Mia. - Tacheles

Island / Universal
VÖ: 09.03.2012
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schiller, Goethe, Mia.

Es wird ja viel geschimpft über die seelenlose Plattenindustrie. Schluss damit, in dieser Rezension wird alles anders, hiermit schließen wir den Kapitalismus tröstend in die Arme und werden zu Konsumenten mit Leib, Herz und Mitleid. Wir nämlich sehen, dass auch das System mal Aufmunterung braucht. Mit jeder Platte, die da nicht gekauft wird, die hier zerrissen oder gar nicht erst besprochen wird, blutet den Fans, den Labelmenschen, den Bands und deren Angehörigen das Herz. Es gibt böse Schreiber, die sich gar nicht bewusst sind über die Wunden, die sie da reißen. Dass der gemeine Plattentester ein sadistisches Schwein ist, sieht man auch schon allein daran, dass er die Backpfeifen quasi für lau verteilt. Aber wir ändern uns.

Als erstes Beispiel der Buße, die wir tun wollen, besprechen wir heute die wunderbare neue Platte von Mia., laut einer nie durchgeführten Abstimmung bei Johannes B. Kerner der Deutschen liebste Indieband. Völlig zu Recht, denn endlich wird es mal wieder richtig bodenständig zwischen Deutschrock und Neuer Deutscher Welle, da versteht der Muttersprachler besser, was so gesungen wird und außerdem, Land der Dichter und Denker, da darf man ja wohl noch zum eigenen Liedgut stehen. Was bitte soll das mit altbackener Gemeinschaftstümelei zu tun haben? Und wer das scheiße findet, der ist halt so verkrampft, dass er das Relaxen verlernt hat.

Mia. sprechen eine klare Sprache, mitten aus dem Herz und tief verwurzelt im heimischen Großstadtdschungel. Entschuldigung, tief verwurzelt im Eichenwald natürlich. Die Eichen, die stemmen sich gegen den eisigen Wind wie Sängerin Mieze im Eingangstrack "Sturm". "Nie zurück, nur nach vorn" - was sollte der Blick auf diese lärmigen, originellen, von der seltsamen Indiepresse wohlwollend betrachteten, Vorgängerplatten auch bringen? Wir mögen Schunkeln, Schlager, Ordnung und Pünktlichkeit, das haben Mia. jetzt perfekt verstanden, wie die Mitklatsch-Hymne "Immer wieder" eindrucksvoll beweist.

So passt beispielsweise zum neuen, Rundumsorglosüberschwang-Lebensgefühl von "La Boom" perfekt eine Shoppingtour und ein schöner Aperol-Sprizz. Und "Die Frau" zerrt uns mit funkiger Basslinie erfolgreich Richtung Tanzfläche und sorgt endlich mal für Toleranz gegen all die homophoben Arschgeigen. Genau, und farbige Männer sind charakterlich einwandfrei und besonders begabt im Basketball, im Tanz und im Bett, das muss gegen den Rassismus auch mal gesagt werden.

Dass die neue Platte unheimlich konstruiert klingt und damit jeglichen Verve der Vorgänger vermissen lässt? Dass sie dem Charisma Miezes eigentlich nur in der Single "Fallschirm" genug Raum zum Überschnappen gibt? Und dass die letzten eineinhalb Minuten von "Brüchiges Eis" mit schick nöligen Gitarren mehr Ausdruck und Fantasie haben als der Rest der Platte zusammen? All das verschweigen wir, wir wollten ja nett sein. Also genießen wir gemeinsam den Tag und lieben das Leben. Und jetzt ab ins Freibad, selbst das Wetter spielt mit.

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fallschirm
  • Brüchiges Eis

Tracklist

  1. Sturm
  2. Fallschirm
  3. Das Haus
  4. Aufruh
  5. Immer wieder
  6. Am Tag danach
  7. Rien ne va plus
  8. Der Einzige
  9. Musik
  10. Brüchiges Eis
  11. La Boom
  12. Die Frau
Gesamtspielzeit: 42:08 min

Im Forum kommentieren

An euch alle

2015-04-15 16:09:50

Meine Meinung: Tacheles ist einfach eine geil Platte!

An euch alle

2015-04-15 16:05:22

Meine Meinung: Tacheles ist einfach eine geil Platte!

LOLmops

2013-12-17 01:26:32

Bestes Lied von denen fand ich eigentlich "Love is my rebellion"

Smith

2013-06-23 14:18:26

3/10 ist schon sehr hart, wenn man bedenkt dass die ganzen Popb****** wie Kesha etc die gleiche Punktzahl bekommen.

Gewiss nicht so grandios wie in ihren Anfangszeit aber 5/10 wäre okay.

Schlagerqueen

2012-05-15 16:27:54

Sehen wir es doch so: Wenn "Immer wieder" eine Mitklatsch-Schlagerhymne ist, darf Schlager gerne immer so unkonventionell klingen. Schade, dass sowas nicht auf WDR4 läuft.

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