
Jason Mraz - Love is a four letter word
Atlantic / WarnerVÖ: 13.04.2012
Lieben und lieben lassen
Ein einziger Satz steht im Booklet: "Understanding love is one of the hardest things in the world." Jason Mraz versucht es trotzdem. Die Anzahl der Buchstaben des Wortes hat also nichts mit der Komplexität der Sache zu tun. Logisch - sonst wäre Popmusik ja komplizierter als Liebe, was dieses Album eindeutig widerlegt. Die Texte über Liebesfreud und Liebesleid verpackt der zweifache Grammy-Preisträger in perfekt geplante und handwerklich sauber umgesetzte Leichtigkeit, ohne die Absicht zu haben, Tiefgang zu beweisen. Die Produktion ist einfach zu glatt, um dem Album die Spontanität abzukaufen, die es zu suggerieren versucht. Solange man sich darüber aber einfach keine Gedanken macht, eignet sich "Love is a four letter word" hervorragend dazu, entspannten Sommernächten den passenden Soundtrack zu verpassen oder von Winterdepressionen geplagte Köpfe mit ein bisschen imaginärer Sonne zu füllen.
"The freedom song" beispielsweise, das die Platte eröffnet, beginnt entspannt mit karibischem Cocktailschlürf-Feeling aus nichts als Trommel, Gitarre und Gesang, wobei man beinahe das Meer in der Ferne rauschen hören kann. Nach einer halben Minute ist das Getränk dann aber schon leer und die Blaskapelle beginnt zum Tanz in den Sonnenuntergang zu spielen. Spätestens beim aufmerksamen Hören der Leadsingle "I won't give up" wird klar: der Mann ist nicht nur ein professioneller Herzschmerz-Barde, sondern auch einfach ein guter Musiker. Wie selbstverständlich er hier mit Stimmungen und Spannung jongliert, zeigt, dass er eine sehr genaue Vorstellung davon hat, was er mit seiner Musik erreichen will und kann. Der "Das-ist-doch-glattgebügelter-Kommerz!"-Aufschrei wird nicht ausbleiben und ist auch nicht ganz unberechtigt. Wer aber immer noch meint, auf diesem Argumentationsweg ein ganzes Album als schlecht abstempeln zu müssen, sollte scharf aufpassen, sich nicht beim Mitpfeifen und -wippen erwischen zu lassen.
Nach einigen breiter instrumentierten Songs am Anfang wird die zweite Albumhälfte ruhiger und konzentriert sich auf das, was Mraz am besten kann: aus Folk, Country, Soul, Jazz und manchmal einem Schuss Reggae bastelt er schlicht schöne Songs. Stimme und Gitarre werden dabei nur begleitet von einer kleinen Rhythmusgruppe, ab und zu schleichen sich auch eine Orgel oder ein paar Streicher in den Hintergrund, werden aber nie aufdringlich. Besonders hervorzuheben ist hier "Be honest", ein Duett mit Inara George von The Bird And The Bee, die gerne noch mehr hätte beisteuern dürfen. Und auch der Hidden Track "I'm coming over" bräuchte sich eigentlich nicht am Ende des Albums verstecken. Wem das alles zu viel Herzschmerz ist, der sollte sich vielleicht lieber an Gossip halten, schließlich wussten die schon auf "Music for men": "Love is a four letter word / That should never be heard."
Highlights & Tracklist
Highlights
- The freedom song
- I won't give up
- Be honest (feat. Inara George)
Tracklist
- The freedom song
- Living in the moment
- The woman I love
- I won't give up
- 5/6
- Everything is sound
- 93 million miles
- Frank D. Fixer
- Who's thinking about you now?
- In your hands
- Be honest (feat. Inara George)
- The world as I see it
Referenzen
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