig die Welt umarmt. Ein weiterer (Radio-)Hit - und weniger war nach mindestens zwei davon auf "Conditions" auch nicht zu erwarten.
Und so denken The Temper Trap auf ihrem zweiten Album nicht im Traum daran, die Umstände abzustellen, die "Sweet disposition" und "Fader" rauf und runter rotieren ließen und gleichzeitig für ein gemütliches Plätzchen auf der sonnenzugewandten Seite des Indie mit Tendenz zum Stadionrock sorgten. Eine kleine Band, die mit großen Augen in die Welt hinausblickt, sind die inzwischen in die britische Hauptstadt übergesiedelten Australier allerdings immer noch - allen voran Mandagi, wenn er in "London's burning" zu aggressiv kickendem Lad-Rock fassungslos vor den jüngsten Unruhen steht: "Who's the one to blame / When the children go insane?" Nicht gerade der differenzierteste Kommentar zum Thema, aber immerhin ein glaubwürdiger Aufschrei. Weitere sollen folgen. Seelische Nöte in sich hineinzufressen, ist Mandagis Sache nämlich nicht.
"This isn't happiness" etwa illustriert trefflich den zwischenzeitlich aus den Fugen geratenen Gefühlshaushalt des Sängers, auch "Where do we go from here" weiß nicht so recht wohin - entscheidet sich dann aber für saftigen elektronischen Unterbau und mächtig Hall auf dem nach vorne gemischten Backbeat. Es sind diese Momente, in denen The Temper Trap nicht nur aktuelle Strömungen des Indie-Dance verarbeiten, sondern auch an spätere Bloc Party denken lassen. Letzteres jedoch ohne allzu stachelige Spitzen, denn gegen Mandagis eindrucksvolles Falsett wirkt auch der kreidefressendste Kele Okereke wie ein grober Klotz. Da stört es kaum, dass dieses Album trotz wiederholt aufblitzenden Hymnencharakters und trickreicher Verweise von Arcade Fire bis The Clash die Spannung nicht immer aufrechterhalten kann.
Interessanterweise machen The Temper Trap oft den meisten Eindruck, wenn sie sich bewusst zurückhalten: Die behutsamen, aber unablässigen Beats von "Miracle" lassen sich alle Zeit der Welt, bevor sich der Song zu einem prächtigen Ohrwurm inklusive angedeuteter "Smalltown boy"-Sequenz aufschwingt, und "I'm gonna wait" bewirbt sich gegen Ende mit wattiert sägender Streichergrundierung und hypnotischem Mantra im Refrain nachdrücklich um die nächste Hitsingle - spätestens hier dürfte auch Chris Martin mit den Zähnen knirschen, weil ihm so etwas vermeintlich Todsicheres nicht früher eingefallen ist. Sogar The Temper Trap selbst lugen schüchtern aus ihrem mit Karate-Kid-Postern zugepflasterten Jungszimmer hervor, als wollten sie sagen: "Wie haben wir das bloß wieder gemacht?" Sagen wir mal so: sehr ordentlich.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Need your love
- London's burning
- Miracle
- I'm gonna wait
Tracklist
- Need your love
- London's burning
- Trembling hands
- The sea is calling
- Miracle
- This isn't happiness
- Where do we go from here
- Never again
- Dreams
- Rabbit hole
- I'm gonna wait
- Leaving the heartbreak hotel
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hideout
2019-08-04 18:27:51
1.Need your love 5/10
2.London's burning 3/10
3.Trembling hands 9/10
4.The sea is calling 7/10
5.Miracle 7/10
6.This isn't happiness 6/10
7.Where do we go from here 4/12
8.Never again 6/10
9.Dreams 4/10
10.Rabbit hole 9/10
11.I'm gonna wait 5/10
12.Leaving the heartbreak hotel 7/10
"Need to skip" und "London's annoying" sind ein furchtbarer Start ins Album. Das es aber auch anders geht zeigen "Trembling hands" und "Rabbit hole". Gesanglich wird hier viel zu oft überzogen, die Platte klingt viel zu selten warm und nervt stellenweise sogar. 6,5/10
Die drei Bonussongs sind alle stark und hätten das Album aufgewertet, sehr merkwürdie Entscheidung.
dódeI
2013-01-09 12:20:00
09.01.2013 - 12:18 Uhr = schlechter und unwitziger fake
dódeI
2013-01-09 12:18:21
ich hasse plattentests, aber ich komme einfach nicht davon los.
äh
2013-01-09 12:16:56
Pop
dódeI
2013-01-09 09:56:09
musikalisch sicher nicht schlecht, aber mich stört der schafartige, leiernde gesang schon ziemlich. kann ich mir leider nicht dauerhaft anhören. finde die plattentest kritiken schon ganz passend (ausnahmsweise).
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