You Me At Six - Sinners never sleep

Virgin / EMI
VÖ: 27.01.2012
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Mit lauteren Mitteln

Es gibt ja viele Möglichkeiten, eine Party zu ruinieren. Bei You Me At Six hatte das Schicksal eine besonders bittere Pointe parat. Kurz vor der Veröffentlichung von "Hold me down", das die britischen Top 5 enterte und die Pop-Punker endgültig als massenkompatibel etablierte, verlor Drummer Dan Flint seinen Vater. Auf den Erfolg anstoßen konnte und wollte die Band anschließend kaum. Stattdessen diskutierte man offen über den weiteren Weg. Ob es nun am privaten Schicksalsschlag lag oder nicht: You Me At Six suchen die Veränderung. "Sinners never sleep" ist, verkündet die Band selbstbewußt, das Album, mit dem man zu neuen Ufern aufbrechen will. Frei nach dem Motto: Schluss mit dem Kinderkram, jetzt werden wir erwachsen. Hat man so oder so ähnlich schon von hunderten Bands gehört. Richtig geklappt hat die Neuerfindung aber nur bei wenigen, etwa Blink 182 oder Silverchair.

Auf "Sinners never sleep" deuten You Me At Six immerhin an einigen Stellen an, dass sie es mit dem Wunsch nach Veränderung ernst meinen. Am deutlichsten wohl in "Bite my tongue" und "Time is money", die für einen Großteil der bisherigen Klientel eine Spur zu hart sein dürften. Während in ersterem Song Oli Sykes (Bring Me The Horizon) als Gast seine gebrüllte Visitenkarte abgibt, grunzt bei "Time is money" Winston McCall von der australischen Metalcore-Band Parkway Drive jegliche Melodieseligkeit in Grund und Boden. Auch in einigen der übrigen Songs geben sich You Me At Sixdurchaus Mühe, mehr Ecken und Kanten als bisher zu zeigen. Die Produktion lässt die Gitarren bratzen und das Schlagzeug zumindest etwas fieser scheppern. In den zupackenden Refrains von "Loverboy" oder "Little death" geht Frontmann Josh Franceschi voll aus sich heraus.

Obwohl die großspurige Ankündigung im Vorfeld nach Marketingstrategie riecht, funktioniert die leichte Neuausrichtung im Großen und Ganzen gut. Zwar fehlte der Platte ab und an die Homogenität, doch sie weiß zu unterhalten. Zumal die Band auf "Sinners never sleep" ihre Vergangenheit zu keiner Zeit verleugnet. Vor allem "This is the first time" und "No one does it better" wollen mit schwelgerischen und romantischen Mitsingrefrains die ganze Welt umarmen. Die Kitschgrenze umkurven You Me At Six dennoch fast immer elegant, obwohl die Songs popkompatibel und kompakt arrangiert sind - bis auf eine Ausnahme. "When we wereyounger" zeigt ganz am Ende der Platte, wozu die Band in der Lage sein kann, wenn sie noch einen Schritt mehr denkt. Die sechseinhalbminütige Jugenderinnerung ist die atmosphärisch dichteste, ungewöhnlichste und womöglich beste Komposition in der noch kurzen Karriere der Engländer. "Sinners never sleep" mag noch nicht der ganz große Wurf sein, zeigt aber, dass der nicht unerreichbar ist.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Loverboy
  • No one does it better
  • When we were younger

Tracklist

  1. Loverboy
  2. Jaws on the floor
  3. Bite my tongue (feat. Oli Sykes)
  4. This is the first thing
  5. No one does it better
  6. Little death
  7. Crash
  8. Reckless
  9. Time is money (feat. Winston McCall)
  10. Little bit of truth
  11. The Dilemma
  12. When we were younger
Gesamtspielzeit: 47:57 min

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