Alabama Shakes - Boys & girls

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 06.04.2012
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Besser mit Seele

"Neu ist immer besser." Diese Regel, aufgestellt von Barney Stinson in der Sitcom "How I Met Your Mother", hat ihre Schwächen. "Star Wars"? "Chinese democracy"? Klar, man kann der Meinung sein, Axl Rose sei als Songwriter erwachsener geworden und beanstanden, dass die alten "Star Wars"-Filme die Feinheiten des intergalaktischen Handelsrechts nur ganz am Rande erwähnen. Ganz überzeugend sind diese Neuauflagen aber nicht, genau wie das seufzende "Früher war alles besser", das Ansammlungen von alternden Menschen in schöner Regelmäßigkeit von sich geben. Die Wahrheit liegt langweiligerweise oft irgendwo in der popkulturellen Grauzone dazwischen. Umso besser, dass Alabama Shakes mit "Boys & girls" eindeutig und unmissverständlich Stellung beziehen. Oder?

Das Debüt der Band aus Athens ist nicht nur inspiriert vom Soul und Rhythm and Blues der Sechziger und Siebziger, der im tiefsten amerikanischen Süden inmitten von Rassenunruhen, George Wallace und Civil Rights Movement zeitlos großartige Platten von Aretha Franklin, Otis Redding, The Staple Singers und Dutzenden anderen schwarzen Künstlern hervorgebracht hat. Nein, "Boys & girls" ist mit ganzem Herzen eine Platte der Jetztzeit. Brittany Howard singt sich derart befreit, leidenschaftlich, kratzbürstig und kongenial begleitet durch die elf Songs, dass einem die Freudentränen kommen. Dass dieser Platte trotz der Melancholie, die der Soul nun einmal mit sich bringt, von vorne bis hinten die Sonne aus dem Hintern scheint, macht das alles nur noch wunderbarer.

Der Opener "Hold on" beginnt fast zaghaft, bedient sich ein bisschen bei Creedence Clearwater Revivals "Down on the corner" und lässt Howard ganz viel Raum. Spätestens bei den Breaks nach dem zweiten Refrain singt man dann aus vollem Halse mit und zeigt der Zurückhaltung zusammen mit der Band den Stinkefinger: "Yeah, you got to wait / But I don't wanna wait". Ebenso befreiend geht es weiter: Die Mischung aus lauschig gezupften Licks, krachigem Stakkato und lautstarken Gitarrenwänden in "Hang loose" und "Rise to the sun" markiert den Punkt, an dem Alabama Shakes dem Garagenrock am nächsten kommen. Wie als direkte Antwort darauf versinkt das folgende "You ain't alone" knietief im Southern Soul, schleppt sich durch die Abgründe der Seele und endet in einer bittersüßen Coda: "You ain't alone / Just let me be / Your ticket home". Aber gerne.

Der Rest der Band harmoniert dabei nahezu immer perfekt mit der ausdrucksstarken Sängerin. So strotzt dieses live im Studio aufgenommene Album nur so vor ungekünstelter Dynamik, egal ob beim augenzwinkernd fingerschnippenden "Going to the party", der dramatischen Herzschmerz-Nummer "Heartbreaker" oder dem freischwebenden Gitarrenfiguren von "Be mine", die in einem scheppernden Abgang enden - als würden Eddie Hinton und die Muscle Shoals Rhythm Section in die Saiten und Felle hauen. Ob das nun alles neu oder uralt ist, tut nicht das Geringste zur Sache. Musik wie diese ist - wie bereits erwähnt - zeitlos. Und zeitlos ist zweifelsohne immer besser als nur neu.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hold on
  • You ain't alone
  • Going to the party
  • I ain't the same

Tracklist

  1. Hold on
  2. I found you
  3. Hang loose
  4. Rise to the sun
  5. You ain't alone
  6. Going to the party
  7. Heartbreaker
  8. Boys & girls
  9. Be mine
  10. I ain't the same
  11. On your way
Gesamtspielzeit: 36:29 min

Im Forum kommentieren

Minnesota Tumble

2013-04-07 00:37:33

"Hang Loose" ist schon eine ziemliche Dampfwalze. Bringt jeden gute Party zum kochen.

new york hardcore shakes

2013-02-19 15:34:28

nein!

Magge

2012-12-12 19:46:19

ganz klarer anwärter auf album des jahres!

album stinkt

2012-12-12 18:27:30

furchtbar uninnovative band, glatte produktion.

Eierfurz

2012-12-12 18:21:12

absolut. So schlecht die Kings of Leon geworden sind, gibt es auf der anderen Seite diese Band, die das Erbe mehr als würdig vertritt.

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