Band Of Skulls - Sweet sour
PIAS / Rough TradeVÖ: 17.02.2012
Schnauze, sonst Beule
Wer weiß: Vielleicht hatten Band Of Skulls aus Southhampton insgeheim nur auf diesen Moment Anfang 2011 gewartet. The White Stripes gaben ihre Auflösung bekannt, Jack White hatte das Gebäude verlassen, und man stand plötzlich einigermaßen allein auf weiter Flur in Sachen staubiger Wüsten-Rock'n'Roll. Zumal die Einzelteile von The Dead Weather jeweils genug zu tun hatten, als dass sie in Kürze ein neues Album eingepoltert hätten. Ausreichend Zeit also, um die Gunst der Stunde zu nutzen und gewissenhaft am Nachfolger zu "Darling baby doll face honey" zu arbeiten. Doch es kam, wie es kommen musste: White war nicht lange weg vom Fenster, und Band Of Skulls schafften ihren Zweitling gerade noch rechtzeitig vor dessen Soloalbum.
Doch so angenehm grob gestrickt und knarzig brachial das erste Album der Briten auch war - es weckte ebenso den Verdacht, dass seine auffällige Vorbildgeprägtheit für einen nochmaligen Aufguss womöglich etwas wenig sein könnte. Schleppende, in den Vordergrund gemischte Drums, bratend verstärkte Stromgitarren, sie keift, er bellt - so etwas läuft sich unter Umständen schnell tot. Immerhin: Die Briten haben sich zehn Songs einfallen lassen, die im Grunde keinen Deut schlechter sind als die ihres Debüts. Allerdings auch kaum einen Deut anders. Was sich gerade angesichts der anfänglichen Handkantenschläge auf "Sweet sour" durchaus verschmerzen lässt. Aber einen eben auch nicht mehr ganz so hoch hüpfen lässt wie beim ersten Mal.
Verkehrt machen Band Of Skulls dabei allerdings kaum etwas. Der Titelsong holt sich als zweckmäßig daherratternder alternativer Blues-Standard zu knirschendem Bass-Schlagzeug-Unterbau eine blutige Nase, und ähnlich rabiat geht es bei "Bruises" zu, das ständig zwischen minimalistischer Gitarrenfigur mit verhaltenem Gesang und Lärmattacken hin- und hertorkelt. Emma Richardson, Russell Marsden und Matt Hayward beherrschen dabei sowohl Ruppigkeit als auch dunkel glühende Balladen, die stets im Heiß-kalt-Wechsel alternieren, wobei der dicke Brocken "The devil takes care of his own" den Leibhaftigen besonders feste bei den Hörnern packt. Und wenn "Wanderluster" anschließend kreiselnde Riffs mit unterschwelligem Gebrodel koppelt, geht plötzlich auch kurz beides auf einmal.
Ansonsten stehen aber fast ausnahmslos Zuckerbrot und Peitsche auf der süß-sauren Speisekarte. Jeder Quasi-Ballade folgt die nächste Ohrfeige, und wenn "Navigate" einmal extra verführerisch säuselt, dann nur, damit das Trio den Hörer beim folgenden "You ain't pretty but you've got it going on" mit halsbrecherischem Uptempo und pfeilschnellem Riffing ordentlich plattwalzen kann. Widerstand zwecklos - wer meckert, muss mit Beulen rechnen. Was man angesichts vieler toller Songs gerne in Kauf nimmt, auch wenn demnächst ein, zwei neue Ideen nicht schaden können. Es muss ja nicht gerade die nächste Bandauflösung sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The devil takes care of his own
- Wanderluster
- You ain't pretty but you've got it going on
Tracklist
- Sweet sour
- Bruises
- Lay my head down
- The devil takes care of its own
- Wanderluster
- Navigate
- You ain't pretty but you've got it going on
- Hometowns
- Lies
- Close to nowhere
Referenzen
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