Alexander Marcus - Glanz & Gloria

Yuppie / Kontor
VÖ: 06.01.2012
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

LOLZ 8)

Alexander Marcus darf alles. Er wäre mit seinem Debüt "Electrolore" nicht der Erste gewesen, aber er war vielleicht der Erster, der die Sache vollständig ausreizt und bis an die Grenzen jedes Geschmacks prügelte. Ein paar Jahre später dann erneut die Reizung der Nervenenden des Feuilletons mit "Mega" - wieder fragt sich jeder, was von diesem Hans von und zu Wurst anzufangen sei, der sich nie, aber auch wirklich nie festnageln lässt. Seitdem hat sich wenig bis eigentlich nichts geändert, auch nicht für die dritte Platte "Glanz & Gloria". Cindy & Bert schämten sich vermutlich immer noch, wenn sie solche Texte singen müssten. Doch Marcus ist keine Sache zu blöd, um sie bei Minimal-Beats zum Besten zu geben. Unter dem Deckmantel der Ironie funktionieren ja auch schon Hornbrillen, die scheiße aussehen, Starbucks-Kaffee, der scheiße schmeckt, und eben Alexander Marcus.

So schlecht, dass es wieder gut ist - ja, genau. Oder vielleicht lieber: So schlecht, dass es widerlich ist. Denn bei Marcus geht es nicht um den simplen Klamauk. Die meisten Tracks auf dieser Platte sind weder absurd noch komisch. Aber vermutlich glaubt auch irgendwer, dass der seichte Aufguß von "Geben" tatsächlich religionskritisch sei. Und ernsthaft: "Pitschi Pitschi Popo"? Wo bleibt da wenigstens was von Ritze, Schoki und Rosette? Auch bei "Mongolei" kann man sich schon denken, wo die Pointe begraben liegt. Letztendlich spült einem Marcus mit genau den gleichen Worten den Kopf leer wie der Musikantenstadl. Ob das Ironie ist oder nicht, tut da mehr als wenig zur Sache, wenn der Effekt der gleiche ist. Und hinter der Kunstfigur kann man sich nicht immer verstecken.

Wenn neben den Texten, wenigstens die Musik überzeugen könnte - macht sie aber nicht. Die Melodie von "Danke schön" schimmert auf einer Synthiefläche, allerdings so dreist seicht, dass auch das nur als dödelige Provokation verstanden werden will. Und alleine der Beat von "Soldaten der Liebe" kommt in etwa so geil wie der Alleinunterhalter auf dem bunten Abend im Heim für Demenzkranke. Alexander Marcus hat seine Nische für den Moment erst einmal ausgereizt. Beim ersten Mal ging der Witz noch durch, beim zweiten Mal war er ein Schmunzeln wert, aber zum dritten Mal? Vielleicht löst aber der Film, der im Zuge der Platte folgen soll, auf, dass diese penetrante Wiederholung die Pointe ist, dass Musik hier gar nicht als Musik gedacht wird, sondern als Hintergrundrauschen, um die Seichtigkeit dieser Welt aufzudecken und ihr den Spiegel vorzuhalten. Oder Marcus will nur trollen und einen Großteil der Menschen mit dieser Musik verarschen. Die einen feiern's, die anderen nicht. Da bleibt einem nur noch eins: LOLZ 8)

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Glanz & Gloria
  2. Und es geht voran
  3. Liebe Kiste
  4. Danke schön
  5. Soldaten der Liebe
  6. Pitschi Pitschi Popo
  7. Geben
  8. Alex M.
  9. Disco La Cola
  10. Mongolei
  11. Nur ein Sänger
Gesamtspielzeit: 37:05 min

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