Norah Jones - Little broken hearts
Blue Note / EMIVÖ: 27.04.2012
Veilchen verpasst
Huch, was ist denn da passiert? "Norah Jones lebt ihre Gewaltfantasien aus", titelt die Hamburger Morgenpost, und selbst die altehrwürdige ZEIT sieht das "Good Girl auf Abwegen". Klingt nicht so richtig niedlich und soll es wohl auch nicht. Norah Jones sind mal wieder die Flügel gestutzt worden, "Little broken hearts" ist ihr zweites Trennungsalbum in Folge. In künstlerischer Hinsicht, und das ist vielleicht noch wichtiger, ist es aber auch Ergebnis einer ziemlich fruchtbaren neuen Beziehung: Nein, spontan hätte man Danger Mouse nicht mit ihr in Verbindung gebracht, aber funktioniert hat die Kombination schon auf dessen Projekt "Rome". Und überhaupt: Spätestens seit "The fall" war es ohnehin an der Zeit, ein paar tiefe Soul-Kratzer in das Bild von der blümchenstreuenden Jazz-Popperin zu ritzen, das "Come away with me" so eindringlich eingebrannt hatte.
Natürlich liegt es auch an den allgegenwärtigen Beziehungsscherben, dass so gar nicht mehr von Blumen und Sonnenaufgängen die Rede ist. "Miriam, that's such a pretty name", haucht Jones - ein Kompliment, das so bedrohlich klingt, dass man selbst als unbeteiligter Hörer lieber in Deckung geht. "She's 22" gibt sich in textlicher Hinsicht ebenfalls ziemlich unverblümt. Ganz ohne Lärm und Leidensmiene verabreicht Jones eisig kühle Stimme dem Ex einen äußerst stilvollen Schlag in die Fresse. Bricht er ihr das Herz, bricht sie ihm ... na,man kennt das ja von Olli Schulz.
Danger Mouse' Produktion steht dem Sound auch darüber hinaus gut zu Gesicht: "Little broken hearts" ist von einer Aura der Coolness umgeben, die jede hübsche Harmlosigkeit lässig beiseite schiebt. Ungewohnt lasziv klingt der Gesang, der sich da über die satte Hookline von "Say goodbye" legt - aber eben nicht auf die plumpe Art, sondern mit eleganter Überlegenheit. Die Instrumentierung dahinter nimmt sich demonstrativ zurück und verschmilzt hier und da mit dezentem Elektro-Pluckern. Ganz offensichtlich, das hier ist nicht nur Hintergrund-Gedudel für die örtliche Starbucks-Filiale, sondern eine ziemlich hochwertige Ohrwurm-Schmiede. Pure Ironie, dass ausgerechnet "Happy pills" auch noch permanent die Zeile "Get out of my head" wiederholt, während es dem Hörer in bester Gehirnwäsche-Manier seinen Rhythmus einhämmert.
Klanglich lässt Danger Mouse' Sound all das einerseits durchaus in der Gegenwart wurzeln. Dazwischen schimmert aber zugleich diese leicht morbide Tarantino-Nostalgie durch, die man einem Berufs-Sonnenschein wie Norah Jones ebenso wenig zugetraut hätte wie das "Mudhoney"-Filmzitat auf dem Cover. "Out on the road" ist mit seinem Retro-Riff ein Beispiel dafür, oder das so antiquierte wie großartige Bläser-Intro von "Happy pills". Diese Momente sind es dann, in denen man deutlich mehr an Dusty Springfield und Nancy Sinatra denkt als an Katie Melua oder Alicia Keys. Schön ist so ein gebrochenes Herz natürlich weder gestern noch heute - aber in beiden Fällen können die Gewaltfantasien dazu verdammt gut klingen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Say goodbye
- Out on the road
- Happy pills
Tracklist
- Good morning
- Say goodbye
- Little broken hearts
- She's 22
- Take it back
- After the fall
- 4 broken hearts
- Travelin' on
- Out on the road
- Happy pills
- Miriam
- All a dream
Im Forum kommentieren
Demon Cleaner
2015-03-24 09:52:48
Hat viel zu wenig Beachtung bekommen. *hochhol*
"Take It Back" ist ein Wahnsinnssong, "Say Goodbye" ein Hit.
Dabei mag ich ihre anderen Alben gar nicht so arg.
überraschter
2012-11-18 14:46:28
das album bei aldi für 7,99 euro mitgenommen. die erwartungen waren nicht zu hoch...aber: WOW!
-.-.-
2012-05-04 19:11:47
LOOOL
oh god please help me
2012-05-02 17:55:06
Ion
02.05.2012 - 09:30 Uhr
Erinnert mich streckenweise an die erste von Black Sabbath.
scheiße, ich liebe deinen humor! xD
gefahren-maus
2012-05-02 17:43:35
borcholte zückt die note 7/10.
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