The Used - Vulnerable

Hopeless / Soulfood
VÖ: 30.03.2012
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nur Bruchstücke

Am 12. März 2011 wäre Bert McCracken besser im Bett geblieben. Noch einmal gibt der Schreihals der Screamoband The Used an jenem Abend vieles davon, was er knapp zehn Jahre nach dem Durchbruch der Band noch in sich trägt. The Used spielen am Musink-Festival in Kalifornien, McCracken krallt sich während der Schrei-Passagen von Screamo-Oldies wie "A box full of sharp objects" mit beiden Händen so fest in sein Mikrofon, als würde er jemandem an die Gurgel gehen. Er schließt in Balladen wie "Blue and yellow" die Augen, tänzelt auf der Bühne auf und ab und wiegt das Publikum im Takt seiner Verse. Aber nicht sehr lange. Denn was weder die Festival-Gäste noch Bert McCracken zu diesem Zeitpunkt ahnen: Ein paar Nummern später wird McCracken mit einem lauten "Klatsch" direkt vor der Bühne aufschlagen, sich dabei einen Ellbogen, ein Handgelenk und eine Hand brechen. Über ein Vierteljahr wird er brauchen, um wieder ganz der Alte zu werden. Ein Erlebnis das, so ist überliefert, eine der Initialzündungen zur vorliegenden Platte von The Used war. Deren Titel "Vulnerable" heißt auf Deutsch übersetzt so viel wie "verletzbar".

In weiten Teilen hört man dieser Platte kein bisschen an, dass sie aus solcher Selbstreflexion ihre Inspiration bezogen haben soll. In dem verhältnismäßig feisten Stück "Now that you're dead" nimmt McCracken keine Rücksicht auf seine jahrelang strapazierten Stimmbänder, wenn er sie mit seinen Schreiattacken ans Limit pusht. In seinen wenigen wilderen Momenten klingt "Vulnerable" keineswegs wie von einer Band gespielt, deren halbe Besetzung die 30 schon lange geknackt hat und die gelernt hat, Energiereserven anzusammeln sowie die eigenen Körper nicht ständig zu überfordern. Das geschieht allerdings selten. Eigentlich nur noch einmal, wenn The Used am Ende von "Put me out" die Kindersicherung rausnehmen und zumindest in Sachen Lautstärke kurz an das Strohfeuer ihrer ersten Platte erinnern.

Nur in den Details unterscheidet sich "Vulnerable" beispielsweise vom acht Jahre alten und ohnehin nur mittelprächtigen "In love and death". Die beiden Balladen "Together burning bright" sowie "Getting over you" sind weiterhin das Outing einer Bauchmusik-Band, deren (Wut-)Ausbrüche schon immer stärker als überlegte Arrangements waren. Sie funktionieren nicht, sind in dunkelsten Takten gefühlsecht wie Schlagermusik und in hellsten verhaltensauffällig wie die Lauschuntermalung eines Werbetrailers für Teenager-Schmonzetten. Bloß nehmen The Used auf "Vulnerable" scheinbar versehentlich ein paar Hooks und Akkordfolgen mit, die auf ihren letzten beiden Platten noch komplett gefehlt hatten: In "Hands and faces" gelingt McCracken der griffigste Chorus seit drei Platten, und das um ein simples Riff gestrickte "Hurt no one" ist locker besser als alles, was auf der letzten Taking Back Sunday die letzten Fans vergraulte. Das macht nach der Rekonvaleszenz von Bert McCracken keinen Befreiungsschlag und schon gar keine wirklich spannende Platte - aber immerhin ein Lebenszeichen.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hands and faces
  • Hurt no one

Tracklist

  1. Hands and faces
  2. Put me out
  3. Shine
  4. Now that you're dead
  5. Give me love
  6. Moving on
  7. Getting over you
  8. Kiss it goodbye
  9. Hurt no one
  10. Together burning bright
  11. I come alive
  12. This fire
Gesamtspielzeit: 40:47 min

Im Forum kommentieren

dódeI

2012-03-30 19:34:27

Ich kann gar nicht so recht verstehen, dass die Ankündigung eines neuen The Used-Albums im Jahre 2012 keine große Euphorie mehr auslöst.

ich versteh es schon. nach dem sehr guten debüt kam nix mehr.

jo

2012-03-30 16:45:37

Bin ab und an noch da - lese aber mehr als ich schreibe. Wir hatten aber echt schon lange nicht mehr in den gleichen Threads geschrieben, gell? :) Hat mich auch gefreut.

Zum Album: Ich habe noch keinen einzigen Ton davon gehört - und ich denke auch, dass es sich nicht lohnen wird, das zu ändern.

solea

2012-03-30 00:35:44

ist halt viel passiert in der Zeit.

PS: schön dich hier mal wieder zu sehen!

jo

2012-03-29 22:38:19

Und das ist alles noch gar nicht so lange her ;).

solea

2012-03-29 20:06:16

@kortenhorn

habs auch mal geamcht :-) ist wirklich eine nette Zeitreise.

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